Umsatz- und Gewinnwachstum

Bayer-Aktie verliert: Bayer hebt Jahresausblick nach Monsanto-Übernahme an - Anleger enttäuscht

05.09.18 17:53 Uhr

Bayer-Aktie verliert: Bayer hebt Jahresausblick nach Monsanto-Übernahme an - Anleger enttäuscht | finanzen.net

Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer rechnet nach der Übernahme von Monsanto für das laufende Jahr mit einem Umsatz- und Gewinnwachstum. Der Ausblick lässt Investoren jedoch enttäuscht zurück - die Bayer-Aktie fiel.

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Einige Analysten hatten sich jedoch mehr erhofft. Ein Grund für die Enttäuschung: Der Kauf des US-Saatgutkonzerns hatte sich wegen Bedenken von Wettbewerbshütern verzögert. Das drückt auf den Gewinn, denn "das akquirierte Geschäft erzielt Umsatz und vor allem Ergebnis größtenteils im ersten Halbjahr", wie Bayer-Chef Werner Baumann am Mittwoch bei Vorlage der Quartalszahlen in Leverkusen erklärte. Zudem haperte es im zweiten Quartal im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten sowie in der Pharmasparte.

Dank eines Monsanto-Beitrags von mehr als 5 Milliarden Euro erwartet Bayer 2018 nun einen Umsatz von mehr als 39 Milliarden Euro nach weniger als 35 Milliarden bisher, wie der Dax-Konzern mitteilte. Weil Bayer wegen Auflagen der Wettbewerbshüter im Zuge des Deals auch Geschäftsteile an den Rivalen BASF verkaufte, ist dabei auch eine Umsatzminderung von rund einer Milliarde Euro berücksichtigt.

Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen nach knapp 9,3 Milliarden Euro vor einem Jahr. Analysten hatten bisher für 2018 im Mittel einen Umsatz von 39,5 Milliarden sowie ein bereinigtes operatives Ergebnis von 9,8 Milliarden Euro auf dem Zettel.

Der neue Ausblick erscheine auf den ersten Blick wenig inspirierend, erklärte Analyst Daniel Wendorff von der Commerzbank. Die Aktien rutschten mit minus 1,57 Prozent auf 78,58 Euro wieder in Richtung ihres Mehrjahrestiefs von 75,50 Euro ab. Zum Handelsende wies der Kurs ein Minus von 1,69 Prozent bei 78,48 Euro pro Aktie aus.

Auf dieses waren sie Mitte August gefallen - nach einem Schadensersatzurteil in dreistelliger Millionenhöhe gegen Monsanto in den USA wegen möglicher Krebsrisiken des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat. Investoren befürchten angesichts tausender weiterer Klagen Milliardenrisiken. Bayer und Monsanto gehen gegen das Urteil vor und geben sich mit Blick auf weitere Verfahren optimistisch.

Der von dem Urteil überschattete Monsanto-Kauf verlieh Umsatz und Gewinn im Agrargeschäft im abgelaufenen Quartal Auftrieb, wenngleich der US-Konzern den Bayer-Zahlen nur für rund drei Wochen hinzugerechnet wurde. Zudem hatten vor einem Jahr hohe Lagerbestände sowie Rückstellungen für Produktrückgaben im brasilianischen Pflanzenschutzgeschäft belastet.

Die Pharmasparte bekam den stärkeren Eurokurs sowie höhere Produktionskosten und Lieferengpässe bei Medikamenten wie Aspirin zu spüren. Hier belasteten weiterhin Produktionsanpassungen nach einem Rüffel der US-Gesundheitsbehörde FDA. Wegen der Maßnahmen sowie eines erwarteten Produktionsstillstands für eine Nachkontrolle der FDA rechnet Baumann auch im weiteren Jahresverlauf mit Belastungen.

