PayPal-Aktie, NVIDIA-Aktie & Co. im Crashmodus: Jahrelanger Bärenmarkt oder hervorragende Kaufgelegenheit?
Tech-Unternehmen erlitten in den letzten Monaten einen enormen Wertverlust. Viele vorherige Börsenlieblinge wie Meta, Netflix oder PayPal sind regelrecht abgestürzt. Die Tech-Anleger fürchten sich vor den steigenden Zinsen. Ist das der Beginn eines jahrelangen Tech-Bärenmarktes - oder bietet der Absturz vielmehr eine hervorragende Kaufchance von Wachstumsunternehmen zu Rabattpreisen?
Werte in diesem Artikel
• Einige Tech-Titel verloren über die Hälfte an Wert
• Kurs-Gewinn-Verhältnis der Branche gesunken
• Einige Tech-Titel zeigen attraktives Rendite-Risiko-Profil
Der NASDAQ Composite, der als Leitindex der US-Technologiebörse das wohl zuverlässigste Barometer für das Wohlergeben der Tech-Aktien darstellt, notierte vergangene Woche mehr als zwanzig Prozent unter seinem Rekordhoch vom 22. November 2021. Der Technologie-Sektor ist somit ein Hauptopfer der abnehmenden Risikobereitschaft der Börsianer, die wegen Inflationsängsten und geopolitischen Spannungen infolge der russischen Ukraine-Invasion lieber auf Nummer sicher gehen. Zudem dürften wachstumsorientierte Unternehmen besonders stark unter den anstehenden Zinserhöhungen der amerikanischen Zentralbank Fed leiden. Denn zukünftig müssen die Tech-Unternehmen für die Kredite, welche sie für ihr Wachstum dringend benötigen, höhere Zinsen zahlen. Ebenfalls vermindert die Inflation den Unternehmenswert bei Anwendung der gängigen Discounted-Cashflow-Methode, die den zukünftigen Zahlungsverkehr abzinst. Aus all diesen Gründen flüchteten Anleger oft mit an Panik erinnernder Geschwindigkeit aus vielen hoch bewerteten Tech-Highflyern. Viele Börsianer präferieren momentan günstigere und etablierte Value-Unternehmen. Doch wird sich der Tech-Abverkauf als Überschussreaktion herausstellen? Oder sehen wir tatsächlich das Ende der Outperformance von Tech-Werten gegenüber Value-Unternehmen? Kurzum: Wie steht es um den Tech-Sektor?
Enorme Kursverluste in den letzten Monaten
Globale Tech-Titel haben jüngst empfindliche Verluste verkraften müssen, wie die besonders heftigen Abstürze von Meta Platforms, PayPal und Netflix symbolisieren. Bei den einstigen Börsenlieblingen, die in den vergangenen Jahren ihren Anlegern enorme Renditen beschert hatten, ist die gute Laune schlagartig verflogen. Meta verlor innerhalb eines Tages 230 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung - knapp so viel wie die deutschen Konzerne Volkswagen und Siemens zusammen wert sind. Auch PayPal notierte zeitweise mehr als 70 Prozent unter seinem Rekordhoch vom Juli 2021. Die Netflix-Papiere kosten weniger als noch im Juni 2018, die zwischenzeitlich hohen Buchgewinne sind nun ausradiert. Das Problem aller drei Unternehmen: Sie wachsen nicht so weiter, wie es die Anleger gehofft hatten. Auch die zunehmende Konkurrenz wird zu einer Gefahr: TikTok macht Meta das Leben schwer, Netflix hat mit neuen Streaming-Rivalen wie Disney+ zu kämpfen und auch PayPal muss seine Position in der äußerst kompetitiven Fintech-Branche behaupten.
Cathie Wood bleibt bullish für Innovationswerte
Sehr hohe Verluste fuhr auch die US-Starinvestorin Cathie Wood mit ihrer Investmentgesellschaft ARK Invest ein. Nachdem sie dank der enorm hohen Rendite des ARK Innovation ETF, der zwischen März 2020 und Februar 2021 um bis zu 358 Prozent anstieg, schlagartig berühmt geworden war, büßte ihr bekanntester Fonds zweitweise um mehr als zwei Drittel an Wert ein und notiert derzeit nur noch knapp über dem Vor-Corona-Niveau. Wood spricht dementsprechend von einem "schrecklichen Bärenmarkt für Innovationen", verlieh aber gleichzeitig gegenüber CNBC ihrer Überzeugung Ausdruck, dass die Wachstums-Technologien in den folgenden fünf Jahren "spektakuläre Gewinne" einfahren werden.
