Deutsche Bank-Aktie knickt ein: Deutsche Bank macht höheren Milliardenverlust als erwartet
Der Radikalumbau samt Streichung tausender Jobs hat die Deutsche Bank im zweiten Quartal noch tiefer in die roten Zahlen gerissen als gedacht.
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Der Konzernverlust lag bei 3,15 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 401 Millionen ein Jahr zuvor. Zudem bekam die Bank ihren Ausstieg aus dem Aktienhandel schon vorzeitig zu spüren. Vorstandschef Christian Sewing will keine Zeit verlieren: "Wir beginnen nicht erst mit der Transformation - nach nur zwei Wochen sind wir schon mittendrin", schrieb er am Mittwoch bei der Vorlage der Zwischenbilanz in einem Brief an die Mitarbeiter.
Die Deutsche Bank hatte am 7. Juli bekanntgegeben, dass sie weltweit aus dem Aktienhandel aussteigt. Die hauseigene Investmentbank, die der Bank in der Vergangenheit milliardenschwere Strafen einbrockte, wird kräftig gestutzt. Konzernweit stehen bis zum Jahr 2022 rund 18.000 Jobs auf der Streichliste. Ende Juni beschäftigte die Bank weltweit noch knapp 90.900 Mitarbeiter.
Mehr als 900 Beschäftigten habe die Bank bereits mitgeteilt, dass ihre Arbeitsverträge endeten oder ihre Stellen wegfielen, schrieb Vorstandschef Christian Sewing am Mittwoch an die Belegschaft. Dies sei zwar schmerzhaft, doch er wolle einen quälenden Schwebezustand für die Beteiligten vermeiden.
"Ich spüre eine neue Dynamik, vielerorts auch eine Aufbruchstimmung", schrieb Sewing. Nach einer schonungslosen Analyse habe sich das neue Führungsteam voller Leidenschaft gezeigt, "unsere Bank gemeinsam wieder nach vorne zu bringen".
Das zu erreichen, wird teuer. Abfindungen für die Beschäftigten und Abschreibungen auf Vermögenswerte zogen das Quartalsergebnis tief in den Keller. Von den Gesamtkosten des Konzernumbaus, die die Bank auf 7,4 Milliarden Euro beziffert, verbuchte sie 3,4 Milliarden Euro bereits im zweiten Quartal - mehr als bei Bekanntgabe der Pläne angekündigt. Entsprechend fiel der Quartalsverlust noch höher aus als zuvor gedacht. Die Gesamtkosten des Umbaus will die Bank aus eigener Kraft stemmen und eine Kapitalerhöhung vermeiden. Der Großteil der Lasten fällt im laufenden Jahr an.
"Ohne diese Belastungen für den Umbau wäre die Deutsche Bank profitabel gewesen", sagte Sewing. Vor allem die Fondstochter DWS verdiente deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich stand bei ihr ein Gewinn von 112 Millionen Euro und damit 22 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Unternehmens- und Investmentbank hätte hingegen selbst ohne die Belastungen durch den Umbau vor Steuern rote Zahlen geschrieben - es war das dritte Verlustquartal in Folge.
Die gesamten Erträge der Deutschen Bank sanken im zweiten Vierteljahr um 6 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Bereinigt um Sondereffekte belief sich der Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 5 Prozent. Die Erträge im weltweiten Aktienhandel, aus dem die Bank sich zurückzieht, brachen dabei um fast ein Drittel ein. Besser lief es im Bereich Privat- und Firmenkundenbank sowie der Vermögensverwaltung. Für das Gesamtjahr rechnet die Bank mit niedrigeren Erträgen als 2018.
Unterdessen gliedert das Institut Vermögenswerte von 74 Milliarden Euro in eine hauseigene Abwicklungsanstalt aus. Diese Bad Bank habe bereits mit dem Verkauf von Vermögenswerten begonnen, die nicht mehr zur künftigen Ausrichtung passten, schrieb Sewing an die Mitarbeiter. "Wir haben uns von unseren Positionen im Aktienhandel getrennt und schalten Schritt für Schritt die entsprechenden Systeme ab."