Die Erlöse im wichtigen Geschäft mit neueren Medikamenten legten unterdessen weiter zu. Vor allem die Geschäfte mit dem Gerinnungshemmer Xarelto und dem Augenmedikament Eylea lieferten Rückenwind. Analyst Wimal Kapadia von Bernstein Research sieht das als Grund für Zuversicht. Die Erlöse des Krebsmittels Xofigo gingen hingegen wegen Konkurrenzdruck zurück. Das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten litt unter einer Schwäche in Europa und den USA.

Insgesamt stieg der Konzernumsatz im zweiten Quartal um 8,8 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro. Das Ebitda vor Sondereinflüssen kletterte um 3,9 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Ohne den starken Euro wäre es mehr gewesen. Während der Umsatz leicht über den durchschnittlichen Analystenschätzungen lag, hinkte das Ebitda etwas hinterher.

Unter dem Strich verdiente der Konzern 799 Millionen Euro und damit rund ein Drittel weniger als ein Jahr zuvor. Damals war noch die ehemalige Kunststofftochter Covestro in das Ergebnis eingeflossen, die mittlerweile verkauft ist.

Die Dividende will Bayer auch nach der Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Monsanto-Kaufs mindestens stabil halten. Trotz einer gestiegenen Aktienzahl können Anleger also auf mindestens 2,80 Euro je Anteilsschein hoffen.

In diese Zusammenhang verwies Bayer auch auf hohe operative Zahlungszuflüsse durch Monsanto. Dies, die Erlöse aus dem Verkauf von Geschäftsteilen an BASF sowie die Veräußerung der Covestro-Anteile soll per Jahresende zu einer deutlich niedrigeren Nettoverschuldung führen als ursprünglich erwartet.

Die nun in Aussicht gestellten 37 Milliarden Euro lägen rund 2 Milliarden unter der Marktschätzung, erklärte Analyst Alistair Campbell von der Privatbank Berenberg. Das sei ein Lichtblick. Bayer-Chef Baumann betonte, dass der Schuldenabbau auch 2019 im Fokus stehe.

Bayer-Anleger sehen im Jahresausblick mehr Schatten als Licht

Die durchschnittliche Gewinnerwartung des Marktes dürfte nun fallen, sagte Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan. Er hatte schon vor der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal vor zu hohen Erwartungen gewarnt und dabei auf die starken saisonalen Schwankungen im Geschäft von Monsanto hingewiesen.

Analyst Vosser sieht derweil keine größeren Risiken für die Markterwartungen für das kommende Jahr 2019. Schließlich fließe Monsanto dann das gesamte Jahr in die Resultate ein. Allerdings müssen sich Investoren beim Unternehmensausblick für 2019 bis zur Vorlage der Jahreszahlen für 2018 gedulden. Mittelfristige Ziele wird Bayer bereits im Zuge eines Kapitalmarkttages Anfang Dezember vorstellen.

Mit Blick auf das abgelaufene zweite Quartal monierte Analyst Keyur Parekh von der Investmentbank Goldman Sachs die Profitabilität im Pharmageschäft sowie in der Sparte für rezeptfreie Medikamente. Hier schlugen sich Lieferschwierigkeiten etwa bei Aspirin, der starke Eurokurs und höhere Forschungskosten nieder.

Es hab aber auch Positives: Analyst Ulrich Huwald von Warburg Research lobte, dass Bayer für 2018 eine Dividende mindestens auf dem Vorjahresniveau von 2,80 Euro je Anteilsschein zahlen will. Ein Lichtblick sei auch die Nettoverschuldung gewesen, schrieb Experte Alistair Campbell von der Privatbank Berenberg in einer Studie. Dank hoher freier Mittelzuflüsse peile Bayer per Jahresende mit rund 37 Milliarden Euro eine um rund 2 Milliarden Euro geringere Nettoverschuldung an als gemeinhin erwartet.

/mis/men

LEVERKUSEN (dpa-AFX)

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