T-Mobile-Aktie klettert auf Rekord: Telekom-Tochter mit Umsatzsprung dank Sprint-Übernahme
Die US-Tochter des Bonner Telekom-Konzerns hat ihr Geschäft dank der Übernahme des kleineren Rivalen Sprint im zweiten Quartal kräftig ausgebaut.
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Die Erlöse legten im Jahresvergleich um 61 Prozent auf 17,7 Milliarden US-Dollar (14,9 Mrd Euro) zu, wie T-Mobile (ex T-Mobile US) am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Hohe Kosten wegen der Fusion und Belastungen durch die Corona-Krise ließen den Gewinn jedoch um 88 Prozent auf 110 Millionen Dollar einbrechen.
Das auch deswegen, weil es im laufenden Geschäft besser lief als zuvor von Experten gedacht. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte mit 7,02 Milliarden Dollar auf gut das Doppelte. Von der Deutschen Telekom befragte Analysten hatten im Schnitt nur mit 6,3 Milliarden Dollar operativem Gewinn gerechnet. T-Mobile selbst hatte ebenfalls nur bis zu 6,5 Milliarden in Aussicht gestellt.
Im zweiten Quartal stieg die Zahl der Vertragskunden um 1,1 Millionen, nun zählt das Unternehmen zum Halbjahr 77,7 Millionen der besonders lukrativen Kunden, die auf Rechnung zahlen. Inklusive Prepaidkunden sind es 98,3 Millionen Anschlüsse.
T-Mobile gab zudem einen Ausblick auf das zweite Halbjahr. Dann soll die Vertragskundenzahl noch einmal um 1,7 bis 1,9 Millionen steigen. Das bereinigte operative Ergebnis dürfte zwischen 12,4 und 12,7 Milliarden US-Dollar liegen. Mit den Zahlen der ersten sechs Monate wären das bis zu knapp 23,4 Milliarden Dollar operativer Gewinn. Das ist deutlich mehr als bisher von Analysten mit 22,2 erwartet.
Die Resultate seien bei Umsatz und operativem Ergebnis deutlich höher ausgefallen als seine Schätzungen und die Erwartungen der Analysten, schrieb Analyst Holger Schmidt vom Bankhaus Metzler. Zusammen mit Sprint habe T-Mobile US nun fast doppelt so viel Frequenzspektrum wie die Platzhirsche am US-Markt. Mit den T-Mobile-Lizenzen im niedrigen Frequenzband sowie denjenigen von Sprint im mittleren Frequenzband habe das Unternehmen eine starke Grundlage, das landesweite Netz auszubauen. "Wir sehen das als großen Wettbewerbsvorteil und Treiber für fortgeführtes Abonnentenwachstum sowie Marktanteilsgewinne", schrieb Schmidt.
Doch die milliardenschwere Großübernahme, die über einen Aktiendeal abgewickelt wurde, hinterließ unter dem Strich ihre Spuren. Die Fusion selbst sorgte zunächst für Kosten von 635 Millionen Dollar. Mit 366 Millionen Dollar belasteten Abschreibungen unter anderem wegen der Umstellung des Rechnungssystems. Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie schlugen mit 253 Millionen Dollar zu Buche.
T-Mobile hatte am 1. April nach einer zweijährigen kartellrechtlichen Zitterpartie endlich den Zusammenschluss mit Sprint abschließen können. Langfristig strebt die Telekom mit ihrer Tochter durch die Übernahme milliardenschwere Einsparungen an. Durch die Megafusion zog der Konzern im vergangenen Quartal nach eigenen Angaben bereits am Konkurrenten AT&T vorbei und stieg gemessen am Kundenvolumen zum zweitgrößten US-Mobilfunker hinter dem Branchenführer Verizon auf. AT&T hatte zur Mitte des Jahres rund 74,9 Millionen Vertragskunden aufzuweisen, inklusive Prepaidkunden waren es 92,9 Millionen.
T-Mobile-Aktien auf Rekordhoch2>
Ein starker Quartalsbericht gepaart mit einem überraschend optimistischen Ausblick hat den Aktien von T-Mobile US ein Rekordhoch beschert - und am deutschen Markt auch die Papiere der Bonner Mutter Deutsche Telekom angetrieben.
Die entsprechende Prognose für den Rest des Jahres liegt Analysten zufolge ebenfalls über den Konsensprognosen.Das katapultierte den Kurs im frühen US-Aktiengeschäft an der Technologiebörse Nasdaq in der Spitze auf 118 Dollar nach oben . Damit ließen die Papiere das bisherige Hoch von Ende Juni bei 111,58 Dollar hinter sich. Am Ende ging es noch um 6,47 Prozent auf 115,09 US-Dollar nach oben.
Operativer Gewinn, Abonnentenzahlen, durchschnittlicher Umsatz pro Nutzer - mit allen wichtigen Kennziffern habe T-Mobile US seine Erwartungen geschlagen, lobte Analyst Brett Feldman von Goldman Sachs. Er hob einen zweiten positiven Aspekt hervor: T-Mobile habe sich zuversichtlich gezeigt, aus dem Zusammengehen mit Sprint mehr Synergien herauszuholen und zügiger als bislang avisiert. "Wir betrachten T-Mobile unverändert als das attraktivste Schwergewicht in der Telekom- und Kabelbranche", schrieb der Experte.
"Die Kombination aus Sprint und T-Mobile dürfte für beide Unternehmen von Vorteil sein", prognostizierte Analyst Philip Cusick von JPMorgan. T-Mobile habe auf den Umsatz und den operativen Gewinn von Sprint keine größeren Abschreibungen vorgenommen. Die Aussagen von T-Mobile US zu den durchschnittlichen Umsätzen pro Nutzer im zweiten Halbjahr legten zudem die Vermutung nahe, dass die Preise in der Branche stabil seien. Cusick nannte die Aktien von T-Mobile US eine "Top Idea".
Die Sprint-Übernahme und das von den Branchenkennern in Aussicht gestellte Wachstumspotenzial auf dem US-Markt schlagen sich in der Bewertung nieder: In puncto Börsenwert hat T-Mobile US den Mutterkonzern vom Rhein längst abgehängt. Mit dem Rekordhoch von knapp 117 Dollar war die Tochter am Vorabend rund 145 Milliarden Dollar oder umgerechnet gut 122 Milliarden Euro wert. Die Deutsche Telekom bringt es auf gut 70 Milliarden Euro.
/men/ssc/jha/
BELLEVUE (dpa-AFX)
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