Commerzbank geht 2020 von Verlust aus - Corona-Krise und Umbau belasten - Commerzbank-Aktie deutlich im Plus
Die Commerzbank rechnet wegen der Corona-Pandemie und der Kosten für den Konzernumbau 2020 jetzt mit einem Verlust.
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Grund dafür ist zum einen die erhöhte Prognose für die Risikovorsorge und zum anderen der stärkere coronabedingte Druck auf die Erträge im Geschäft mit Firmenkunden, wie die Bank am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Zuletzt hatte das Institut wie in den Vorjahren noch einen Gewinn angepeilt. Dieses Ziel wurde aber angesichts des Umfelds und der Aufwendungen für die Neuausrichtung vom Management als "sehr ambitioniert" eingestuft. Für Experten kommt die Prognose nicht überraschend, da sie größtenteils ohnehin schon mit einem Verlust gerechnet hatten.
Besser als erwartet lief das Tagesgeschäft im zweiten Quartal. Der operative Gewinn sank zwar um rund ein Drittel auf 205 Millionen Euro. Hier hatten Analysten aber mit einer Halbierung gerechnet. Die Aktie legte in der ersten Handelsstunde um bis zu sieben Prozent auf 4,80 Euro zu und baute damit die Gewinne nach den überraschenden Rücktrittsankündigungen von Konzernchef Martin Zielke und Chefaufseher Stefan Schmittmann von Anfang Juli aus. Damals hatte die Aktie nur etwas mehr als vier Euro gekostet. Zielke war in den vergangenen Monaten zunehmend vom US-Finanzinvestor Cerberus angegriffen worden, da diesem die Spar- und Renditeziele nicht ehrgeizig genug waren.
Die Risikovorsorge zog in den drei Monaten bis Ende Juni auf 469 (Vorjahr: 178) Millionen Euro an. Neben den Corona-Effekten wirkte sich hier "ein großer Einzelfall" in Höhe von 175 Millionen Euro aus. Dabei dürfte es sich um Kredite an Wirecard handeln. Die Commerzbank gilt als einer der größten Kreditgeber des seit Juni insolventen Zahlungsdienstleisters. Im laufenden Jahr rechnet die Commerzbank jetzt mit einer Risikovorsorge von 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro. Bislang hatte das Geldhaus 1 bis 1,4 Milliarden Euro auf dem Zettel. 2019 hatten mögliche Kreditausfälle das Ergebnis mit 620 Millionen Euro belastet.
Doch die Corona-Krise hat nicht nur negative Effekte; so stiegen die Erträge vor allem wegen einer lebhaften Aktivität der Kunden an den Aktienmärkte im Quartal um sieben Prozent auf 2,28 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 220 Millionen Euro und damit ein Fünftel weniger als noch vor einem Jahr, obwohl die Bank von einem positiven Steuereffekt profitierte.
"Wir haben unsere Erträge und unsere Kapitalquote im zweiten Quartal gesteigert. Das operative Ergebnis ist allerdings durch das Risikoergebnis belastet worden. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Kosten senken, um künftige Belastungen abfedern zu können", sagte die seit Kurzem amtierende Finanzchefin Bettina Orlopp.
Ursprünglich wollte die Bank am Mittwoch neben verschärften Sparzielen auch eine neue Strategie vorstellen. Das aber ist in weite Ferne gerückt. Investoren und Aufsichtsräte pochen auf einen geordneten Prozess: Erst soll die Konzernspitze neu besetzt werden. Orlopp sagte bei einer Analystenkonferenz, dass es Fortschritte bei der Überprüfung der Strategie gegeben habe. Ergebnisse könnten aber erst vorgestellt werden, wenn der neue Chef an Bord sei.
Am Montag war es der Bank immerhin gelungen, sich ein Stück weit aus der Führungskrise zu befreien. Der frühere Chef der Landesbank Baden-Württemberg, Hans-Jörg Vetter, wurde gegen den Willen des US-Finanzinvestors Cerberus, der nach dem Bund zweitgrößter Anteilseigner ist, zum neuen Aufsichtsratschef gewählt und löst Schmittmann ab.
Anleger von Zahlen überzeugt
Nach den Quartalszahlen der Commerzbank am Mittwoch haben die Anleger bei den Aktien des Geldhauses kräftig zugegriffen. Die Papiere gewannen via XETRA zum Handelsende 4,87 Prozent auf 4,76 Euro.
Sie bauten damit ihre Gewinne nach den überraschenden Rücktrittsankündigungen von Konzernchef Martin Zielke und Chefaufseher Stefan Schmittmann von Anfang Juli aus. Damals hatte die Aktie nur etwas mehr als vier Euro gekostet.
Im zweiten Quartal lief das Tagesgeschäft der Bank besser als erwartet. Der operative Gewinn sank zwar um rund ein Drittel, Analysten hatten aber mit einer Halbierung gerechnet. Wegen der Corona-Pandemie und der Kosten für den Konzernumbau 2020 rechnet die Commerzbank jetzt mit einem Verlust. Für Experten kommt dieses Ziel jedoch nicht überraschend, da sie größtenteils ohnehin schon mit einem Minus gerechnet hatten.
Am Markt wurde hervorgehoben, dass die Bank bei wichtigen Kennziffern wie dem operativen Ergebnis oder den Erträgen die Erwartungen übertroffen habe. Martina Matouskova vom Analysehaus Jefferies sprach denn auch von einem guten Zwischenbericht, auch wegen eines guten Kostenmanagements und einer robusten Entwicklung bei der Kernkapitalquote. Allerdings schränkte sie angesichts des Ausblicks auch ein, dass das zweite Quartal das wohl einzige positive Quartal in diesem Jahr bleiben werde.
Angesichts der Umstände habe die Bank ein ordentliches zweites Quartal hinter sich gebracht, schrieb Analystin Anke Reinge vom Analysehaus RBC. Positiv seien vor allem die fortgesetzten Fortschritte in puncto Kostenkontrolle. Ihr Kollege Benjamin Goy von der Deutschen Bank merkte an, dass die Erträge und die Kosten dafür gesorgt hätten, dass die Bank besser als erwartet abgeschnitten habe. Gefallen habe ihm auch die Entwicklung des Eigenkapitals.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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