Starke Zahlen

Tesla schlägt alle Erwartungen - Tesla-Aktie kann Gewinne nicht halten und schliesst deutlich schwächer

23.07.20 22:12 Uhr

Tesla schlägt alle Erwartungen - Tesla-Aktie kann Gewinne nicht halten und schliesst deutlich schwächer | finanzen.net

E-Autobauer Tesla hat am Mittwoch nach Handelsschluss an der Wall Street seine Quartalsbilanz präsentiert.

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Der US-Elektroautobauer Tesla hat trotz Belastungen durch die Corona-Pandemie einen weiteren Quartalsgewinn erzielt. Unterm Strich stand in den drei Monaten bis Ende Juni ein Überschuss von 104 Millionen Dollar (90 Mio Euro), wie der Konzern des Tech-Milliardärs Elon Musk am Mittwoch nach US-Börsenschluss in Palo Alto mitteilte. Im Vorjahr hatte es noch einen hohen Verlust gegeben.

Trotz der ungewissen Lage angesichts der erneuten Corona-Eskalation in den USA hält Tesla weiter an seinem ambitionierten Ziel fest, 2020 über 500.000 Autos auszuliefern. Die Kapazität sei vorhanden, es sei aber schwer absehbar, ob es zu weiteren Produktionsstörungen komme. Die Jahresprognose könne deshalb wenn nötig noch angepasst werden.

In einer Konferenzschalte nach der Bilanzvorlage bestätigte Musk zudem, dass Teslas zweite US-Autofabrik neben dem Stammwerk im kalifornischen Fremont in Texas nahe der Stadt Austin entstehen wird. "Wir werden eine atemberaubende Fabrik direkt am Colorado River bauen", kündigte Musk an. Der Bau von Teslas erstem europäischen Werk in Grünheide bei Berlin komme derweil ebenfalls sehr gut voran.

Tesla erreichte mit dem erneuten Quartalsgewinn einen Meilenstein - erstmals seit ihrer Gründung im Jahr 2003 schrieb die Firma über zwölf Monate hinweg schwarze Zahlen. Angesichts von Produktionsausfällen und Absatzeinbußen in der Corona-Krise ist dies ein besonders großer Erfolg, auch wenn die Erlöse im Jahresvergleich insgesamt um rund fünf Prozent auf 6,0 Milliarden Dollar sanken.

Die bislang längste Strecke der Profitabilität in ihrer 17-jährigen Unternehmensgeschichte könnte Musks Firma jetzt den Weg zum Aufstieg in den US-Leitindex S&P 500 ebnen. Eine entscheidende Voraussetzung, um in den Kreis der größten börsennotierten US-Konzerne aufgenommen zu werden, sind vier Quartale mit schwarzen Zahlen in Serie.

Dass der E-Auto-Pionier aus der Tech-Hochburg Silicon Valley die Corona-Pandemie besser wegsteckt als die Konkurrenz, hatten bereits die Anfang Juli veröffentlichten Auslieferungszahlen für das zweite Quartal gezeigt. Während der Automarkt insgesamt starke Absatzeinbußen verkraften musste, brachte Tesla dank der starken Nachfrage nach seinen Modellen 3 und Y mit knapp 91.000 Fahrzeugen nur fünf Prozent weniger an die Kundschaft als im Vorjahreszeitraum.

Dass Texas den Zuschlag bei der Standortwahl für das zweite US-Autowerk von Tesla erhalten würde, war bereits im Juni absehbar, als der dortige Landreis Travis County konkrete Pläne für den Bau veröffentlichte. Das Investitionsvolumen wird sich den Angaben zufolge auf gut eine Milliarde Dollar belaufen, rund 5.000 Arbeitsplätze sollen entstehen. Nun verriet Musk, dass dort neben Model 3 und Model Y der Elektro-Pick-up Cybertruck und der Sattelschlepper Semi hergestellt werden sollen.

Tesla hat bislang in den USA nur eine Autofabrik in Fremont. Ein weiteres Autowerk wurde in Shanghai eröffnet, eines entsteht in Grünheide bei Berlin. Neben den Autowerken betreibt Tesla noch ein Batteriewerk in Nevada und eine Fabrik in New York, die vor allem Solaranlagen herstellt. Angesichts der großen Nachfrage insbesondere nach dem neuen Model Y müssen zügig neue Fertigungsstätten her.

