Spartenverkauf beschert TUI im Jahr der Türkei-Krise Milliardengewinn - TUI-Aktie steigt
Der lukrative Verkauf seiner Tochter Hotelbeds hat dem weltgrößten Reisekonzern TUI im Jahr der Türkei-Krise einen Milliardengewinn verschafft.
Auch das Tagesgeschäft mit dem Urlaub warf trotz des Einbruchs bei Türkei-Reisen und des Wirbels nach dem Brexit-Votum mehr ab als ein Jahr zuvor. TUI-Chef Fritz Joussen peilt nun weitere Steigerungen an und will eine Milliarde Euro vor allem in neue Hotels und Kreuzfahrtschiffe stecken, wie er am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in Hannover ankündigte. Die Aktionäre können sich auf eine höhere Dividende freuen.
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die TUI-Aktie gewann bis zum Nachmittag 2,40 Prozent an Wert und wurde zuletzt mit 12,75 Euro gehandelt.
Unterm Strich verdiente TUI im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende September 1,04 Milliarden Euro und damit etwa dreimal so viel wie ein Jahr zuvor. Das lag vor allem daran, dass der Konzern beim Verkauf des Hotelzimmer-Vermarkters Hotelbeds einen dicken Buchgewinn eingestrichen hatte.
Im laufenden Geschäft konnte der Veranstalter den Buchungseinbruch in der Türkei wegstecken, auch weil er seine Reiseangebote nach dem ersten Terroranschlag in Istanbul schnell auf andere Ziele umstellte. "Wir hatten insgesamt mehr Kunden als im Vorjahr, aber eine Million weniger in der Türkei", sagte Joussen. Die Aktionäre sollen mit einer von 56 auf 63 Cent je Aktie erhöhten Dividende an dem Erfolg teilhaben.
Nach dem Votum der Briten für den EU-Austritt machte sich bei TUI der Wertverlust des britischen Pfunds bei Umsatz und Gewinn negativ bemerkbar - allerdings nicht bei der Urlaubsnachfrage. Die Buchungen hätten sich nach der Brexit-Abstimmung nicht anders entwickelt als ein Jahr zuvor, sagte Joussen. Daher gehe er auch für 2017 von einem guten Sommergeschäft mit den traditionell reisefreudigen Briten aus.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr musste TUI infolge des Pfund-Einbruchs jedoch konzernweit einen Umsatzrückgang um rund zwei Prozent auf 17,2 Milliarden Euro hinnehmen. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (Ebita) stieg zwar um fünf Prozent auf 1,0 Milliarden Euro, wobei TUI neben der verkauften Tochter Hotelbeds auch die zum Verkauf stehende Spezialreise-Sparte Travelopia herausgerechnet hat. Ohne die Währungsturbulenzen hätte das operative Gewinnplus 14,5 Prozent betragen. Das schwache Pfund habe das Ergebnis mit rund 90 Millionen Pfund belastet, sagte Joussen.
Dass es insgesamt nach oben ging, verdankte der Konzern seiner verstärkten Ausrichtung auf eigene Hotels und Kreuzfahrtschiffe. Während die Hotelsparte mit Ketten wie Riu und Robinson ihren bereinigten operativen Gewinn um mehr als ein Fünftel steigerte, legte die Kreuzfahrtsparte mit TUI Cruises und der Luxuslinie Hapag-Lloyd hier sogar um 61 Prozent zu.
Im Veranstaltergeschäft musste TUI wegen des schwachen Pfunds und des harten Preiskampfs in Deutschland allerdings deutliche Rückgänge hinnehmen. Auch die heftigen Flugausfälle bei der deutschen Fluglinie Tuifly verbuchte der Konzern zum Teil im abgelaufenen Geschäftsjahr. Piloten und Flugbegleiter des Unternehmens hatten sich Anfang Oktober reihenweise krankgemeldet, nachdem Pläne für einen neuen, gemeinsamen Ferienflieger mit Air Berlin bekanntgeworden waren. Dieser soll nun im Wesentlichen aus Tuifly und der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki bestehen. Joussen erwartet, dass der Deal in den kommenden Wochen abgeschlossen werden kann.
Der eingeschlagene Weg zu stetigen Gewinnsteigerungen im Tagesgeschäft des Konzerns soll in den kommenden Jahren weitergehen. Joussen verlängerte das bisherige Ziel, das um Sonderposten und Währungsschwankungen bereinigte operative Ergebnis (Ebita) im jährlichen Schnitt um mindestens zehn Prozent zu steigern, um ein Jahr bis zum Geschäftsjahr 2018/19.
Unklar blieb, inwieweit Entschädigungen für im Oktober gestrandete Tuifly-Passagiere das Ergebnis des laufenden Geschäftsjahres belasten werden. "Natürlich werden die Passagiere gemäß den gesetzlichen Vorgaben entschädigt", sagte Joussen. Ob der Konzern von Flugausfällen und -verspätungen betroffenen Kunden massenhaft die dafür vorgesehenen 250 bis 600 Euro pro Person auszahlt, ließ er offen. Die Konzerntochter TUI Deutschland hatte im Oktober erklärt, dass es sich bei den Krankmeldungen um höhere Gewalt handle: "Entschädigungs- beziehungsweise Schadensersatzansprüche der Kunden entstehen daraus nicht." Reiserechtler riefen die Kunden dazu auf, dennoch ihre Ansprüche anzumelden./stw/fbr/she
HANNOVER (dpa-AFX)
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15.02.2023 | TUI Market-Perform | Bernstein Research | |
15.02.2023 | TUI Sell | UBS AG | |
15.02.2023 | TUI Underweight | Barclays Capital | |
15.02.2023 | TUI Hold | Deutsche Bank AG | |
14.02.2023 | TUI Underperform | Jefferies & Company Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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19.02.2020 | TUI kaufen | Norddeutsche Landesbank (Nord/LB) | |
09.10.2019 | TUI Outperform | Bernstein Research | |
26.09.2019 | TUI buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
25.09.2019 | TUI Outperform | Bernstein Research | |
11.08.2017 | TUI overweight | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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15.02.2023 | TUI Market-Perform | Bernstein Research | |
15.02.2023 | TUI Hold | Deutsche Bank AG | |
14.02.2023 | TUI Market-Perform | Bernstein Research | |
16.12.2022 | TUI Hold | Deutsche Bank AG | |
14.12.2022 | TUI Market-Perform | Bernstein Research |
Datum | Rating | Analyst | |
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15.02.2023 | TUI Sell | UBS AG | |
15.02.2023 | TUI Underweight | Barclays Capital | |
14.02.2023 | TUI Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
05.01.2023 | TUI Sell | UBS AG | |
22.12.2022 | TUI Sell | UBS AG |
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