DAX: Jetzt zählen nur noch Zahlen
Das Griechenland-Drama ist abgehakt. Jetzt präsentieren Deutschlands Topkonzerne ihre neuesten Quartalsberichte. Wer die besten Aussichten hat, wo die Probleme lauern.
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von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Es ist noch gar nicht lange her, da musste Daimler-Chef Dieter Zetsche um seinen Job fürchten. Der Autokonzern lag bei wichtigen Kennziffern weit hinter den Rivalen BMW und Audi. Jetzt ist Daimler zurück - mit steigenden Marktanteilen und starken Geschäftszahlen. Im zweiten Quartal steigerten die Schwaben ihren operativen Gewinn um 54 Prozent, den Nettogewinn um acht Prozent. Damit schnitt Daimler besser ab als erwartet - und setzte auch ein positives Signal für den DAX.
Über Wochen hinweg hat das griechische Schuldendrama die Börsen in Atem gehalten. Der Deutsche Aktienindex büßte in der Spitze fast 15 Prozent ein. Und das, obwohl Griechenland für das operative Geschäft der deutschen Topkonzerne bestenfalls eine Fußnote ist. Mit der Berichtssaison rücken jetzt die langfristig wirklich wichtigen Fakten in den Vordergrund.
Insgesamt dürften die Gewinne der DAX-Konzerne von April bis Juni gestiegen sein. Das zeigen die vom Datendienst Bloomberg ermittelten Konsensschätzungen für die 30 Indexmitglieder. Demnach hat der bereinigte Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund acht Prozent zugelegt.
Das deckt sich in etwa mit dem europäischen Trend: Für die Unternehmen des Aktienindex Stoxx 600 rechnen Analysten laut Datendienst Thomson Reuters auf einer etwas anderen Rechenbasis mit einem Gewinnanstieg von sieben Prozent.
In den USA dürften die Unternehmensgewinne im S & P 500 hingegen derweil leicht gesunken sein. Ein Grund dafür ist das starke Gewicht der Rohstoffwerte in dem für Börsianer wichtigsten US-Aktienindex. Zusätzlich belastet viele amerikanische Unternehmen der starke Dollar, der die Einnahmen aus dem Rest der Welt schrumpft. Sollte sich dieser Trend bestätigen, würden die Unternehmensgewinne 2015 erstmals seit sieben Jahren in Europa stärker wachsen als in den USA.
Viele Faktoren, die amerikanische Unternehmensgewinne belasten, begünstigen die europäischen Konzerne: Währungseffekte hebeln dank des schwächeren Euro die Gewinne der meisten DAX-Unternehmen. Bei SAP etwa sind die Lizenzerlöse im vergangenen Quartal um zwei Prozent gestiegen - ohne Währungseffekte wären sie um sieben Prozent geschrumpft.
Kurstreiber und Bremsen
Auch die gesunkenen Rohstoffpreise dürften für die meisten deutschen Firmen eine Erleichterung sein, da die Kosten für Material und Produktion dadurch niedriger ausfallen. Als einziges Indexschwergewicht ist BASF mit der Öl- und Gastochter Wintershall im Rohstoffgeschäft aktiv, profitiert zugleich aber im Kerngeschäft Chemie von den niedrigeren Preisen für Grundstoffe.Eine große Sorge der DAX-Konzerne ist die Entwicklung in China. Das Riesenreich war über die vergangenen Jahre wichtiger Wachstumstreiber für die deutsche Exportwirtschaft. Der historische Boom geht jetzt in eine Phase mit moderaterem Wachstum über.
Nach Berechnung der Schweizer Bank UBS ist unter den DAX-Mitgliedern Infineon mit einem Umsatzanteil von 20 Prozent am stärksten von China abhängig. Auch bei Adidas (zwölf Prozent), Siemens (neun) und Deutsche Post (acht) ist der Anteil sehr hoch.
In einer besonderen Lage sind die deutschen Autokonzerne. Deren China-Aktivitäten sind in den Bilanzen nicht klar zu erkennen, da das Geschäft zu einem erheblichen Teil in Gemeinschaftsfirmen mit einheimischen Unternehmen ausgelagert ist. Die UBS schätzt, dass bei Volkswagen 55 bis 60 Prozent des Konzerngewinns von China abhängen - so viel wie bei keinem anderen DAX-Titel. Im ersten Halbjahr sind die Auslieferungen von VW in China um vier Prozent geschrumpft - der erste Rückgang seit zehn Jahren.
