VW-Aktie deutlich fester: VW-Prüfer hat wohl keine Hinweise auf Zwangsarbeit in Xinjiang gefunden - Verhandlungen über Sparprogramm
Die von VW beauftragten Prüfer haben nach eigenen Angaben keine Hinweise auf Zwangsarbeit in dem umstrittenen Werk in der chinesischen Provinz Xinjiang gefunden.
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"Wir konnten keine Hinweise auf oder Belege für Zwangsarbeit bei den Mitarbeitenden finden", sagte Markus Löning von der Beratungsfirma Löning Human Rights & Responsible Business am Dienstag in Wolfsburg bei der Vorlage einer Management-Zusammenfassung seines Berichts. Lönings Unternehmen war von Volkswagen im Sommer beauftragt worden, die Arbeitsbedingungen an dem Standort auf Menschenrechtsverletzung hin zu untersuchen.
Der 2013 eröffnete Standort Urumqi steht wegen möglicher Menschenrechtsverletzungen in der von Uiguren bewohnten Provinz in der Kritik. Der Standort hat nach VW-Angaben nur noch rund 197 Mitarbeiter, die dort ausschließlich Fahrzeuge für die Auslieferung vorbereiten. Die Autoproduktion wurde dort inzwischen eingestellt, die Mitarbeiterzahl von einst 650 auf unter 200 reduziert.
Um die Arbeitsbedingungen zu überprüfen, habe man vor Ort die Arbeitsverträge aller Mitarbeiter der letzten drei Jahre sowie weitere Unterlagen geprüft, sagte Löning. Zudem seien Gespräche mit 40 selbst ausgewählten Beschäftigten geführt worden. Vor Ort sei man dabei von zwei chinesischen Rechtsanwälten unterstützt worden.
"Die Ergebnisse der Auditierung des Werks in Urumqi zeigen, dass keine Anzeichen für Zwangsarbeit innerhalb des Standorts festgestellt wurden", stellte VW-Rechtsvorstand Manfred Döss fest. "Auch zukünftig werden wir jegliche Hinweise auf Menschenrechtsverstöße sehr ernst nehmen. Sollte es einen Verdacht oder Hinweise geben, werden wir diesen nachgehen." VW folge dabei den internationalen und nationalen Gesetzen und Pflichten sowie den internen Prozessen und Regularien.
Allerdings, so räumte Löning ein, gebe es in China besondere Herausforderungen für solche unabhängigen Untersuchungen. "Die Situation in China und Xinjiang und die Herausforderungen bei der Datenerhebung für Audits sind bekannt." Überprüft haben man daher nur die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter im Werk selbst. "Unser Mandat war auf die 197 Mitarbeitenden der Shanghai Volkswagen (Xinjiang) Automotive Company in Urumqi begrenzt."
Von den 197 Beschäftigten seien gut drei Viertel Han-Chinesen, 47 gehörten verschiedenen Minderheiten an, die meisten davon Uiguren. "Die Mitarbeitenden sind überdurchschnittlich bezahlt und haben wenig zu tun", fasste Löning die Arbeitsbedingungen an dem Standort fest. Besondere Überwachungsmaßnahmen habe man nicht feststellen können. Auch die Prüfer hätten sich bei ihrem Besuch vor Ort frei bewegen können. Löning war bis 2013 Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung.
VW-Konzernchef Oliver Blume hatte im Juni nach öffentlichem Druck angekündigt, das Werk einer unabhängigen Überprüfung zu unterziehen. Zuvor hatte der US-Finanzdienstleister MSCI den Wolfsburger Konzern wegen des Standorts mit einem Warnhinweis belegt. Menschenrechtler kritisieren VW seit langem dafür, an dem Werk, dessen Vertrag noch bis mindestens 2029 läuft, festzuhalten. Menschenrechtsorganisationen werfen der Zentralregierung in Peking vor, die muslimische Minderheit der Uiguren gezielt zu unterdrücken. Volkswagen hatte stets bestritten, dass es an dem Standort Menschenrechtsverletzungen oder Zwangsarbeiter geben könnte.
So reagiert die VW-Aktie
Die Vorzugsaktien von VW haben es am Mittwoch mit zuletzt 4,33 Prozent Kursplus auf 113,26 Euro über ihre 100-Tage-Linie geschafft. Damit manifestiert sich der Bodenbildungsversuch nach dem Tief seit 2020 im Oktober. Leicht positive Neuigkeiten kamen zum Thema Xinjiang: Die von den Wolfsburgern beauftragten Prüfer haben nach eigenen Angaben keine Hinweise auf Zwangsarbeit in dem umstrittenen Werk in der chinesischen Provinz gefunden.
Citigroup-Analyst Harald Hendrikse ist optimistisch für eine Trendwende. Seitdem der Indexanbieter MSCI im Sommer 2022 eine "rote Flagge" für das Nachhaltigkeitsrating wegen der Xinjiang-Problematik gezeigt habe, seien die Papiere sowohl der Autobranche als auch dem DAX deutlich hinterhergehinkt.
"Wenn die Ergebnisse des Audits MSCI nun zufriedenstellen, und sie die rote Flagge fallen lassen, dürfte viele europäische Anleger zurückkommen, die aufgrund ihrer Nachhaltigkeitsanforderungen keine VW-Aktien mehr kaufen durften", erklärte Hendrikse. "Dann dürfte ein deutlicher Teil der Underperformance aufgeholt werden."
Verhandlungen über Sparprogramm sollen noch dieses Jahr abgeschlossen werden
VW will die Verhandlungen über das Milliarden-Sparprogramm nach Darstellung des Betriebsrates noch in diesem Jahr abschließen. "Unsere Verhandlungen mit dem Unternehmen sind auf der Zielgeraden", sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo am Mittwoch laut Mitteilung bei der Betriebsversammlung in Wolfsburg. "Wir wollen die Eckpunkte bis Jahresende festgelegt haben." Sie sei zuversichtlich, dass dies bis Weihnachten gelinge, sagte Cavallo.
Markenchef Thomas Schäfer kündigte auf der Versammlung eine erste konkrete Sparmaßnahme an: Der geplante Neubau des Entwicklungszentrums "Campus Sandkamp" werde gestrichen. Statt 800 Millionen Euro in den Neubau zu investieren, wolle man nun für 450 Millionen Euro bestehende Gebäude aufrüsten.
Das im Sommer angekündigte "Performance Programm" soll die Kosten von Europas größtem Autobauer bis 2026 um zehn Milliarden Euro senken und die Umsatzrendite von zuletzt 3,4 auf 6,5 Prozent erhöhen. Seit Oktober wird mit dem Betriebsrat darüber verhandelt. Mit den Gesprächen zeigte sich Schäfer zufrieden: "Wir kommen gut voran." Wesentliche Teile seien bereits entschieden und würden umgesetzt.
Dabei werde es nicht ohne Stellenabbau gehen, sagte Schäfer. "Wir müssen bei Volkswagen künftig an vielen Ecken mit weniger Leuten auskommen." Als Sofortmaßnahme hatte er bereits ein Einstellungsstopp verhängt. Cavallo bekräftigte die "roten Linien" für die Verhandlungen: Es dürfe keine Einschnitte beim Tarif und bei der vereinbarten Beschäftigungssicherung bis 2029 geben. Als Möglichkeit zum Personalabbau nannte sie eine Ausweitung der Altersteilzeit.
/fjo/DP/ngu
WOLFSBURG (dpa-AFX)
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