Hot Stock der Wall Street: Quiksilver

von Tim Schäfer, New York

Vor gut einem Jahr tauchte die Aktie des Modeherstellers auf unter einen Dollar ab. Sinkende Umsätze und eine erdrückende Schuldenlast von nahezu einer Milliarde Dollar schienen der Firma den Garaus zu machen. Dabei fing alles so gut an. Im kalifornischen Surferparadies Huntington Beach wurde die Gesellschaft im Jahre 1976 gegründet. Im Fokus standen stets jugendliche Surfer, die Marke etablierte sich schnell. Über die Jahre zog der Jahresumsatz auf über 2,4 Milliarden Dollar an.

Die Existenzkrise scheint nun ausgestanden. Nach einem starken Personalabbau, Kostenkürzungen und einer Umschuldung startete der einstige Pennystock eine Aufholjagd. Allein am 11. März explodierte der Titel um 30 Prozent auf 4,04 Dollar. Mittlerweile notiert das Papier bei 4,58 Dollar. Grund für die jüngste Kursrallye: Vorstandschef und Mitgründer Robert McKnight hatte einen geringeren Quartalsverlust vorgelegt, als erwartet worden war. Die Miesen dämmte er auf nur noch 5,4 nach 194,4 Millionen Dollar vor Jahresfrist ein. Um lediglich zwei Prozent sank der Quartalsumsatz auf 432,7 Millionen Dollar.

Zum Vergleich: Voriges Jahr sank der Umsatz noch um 12,7 Prozent. Zudem kündigte McKnight an, für das laufende zweite Quartal einen kleinen Gewinn pro Aktie ausweisen zu wollen. Zuletzt wies Quiksilver im Gesamtjahr 2006 einen Jahresüberschuss aus. Es besteht also Hoffnung, dass dies 2010 wieder gelingen kann. Zwar ist die Kreditlast ein Problem. So übersteigen die Schulden um 227 Prozent das Eigenkapital. Konservative Investoren akzeptieren beispielsweise nur eine Verschuldung von 50 Prozent des Eigenkapitals.

Doch scheint der Konzern angesichts der operativen Wende wieder manövrierfähig zu sein. Im ersten Quartal sprudelte immerhin ein operativer Cashlow von 100 Millionen Dollar, was kerngesund erscheint. Um der Schuldenlast Herr zu werden, begannen schon im August 2008 die Umbauarbeiten. Seinerzeit hatte der Surfgigant seine Skimarke Rossignol für 147 Millionen Dollar verkauft. Das war zwar weniger als die Hälfte des Preises, den das Management drei Jahre zuvor bei der Übernahme bezahlt hatte. Doch spülte der Deal dringend benötigtes Bargeld in die Kasse. McKnight borgte sich im Sommer 2009 von dem Investor Rhone 150 Millionen Dollar und zahlt dafür fortan 15 Prozent Zinsen.

Happig! Ihm blieb aber keine andere Wahl. Zudem gewährte ihm die Bank of America und GE Capital eine Kreditlinie von 200 Millionen Dollar. Ende August kursierten an der Wall Street Gerüchte, dass Adidas erwägt, Quiksilver zu akquirieren. Ein Deal könnte Sinn machen. Die Herzogenauracher könnten die Bilanz der Kalifornier in Ordnung bringen und den Vertrieb für den kleinen Widersacher einsetzen. Dank der Synergien dürften die Kosten sinken. Nike wird ebenfalls grundsätzliches Interesse an Übernahmen nachgesagt. Insbesondere unter Kinderbekleidungsanbietern soll sich angeblich Nike-Chef Mark Parker umschauen.

Ob Nike oder Adidas wirklich das Ruder übernehmen werden, ist freilich ungewiss. Selbst ohne eine Übernahme scheint das Unternehmen sanierungsfähig zu sein. Der gegenwärtige Börsenwert von 585 Millionen Dollar deckt nur 28 Prozent des Jahresumsatzes ab, was sehr günstig erscheint. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis beträgt 1,24, was ebenfalls moderat ist. Kursrücksetzter bieten sich daher zum Einstieg an. Vor drei Jahren, als die Konsumenten noch bei bester Laune waren, notierte Quiksilver bei 14 Dollar. Der Kurs hat also mittel- bis langfristig weiteres Potential.