Bei einigen Unternehmen dürften spezielle Trends die Quartalsergebnisse bestimmen oder überlagern: Hausgemachte Probleme belasten Deutsche Post und Lufthansa. Beide wurden im abgelaufenen Quartal durch Streiks gelähmt. Bei Bayer warten Anleger mit den Quartalsergebnissen auf neue Nachrichten zur Ausgliederung der Kunststoffsparte MaterialScience, die für den Herbst erwartet wird.
Erfolgreicher Start
Nach der ersten Woche der Berichtssaison im DAX ist die Bilanz jedoch insgesamt ermutigend: Neben Daimler sorgte der Spezialchemiekonzern Lanxess für eine positive Überraschung. "Der Rückenwind, den wir durch Währungseffekte und die anziehende Konjunktur bekommen, hält an", meldete Chef Matthias Zachert. Auch hier lag der Gewinn im zweiten Quartal über der Analystenprognose. Die Ergebnisse des Softwarekonzerns SAP, der meist als erster DAX-Wert veröffentlicht, lagen im Rahmen der Erwartungen.Starke Geschäftszahlen im DAX würden die Gewinnschätzungen nach oben treiben und damit höhere Aktienkurse rechtfertigen. Auf Basis der von Analysten für die kommenden zwölf Monate erwarteten Gewinne liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des Leitindex gegenwärtig bei 13,5. Damit ist der DAX zwar rund 15 Prozent teurer als im Schnitt der vergangenen zehn Jahre. Zugleich ist der Index aber deutlich billiger als noch im April. Damals lag das KGV bei 15,4.
Viele Aktienmarktstrategen sehen die Aussichten positiv: Die DZ Bank traut dem Index in der zweiten Jahreshälfte 12.500 Punkte zu. Die Landesbank Baden-Württemberg hält 13.000 Punkte für machbar. Die Berichtssaison des DAX startet in der kommenden Woche in die heiße Phase. Dann werden elf Unternehmen ihre Zahlen präsentieren, darunter die Schwergewichte Bayer, Siemens und Volkswagen. Die Saison endet am 13. August.
Investor-Info
Allianz
Hohe Dividende
Der Versicherungskonzern gehört zu den DAX-Werten mit der höchsten Dividendenrendite. Das macht die Aktie für Anleger attraktiv, die Wert auf Bargeldausschüttungen legen. Große Steigerungen bei der Dividende sollten Aktionäre aber nicht erwarten. Die Quartalszahlen werden am 7. August präsentiert. Im Schaden- und Unfallgeschäft läuft es wieder gut. Zudem sinken die Mittelabflüsse bei der Vermögensverwaltung Pimco.
Daimler
Besser als der Rest
Daimler hat unter den deutschen Autokonzernen derzeit die Nase vorn: Die Flotte ist jünger als die der Konkurrenz, in China haben die Schwaben aufgrund strategischer Fehler in den Vorjahren jetzt noch immer Aufholpotenzial. Die Aktie ist kurzfristig trotz guter Quartalszahlen zwar nicht vorangekommen. Sollte sich aber das Branchenumfeld aufhellen, dürfte Daimler deutlich profitieren.
ThyssenKrupp
Weg nach oben
Der Stahl- und Technologiekonzern schreibt nach harter Sanierung wieder schwarze Zahlen. In der Stahlbranche dürfte es auch bei anziehender Konjunktur in Europa schwierig bleiben. Doch die Umstrukturierung treibt die Aktie. Auch Analysten sehen sie zunehmend positiv: Der Anteil der Kaufempfehlungen ist seit April von 19 auf 34 Prozent gestiegen. Am 13. August wird ThyssenKrupp Quartalsergebnisse vorlegen. Wir sehen die Aktie wegen zu erwartender hoher Gewinnzuwächse als spekulativen Kauf.Ausgewählte Hebelprodukte auf adidas
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Bildquellen: Julian Mezger für Finanzen Verlag
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24.01.2025 | BASF Buy | Jefferies & Company Inc. | |
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15.01.2025 | BASF Neutral | JP Morgan Chase & Co. |
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20.01.2025 | BASF Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
17.01.2025 | BASF Neutral | UBS AG | |
15.01.2025 | BASF Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
06.01.2025 | BASF Neutral | UBS AG | |
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