Talsohle erreicht?

Börsendebüt der thyssenkrupp nucera-Aktie unter der Lupe: So schnitt nucera bislang ab - und so könnte es weitergehen

15.01.24 23:42 Uhr

Trauerspiel nach starkem Debüt: So turbulent verliefen die ersten Börsenmonate der thyssenkrupp nucera-Aktie | finanzen.net

Der Börsengang der thyssenkrupp-Wasserstofftochter nucera im Juli war einer der am meisten verfolgten in einem hierzulande insgesamt dünnen IPO-Jahr 2023. Mittlerweile liegt nuceras Börsendebüt schon einige Monate zurück - Zeit, um ein erstes Zwischenfazit zu ziehen.

Werte in diesem Artikel

• IPO von thyssenkrupp nucera am 7. Juli 2023 wurde ein voller Erfolg
• Doch danach ging es deutlich bergab - schwaches Branchen-Sentiment belastete
• nuceras starke Unternehmensberichte stimmen Analysten aber optimistisch

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Die Aktie des 1999 durch die Fusion von Krupp und Thyssen entstandene Stahlkonzerns thyssenkrupp befindet sich seit Jahren im Abwärtstrend und steht angesichts der allgemeinen Probleme in diesem Sektor vor einer schweren Zukunft. Ganz anders - jung, dynamisch, innovativ - gibt sich hingegen thyssenkrupp nucera, die in Dortmund beheimatete Wasserstofftochter des Konzerns, die starkes Wachstum in der Boom-Branche grüner Wasserstoff anvisiert.

Allerdings kann auch nucera schon auf eine recht lange Geschichte zurückblicken, entstand bei Thyssen doch schon 1960 eine Elektrolyseabteilung, auf die nucera zurückgeht. Seit der Gründung wuchs diese Sparte stark: Mittlerweile bietet nucera nach eigenen Angaben die weltweit führende Technologie für Elektrolyseanlagen, wie die "tagesschau" berichtet. Mithilfe von Elektrizität spalten nuceras Anlagen Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff. Wenn sie mit reinem Ökostrom gespeist werden, kommt der aus Umweltschutzgründen so begehrte "grüne" Wasserstoff heraus. Angesichts der zu erwartenden Bedeutungszuwachs von Wasserstoff könnte nucera zu einem global führenden Energieunternehmen aufsteigen.

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nucera-IPO anfangs ein voller Erfolg ...

So lautet zumindest die optimistische Lesart bezüglich nuceras Zukunftsaussichten. Um frisches Kapital für diese Vision einzunehmen, entschied sich thyssenkrupp im Sommer 2023 dazu, seine Wasserstofftochter, die rund 750 Mitarbeiter zählt, an die Deutsche Börse in Frankfurt zu bringen. Die Essener Konzernmutter thyssenkrupp will aber künftig stets über die absolute Mehrheit von mindestens 50 Prozent der nucera-Aktien verfügen. Zudem hält die das italienische Industrieunternehmen De Nora gut ein Viertel der Anteile des Börsenneulings.

Im Vorfeld des Börsengangs wurden ungefähr 30,3 Millionen Papiere einschließlich einer Mehrzuteilungsoption bei Investoren platziert. Bei einem Ausgabepreis von 20,00 Euro je Aktie entsprach diese einem Börsengang-Volumen von 606 Millionen Euro. Die Gelder stammten mehrheitlich aus einer Kapitalerhöhung von thyssenkrupp nucera.

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Am 7. Juli 2023 war es dann so weit: Die Papiere des Wasserstoffunternehmens konnten erstmals gehandelt werden. Die Anleger zeigten reges Interesse, sodass der nucera-IPO zu einem vollen Erfolg wurde. Der XETRA-Schlusskurs der nucera-Papiere lag letztlich bei 23,52 Euro und damit satte 16,44 Prozent höher als der Erstkurs von 20,20 Euro.

... bevor Tristesse einkehrte

Die Anfangseuphorie rund um die nucera-Aktien ist jedoch schnell verflogen, die Papiere des Wasserstoffunternehmens mussten in den ersten Monaten ihrer Börsengeschichte starke Einbußen hinnehmen - und das, obwohl der deutsche Aktienmarkt eigentlich eine starke zweite Jahreshälfte 2023 erlebte. Ende Oktober kostete ein nucera-Papier zeitweise nur noch gut 13 Euro. Anleger schienen ein geringeres Wachstum der thyssenkrupp-Wasserstoffsparte einzupreisen, obgleich die von nucera vorgelegten Quartalszahlen die Analysten weitgehend überzeugten.

nuceras Kursverluste stellen aber keineswegs einen Einzelfall in dem Wasserstoffsektor dar, vielmehr ging es auch bei anderen einschlägigen Unternehmen aus der Branche wie NEL ASA oder ITM Power infolge schlechter Branchennachrichten im Herbst 2023 deutlich bergab. Fakt ist: Der Wasserstoffaktien-Hype von 2020 und 2021 ist nun vollends vorbei, sowohl 2022 als auch 2023 gab es für Anleger im Wasserstoffbereich so gut wie nichts zu holen.

Starker Unternehmensbericht sorgt für wachsende Zuversicht

Es zeichnet sich aber eine gewisse Besserung ab: Die nucera-Aktie konnte sich zuletzt wieder etwas fangen, die Talsohle scheint zunächst einmal durchschritten zu sein. So belohnten die Anleger die stärker als erwartet ausgefallen Geschäftszahlen zum dritten Quartal 2023 mit einem zweistelligen Kurssprung bei den nucera-Papieren.

Tatsächlich konnte sich der nucera-Bericht sehen lassen: Für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 kündigte der Elektrolyseur-Hersteller ein Umsatzwachstum im mittleren zweistelligen Prozentbereich an. Im abgelaufenen Geschäftsjahr sind die Erträge bereits um 70 Prozent gestiegen. Auch beim Gewinn legte nucera deutlich zu - von sechs Millionen auf 22,5 Millionen Euro. Allerdings rechnet nucera für das Geschäftsjahr 2023/24 mit einem operativen Verlust (EBIT) im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich, da das Hochlaufen des Wasserstoffgeschäfts mit großen Investitionen einhergehe und das Ergebnis belasten werde.

So könnte es weitergehen für die thyssenkrupp nucera-Aktien

Diese teuren Investitionen könnten sich aber künftig auszahlen, meint das Gros der Analysten. Beispielsweise sieht der Deutsche Bank-Analyst Michael Kuhn starkes Aufwärtspotenzial, wie sein Kursziel von 29 Euro impliziert. Kuhn lobt die starken Aussichten in einem Mega-Wachstumssektor. Zudem sei es als sehr positiv zu werten, dass das Verhältnis vom Auftragseingang zum Umsatz (Book-to-Bill Ratio) weiter über eins liege. Es bestehe deshalb kein Grund, etwas am eingeschlagenen Wachstumspfad zu ändern. Auch die anderen Beobachter der nucera-Aktie sehen reichlich Luft nach oben: Kepler Cheuvreux nennt ein Kursziel von 27 Euro und auch das von Bankhaus Metzler (25,10 Euro). Zumindest wenn man den Analysten Glauben schenken mag, könnte die nucera-Aktie nach dem summa summarum verkorksten ersten Kalenderjahr an der Börse im neuen Jahr 2024 eine positivere Entwicklung hinlegen.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: thyssenkrupp nucera

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