Musk profitiert auch persönlich stark von Teslas Höhenflug an der Börse. Dank der Kursrally stehen dem 49-Jährigen seit Dienstag Aktienoptionen im Wert von mehr als zwei Milliarden Dollar zu. Grund ist ein Vergütungsplan, der an den Börsenwert und bestimmte Geschäftsziele von Tesla gekoppelt ist. Da Tesla in den vergangenen sechs Monaten im Schnitt mehr als 150 Milliarden Dollar wert war, hat Musk nun die Option, Aktien weit unter Marktwert zu kaufen und dadurch - zumindest auf dem Papier - einen enormen Profit zu machen.

Während Musk dank Teslas Börsen-Hype immer reicher wird und sich in den Milliardärs-Charts wie der "Forbes"-Liste oder dem "Bloomberg Billionaires Index" immer weiter in Richtung der Spitzenplätze vorschiebt, hat das Unternehmen nach wie vor viele Skeptiker. Ungeachtet der jüngsten Erfolgswelle zählt Tesla weiterhin zu den Konzernen, auf deren Kursverfall die größten Wetten am Finanzmarkt laufen. Tatsächlich fertigt der Senkrechtstarter verglichen mit den großen etablierten Autobauern bislang noch recht geringe Stückzahlen.

Tesla-Aktien können Gewinne nicht verteidigen

Starke Quartalszahlen von Tesla haben die Aktien des US-Elektroautobauers am Donnerstag zwischenzeitlich wieder in Richtung ihres Rekordhochs getrieben. Im späteren Handel drehte die Stimmung aber und es kam zu einem Ausverkauf - die Tesla-Aktie schloss 4,98 Prozent schwächer bei 1.513,07 US-Dollar.

Analysten lobten zwar unisono den Quartalsbericht, sind jedoch zunehmend skeptisch angesichts des bereits extrem starken Laufs der Aktie in diesem Jahr.

Credit-Suisse-Analyst Dan Levy nannte das Quartalsergebnis von 0,50 Dollar je Aktie solide und sieht auch die Wachstumsstory des Unternehmens langfristig als intakt an. Zugleich blieb er bei seinem neutralen Aktien-Urteil mit einem Kursziel von 1400 Dollar. Stark, und dennoch enttäuschend, schrieb Jefferies-Analyst Philippe Houchois, denn die Aktie habe bereits einiges an positiven Überraschungen vorweggenommen und eingepreist.

Analyst Frank Schwope von der NordLB sprach von einer Stabilisierung der Gewinne und geht davon aus, dass Auto-Produktion und -Absatz im laufenden Jahr zwar verglichen mit 2019 branchenweit global um 15 bis 25 Prozent einbrechen, Teslas Absatz jedoch um bis zu 35 Prozent steigen könnte. "Auch die Kaufzurückhaltung dürfte bei Tesla-Interessenten geringer ausfallen als bei den Kunden konventioneller Automobil-Hersteller", ergänzte er und sieht das Unternehmen mittelfristig als einen der Gewinner der Coronavirus-Krise.

Mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von allerdings rund 295 Milliarden Dollar sei Tesla "deutlich zu hoch" bewertet, gab Schwope zu bedenken und blieb bei seiner Verkaufsempfehlung. "Wir sind der Meinung, dass der Elektroauto-Hersteller nicht mehr wert ist als sämtliche anderen Automobil-Hersteller Europas und Amerikas zusammen: Daimler, BMW, Volkswagen, Renault, Fiat Chrysler, Peugeot, Ford und General Motors", bekräftigte er seine Einschätzung.

Allein der japanische Autobauer Toyota, den Tesla erst kürzlich überholte, kann mit umgerechnet etwas mehr als 200 Milliarden Dollar halbwegs mit Tesla mithalten. Der NordLB-Experte rechnet daher mit Rückschlägen für die Aktie, auch wenn Schwope sein Kursziel nun von 500 auf 600 Dollar anhob.

Bislang allerdings läuft die Rally der Tesla-Aktien allen Unkenrufen zum Trotz nahezu ungebrochen. Vom Mehrmonatstief im Corona-Börsencrash Mitte März erholte sich der Kurs extrem rasch und hat mit dem Erreichen seines jüngsten Rekordhochs am Vortag inzwischen um mehr als 400 Prozent zugelegt.

Traditionelle Autobauer wie Daimler müssten auf die Kostenbremse treten und wiesen hohe Verluste aus, während Tesla den vierten Quartalsgewinn in Folge vorlegt, kommentierte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. "Deutlicher könnten sich die Trends am weltweiten Automobilmarkt nicht abbilden", so Stanzl.

/hbr/DP/zb

PALO ALTO (dpa-AFX)

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Bildquellen: Bjoern Wylezich / Shutterstock.com, Nadezda Murmakova / Shutterstock.com

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