CropEnergies-Aktie schießt fast 70 % hoch, Südzucker-Aktie gefragt: Südzucker will CropEnergies komplett übernehmen und von der Börse nehmen
Der Nahrungsmittelkonzern Südzucker will seine strauchelnde Tochter CropEnergies komplett übernehmen und anschließend von der Börse nehmen.
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Das Unternehmen kündigte am Dienstagabend ein Delisting-Erwerbsangebot für alle Aktien an, die ihm noch nicht gehören. Der Angebotspreis dürfte bei 11,50 Euro in bar je Anteilschein liegen. CropEnergies war 2006 an die Börse gegangen.
"Cropenergies ist eine zentrale Säule unserer Gruppe. Der strategische Wert des Unternehmens und das Wachstumspotenzial spiegeln sich jedoch weder in dessen Aktienkurs noch in der Bewertung von CropEnergies ausreichend wider", erklärte Südzucker-Chef Niels Pörksen den Schritt. Das Delisting sei daher ein logischer Schritt hin zu einem klareren Kapitalmarktprofil der Südzucker-Gruppe.
Finanzvorstand Thomas Kölb erwartet durch die Transaktion zusätzliches Potenzial für eine Verbesserung der Liquidität und eine Neubewertung der Südzucker-Aktie. Investoren hätten zudem "seit langem eine Vereinfachung der Strukturen der Südzucker-Gruppe" gefordert.
Für Südzucker macht ein Ende der kostspieligen CropEnergies der Tochter Sinn", schrieb ein Marktteilnehmer. Am geplanten Investitionsanstieg und dem Druck auf die Margen im Ethanol-Bereich ändere sich aber nichts. Analyst Oliver Schwarz von Warburg Research wertete neben den sinkenden Kosten auch die Verringerung der Komplexität bei Südzucker durch ein Delisting positiv.
Durch den Erwerb von 4,87 Prozent der CropEnergies-Aktien von der Süddeutschen Zuckerrübenverwertungs-Genossenschaft am Dienstag liege der Anteil von Südzucker nun bei 74,06 Prozent, hatte der Mutterkonzern am Vorabend mitgeteilt.
Vorstand und Aufsichtsrat beider Unternehmen unterstützen den Schritt. Für das Übernahmeangebot werde es keine Vollzugsbedingungen und keine Mindestannahmeschwelle geben, hieß es von Südzucker. Die Veröffentlichung der Angebotsunterlagen soll voraussichtlich Mitte Januar erfolgen. Dann soll auch die Annahmefrist beginnen. Das Angebot sei durch eine Brückenfinanzierung von der Deutsche Bank in Höhe von 300 Millionen Euro vollständig abgesichert, hieß es weiter.
Während sich Südzucker zuletzt optimistisch zu den Geschäftsaussichten geäußert hatte, fiel die Tochter mit Prognosesenkungen negativ auf. Wegen niedrigerer Ethanolpreise hatte die Gesellschaft ihre Ziele für das bis Ende Februar laufende Geschäftsjahr zweimal kürzen müssen.
Der Markt für Ethanol ist vor allem in Europa seit einiger Zeit von extremen Preisschwankungen auf den Beschaffungs- und Absatzmärkten gekennzeichnet. Dadurch sei der Geschäftsverlauf von CropEnergies schwieriger zu prognostizieren, so Südzucker.
Barclays belässt Südzucker auf 'Underweight' - Ziel 12 Euro
Die britische Investmentbank Barclays hat Südzucker nach der angekündigten Komplettübernahme des Biospritherstellers CropEnergies auf "Underweight" mit einem Kursziel von 12 Euro belassen. Er begrüße die daraus folgende Vereinfachung der Konzernstruktur, auch wenn die finanziellen Auswirkungen der Übernahme relativ begrenzt seien, schrieb Analyst Alex Sloane in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Der Zeitpunkt erscheine dem Zuckerkonzern wohl günstig, nachdem der Aktienkurs von CropEnergies seit dem Rekordhoch 2022 deutlich gefallen sei. Seine Hauptsorge den Anlagehintergrund von Südzucker betreffend sei, dass die Zuckergewinne im Geschäftsjahr 2024 ihren Höhepunkt erreicht haben und in den nächsten Jahren deutlich korrigieren könnten.
Aktien gefragt
Südzucker will CropEnergies ganz - Kurssprung vor Weihnachten
Südzucker hat mit dem Plan einer Komplettübernahme von CropEnergies einen Kurssprung an der Börse ausgelöst. Der Nahrungsmittelkonzern will für die Biosprit-Tochter wohl 11,50 Euro in bar je Anteilschein hinblättern. Diese Nachricht, die am Dienstag nach Börsenschluss kam, sorgte nun am Mittwoch bei CropEnergies schlussendlich für einen Kurssprung um etwa 70 Prozent bis auf eben jene 11,50 Euro. Tags zuvor waren sie mit 6,75 Euro noch auf das tiefste Niveau seit März 2020 gefallen.
"Für Südzucker macht ein Ende der kostspieligen Börsennotiz der Tochter Sinn", kommentierte ein Marktteilnehmer. Am geplanten Investitionsanstieg und dem Margendruck im Ethanol-Bereich ändere sich aber nichts. Analyst Oliver Schwarz von Warburg Research lobte zudem die geringere Komplexität des Konzerns durch den Schritt. "Dieser Segen hat jedoch seinen Preis". CropEnergies sei schließlich in der Bilanz bereits voll konsolidiert und bringe keine zusätzlichen Erträge.
Laut dem Experten Thomas Wissler von AlsterResearch kommt das Vorhaben aber der Wachstumsstrategie von Südzucker zugute. Denn diese konzentriere sich auf die Wachstumsfelder pflanzliche Proteine und biobasierte Chemikalien. Durch das Delisting werde das Kapitalmarktprofil vereinfacht und die Komplexität reduziert. Südzucker ergreife eine Chance, um die Umsetzung der Wachstumsstrategie zu beschleunigen.
Entsprechend kam das Vorhaben auch bei den Anlegern von Südzucker gut an, die Aktien erholten sich am Mittwoch letztendlich um 2,81 Prozent. Im Schlepptau stabilisierten sich außerdem die Anteile des Biosprit-Herstellers VERBIO Vereinigte BioEnergie um bis zu 4,5 Prozent.
Die Kursreaktionen der jeweiligen Anteilsscheine sind allerdings auch eine Reaktion auf die bisherige Schwäche in diesem Jahr: Südzucker liegen 2023 noch 13,5 Prozent im Minus, Verbio gar 53 Prozent. Auch CropEnergies hatten zu Jahresbeginn noch gut 12 Prozent mehr gekostet.
MANNHEIM / FRANKFURT (dpa-AFX)
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Bildquellen: CropEnergies AG, ah
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