Nach drei Verlustjahren in Folge und einem Mini-Gewinn 2018 drohen der Deutschen Bank nun auch im Gesamtjahr 2019 tiefrote Zahlen. Kern der neuen Deutschen Bank soll nach Sewings Willen die neue Sparte Unternehmensbank werden, die sich um Mittelständler, Familienunternehmen und multinationale Konzerne kümmern soll. Im Kapitalmarktgeschäft will sich die Bank auf das Geschäft mit Krediten, Anleihen und Währungen sowie auf Beratung konzentrieren. Aus dem weltweiten Aktienhandel steigt das Institut komplett aus.
Details zum Stellenabbau in ihrem Heimatmarkt wollte die Deutsche Bank auch am Mittwoch nicht nennen. Sewing hatte jedoch den Wegfall einer "substanziellen Zahl" angekündigt. Dabei sei "der schon zuvor geplante Abbau im Zuge der Integration der Postbank bereits in der Gesamtzahl enthalten", hatte er dem "Handelsblatt" gesagt. Im Privatkundengeschäft, zu dem die Postbank gehört, war erst kürzlich ein weiterer Abbau von gut 2.000 Vollzeitstellen vereinbart worden.
Unterdessen kommt die Fondstochter DWS bei ihrem Sparprogramm schneller voran als geplant. Der Konzern befinde sich auf einem guten Weg, die angepeilten jährlichen Kosteneinsparungen von 150 Millionen Euro brutto bereits in diesem Jahr zu erreichen.
So reagiert die Deutsche Bank-Aktie
Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten schlecht an. Die seit Jahren gebeutelte Deutsche-Bank-Aktie verlor am Morgen zeitweise fast sechs Prozent und lag zu Handelsschluss noch mit 1,85 Prozent im Minus bei 7,00 Euro. Damit blieb sie mit Abstand Schlusslicht im DAX. ereits vor zwei Wochen hatten die Papiere des Geldhauses nach den im Zusammenhang mit dem Konzernumbau gemeldeten Eckdaten für das zweite Jahresviertel in zwei Tagen fast 12 Prozent an Wert eingebüßt. Im bisherigen Jahresverlauf beläuft sich das Kursminus damit aber lediglich auf knapp 2 Prozent, verglichen mit einem Verlust von 55 Prozent im Jahr 2018.
Die ersten Reaktionen von Analysten waren - verglichen mit der Kursschwäche - gar nicht so verheerend. Analyst Philipp Häßler vom Analysehaus Pareto Securities bemerkte, dass der um Umbaukosten bereinigte Vorsteuergewinn zwar etwas niedriger ausgefallen sei als erwartet. Doch im Geschäft mit Anleihen, Rohstoffen und Währungen habe die Deutsche Bank ähnlich wie die Konkurrenz abgeschnitten. Dies gebe Anlass zur Hoffnung, dass hier die Phase der Marktanteilsverluste vorbei sei. Eindeutig negativ überrascht habe aber das sehr schwache Geschäft mit dem Aktienhandel. Insofern sei die Entscheidung zur Aufgabe dieses Bereichs richtig.
Analyst Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan setzte den Fokus auf den Umstrukturierungsprozess und die Kapitalsituation der Bank. Der Konzernumbau befinde sich noch in einem frühen Stadium, aber es seien bereits Fortschritte erkennbar. Die Deutsche Bank müsse sich nun darauf konzentrieren, Altlasten und vor allem risikogewichtete Aktiva schneller abzubauen als angepeilt und ihre Kosten rascher zu senken.
Sein Kollege Jernej Omahen von der US-Investmentbank Goldman Sachs verwies darauf, dass die Erträge im Investmentbanking schwächer seien als jene der US-Konkurrenz. Im Geschäft mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen habe sich das Institut aber respektabel geschlagen.
/stw/mar/zb/jha/
FRANKFURT (dpa-AFX)
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