Stahlarbeiter gewinnt Millionen im Lotto: So würde ein Vermögensverwalter das Geld anlegen (und ein Porsche wäre trotzdem noch drin)
Ein Stahlarbeiter hat kürzlich zehn Millionen Euro gewonnen und sich unter anderem einen Porsche gekauft. Richtige Entscheidung?
Ein Stahlarbeiter aus NRW hat kürzlich zehn Millionen Euro gewonnen und sich unter anderem einen Porsche und einen Ferrari gekauft.
Leider sei es ein „häufig anzutreffendes Phänomen“, dass Menschen dazu neigen, den plötzlichen Reichtum schnell wieder unter die Leute zu bringen, sagt Vermögensverwalter Christian Freiherr von Bechtolsheim.
Sein Rat: „Erstmal ein Budget aufstellen und dabei ruhig auch Spielraum für etwas Verrücktes zulassen. Der Löwenanteil sollte jedoch so angelegt werden, dass man von den Zinsen und Dividenden leben kann.“
Kürzlich las ich von einem glücklichen Lotto-Gewinner aus NRW, der die beachtliche Summe von knapp 10.000.000 Euro einstreichen konnte.
Dieser „Hans im Glück“ war, nach eigenem Bekunden, bereits kurz nach der Auszahlung fröhlich losgezogen, um sowohl einen Porsche als auch einen Ferrari zu erwerben. Dass dieser für ihn, als Stahlarbeiter, bisher ungewöhnliche Reichtum, im Freundeskreis Fragen aufwarf, schien er nicht nur in Kauf zu nehmen, sondern zu genießen: „Jeder soll sehen, wie reich ich bin“, wurde er in der "Bild" zitiert. Gleichzeitig scheint unser Lottogewinner jedoch über den rasanten Zuwachs an neuen „Freunden“ irritiert. Zumal der plötzliche Wohlstand erhebliche Begehrlichkeiten weckte.
Ein Porsche kann auch eine gute Anlage sein
Damit ich hier nicht als völlige Spaßbremse missverstanden werde: Das unverhoffte Vermögen und die Fahrzeuge seien dem Glückspilz von Herzen gegönnt – zumal in der Vergangenheit derartige Automobile auch eine gute Geldanlage sein konnten. Ich vermute jedoch, dass hier vor allem der Fun-Faktor eine Rolle gespielt haben dürfte.
Leider ist es überhaupt ein häufig anzutreffendes Phänomen, dass sogenannte Neureiche oder freundlicher formuliert Menschen ohne entsprechende finanzielle Erfahrung, dazu neigen, den plötzlichen Reichtum schnell wieder unter die Leute zu bringen. Der entsprechende Freundeskreis tut dann noch das Übrige.
Viele Sportler, Schauspieler und auch Lottogewinner verlieren häufig ihr Vermögen
Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus meinem Berufsleben ist es, dass gerade junge, häufig sehr sympathische und auch entsprechend empathische Menschen zu großer Unvernunft neigen. Die Gefahren, die ein Vermögen bedrohen, werden erheblich unterschätzt. Man gewöhnt sich schnell an einen rasanten Lebensstil und plötzlich sind die finanziellen Ressourcen aufgebraucht. Ein sehr in diese Richtung gehendes Beispiel war auch der Krupp-Erbe Arndt von Bohlen und Halbach, der trotz ordentlicher Apanage, einer regelmäßig finanziellen Zuwendung im hohen Stil, immer unter Geldmangel litt. Zu groß waren die Verlockungen.
Viele Sportler, Schauspieler und eben auch Lottogewinner verlieren häufig ihr Vermögen und müssen wie im Märchen „Der Fischer und seine Frau“ den harten Abstieg zurück in den „Pissputt“, eine armselige Hütte, ertragen. Dass dies depressive Gefühle auslöst, dürfte klar sein.
So würde ich ein Millionen-Depot aufteilen
Mein Rat: erstmal ein Budget aufstellen und dabei ruhig auch Spielraum für etwas Verrücktes zulassen. Der Löwenanteil sollte jedoch so angelegt werden, dass man von den Zinsen und Dividenden leben kann, was bei zehn Millionen Euro möglich sein dürfte. Ein laufender Ertrag vor Steuern von 300.000 Euro pro Jahr sollte hier mindestens erzielbar sein. Bei einem Vermögen von einer Million Euro sollte zumindest ein dickes Zubrot zu den Lebenshaltungskosten darstellbar sein.
Höhere Erträge sind je nach Risikoneigung und Anlageform natürlich über die Jahre möglich, sollten aber nicht verlebt, sondern zurückgelegt werden.
Einige Beispiele für eine mögliche Struktur des Vermögens kann der Grafik entnommen werden:
Aber im Grunde geht mich der Lottogewinner gar nichts an und es steht ihm ein gänzlich hedonistischer Lebenswandel zu. Frei nach dem Motto von George Best, einem Profispieler von Manchester United, der für seinen Lebensstil bald besser bekannt war, als für seine Leistung auf dem Platz: Ein Drittel meines Vermögens habe ich mit Alkohol durchgebracht, ein Drittel mit Frauen. Den Rest habe ich sinnlos verplempert.
*Christian Freiherr von Bechtolsheim ist Gründungspartner der Focam AG. Er verwaltet große Vermögen namhafter Unternehmerfamilien und Stiftungen. Zudem ist er Co-Autor des Buches „Vermögen bedeutet Verantwortung“. Für Business Insider schreibt von Bechtolsheim die Finanzkolumne „Geld & Werte“.
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