Kurs-Gewinn-Verhältnis vieler Tech-Unternehmen nun attraktiver
Nicht jeder Anleger teilt Woods Meinung: Auf manchen Kanälen kann man immer wieder Stimmen vernehmen, die Schreckensszenarien über das Platzen einer vermeintlichen "Tech-Blase" verbreiten. Doch Markus Golinski, Fondmanager bei Union Investment, hält dies für eine vollkommen verfehlte Panikmache. "Der Vergleich mit der Dotcom-Blase 2000 ist völlig haltlos. Das waren damals Unternehmen, die Geld regelrecht verbrannt haben", ordnet der Experte gegenüber T-Online ein. "Dagegen sehen wir heute bei Apple, Microsoft und Co., dass valide, überlegene Geschäftsmodelle mit einer starken Marktposition und enormen Gewinnen hinter diesen Unternehmen stehen." Vielmehr ist die Tech-Korrektur wohl eine folgerichtige Reaktion auf teilweise abenteuerliche Kurs-Gewinn-Verhältnisse, die besonders kleine, stark auf Wachstum getrimmte Unternehmen in (vermeintlichen) Zukunftssektoren charakterisierte. Nach Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 herrschte eine regelrechte Tech-Euphorie: Viele Unternehmen, die noch kaum Umsätze, geschweige denn Gewinne erzielt hatten, wurden an den Börsen mit Milliarden bewertet. Diese Übertreibungen wurden seit Februar 2021 sukzessive abgebaut. So beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Index NASDAQ 100, der die 100 größten Titel an der gleichnamigen US-Technologiebörse beinhaltet, nach Berechnungen des Wall Street Journals momentan noch 32,75 (Stand vom 22. März 2022) und liegt somit deutlich niedriger als noch im März 2021 (37,27).
Einige Tech-Aktien bieten gute Einstiegschance
Wie bei einem Börsenabverkauf innerhalb einer Branche üblich, wurden in den letzten Wochen die Tech-Unternehmen über einen Kamm geschert. Eine Differenzierung zwischen den einzelnen Unternehmen ist jedoch essenziell. So verfügen Microsoft, Apple und Alphabet, aber auch Amazon und NVIDIA über stabile Geschäftsmodelle, einen enorm hohen Cash-Flow und eine sehr starke Marktposition. Fondsmanager Golinski rechnet damit, dass insbesondere der rasante Aufstieg von cloudbasierter Software, in der Amazon, Microsoft und Alphabet weltweit führend sind, durch die höheren Zinsen nicht übermäßig beeinträchtigt werde. So konnten auch die vergangenen Unternehmensberichte dieser drei Unternehmen, ebenso wie die von Tech-Gigant Apple, die Analysten nicht nur zufriedenstellen, sondern oft sogar positiv überraschen. Wedbush-Analyst Dan Ives ist sogar der Meinung, "dass der Tech-Sektor so überverkauft ist, wie wir es in den letzten fünf Jahren nicht gesehen haben". Der Zins-Entscheid der Fed vom 16. März habe die Ungewissheit aus dem Weg geräumt und dadurch "grünes Licht" für einen Wiederanstieg von Tech-Aktien gegeben. Deshalb prognostiziert Ives, dass die Talsohle "jetzt wahrscheinlich für dieses Jahr durchschritten" sei.
Tatsächlich sind einige zuvor sehr teure Tech-Titel durch den Börsenrücksetzer deutlich attraktiver geworden. Trotz der anstehenden Zinserhöhungen könnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die hochprofitablen Tech-Giganten aus den USA wieder an ihre alte Stärke anknüpfen. Kleinere Tech-Highflyer wie Cathie Woods Lieblingswerte Teladoc Health, Roku oder Block müssen dagegen noch beweisen, ob sie die hohen Erwartungen auch in Zeiten höherer Zinsen mit starken operativen Ergebnissen bestätigen können. Auch bei so manchem Wachstumstitel aus Deutschland müssen die Anleger die Aussichten des jeweiligen Unternehmens genau untersuchen, wie der jüngste Kursabsturz von Delivery Hero nach schwachen Quartalszahlen erneut bewies.
Tim Kerkmann / Redaktion finanzen.net
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26.07.2011 | NVIDIA underperform | Needham & Company, LLC |
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