Bankenbranche unter Druck: Darum streichen immer mehr deutsche Finanzinstitute zahlreiche Jobs
Deutsche Finanzinstitute stehen unter starkem Druck - seit Jahren werden zahlreiche Stellen gestrichen und Filialen geschlossen. Zu groß sind die Auswirkungen der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen.
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Es ist offiziell: Die Deutsche Bank wird 18.000 Mitarbeiter - rund ein Fünftel der Gesamtbelegschaft - entlassen. Ein Stellenabbau in dieser Größenordnung, hat das größte deutsche Kreditinstitut seit seinem Bestehen nicht erlebt. Mit dieser Maßnahme ist das Geldhaus aber nicht allein. Der gesamte deutsche Bankensektor befindet sich derzeit in einer schwierigen Situation.
"Größter Mitarbeiterrückgang in der bundesdeutschen Geschichte"
Der geplante Stellenabbau bei der Deutschen Bank reflektiert in gewisser Weise die Lage aller deutschen Banken. Denn bei fast jeder Bank wird irgendwo gekürzt oder geschlossen. Allein 2018 sollen bis zu 32.000 Stellen gestrichen worden sein - eine Reduzierung von 5,4 Prozent. Laut Bankexperte Peter Barkow vom Analysehaus Barkow Consulting, sei das "der größte Mitarbeiterrückgang in der bundesdeutschen Geschichte", wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Zumindest seit 1990, denn für die Zeit davor würde es keine Statistiken geben, wie der Bankexperte, der die Daten auch zusammengestellt hat, weiter äußerte.
Die Mitarbeiterzahl von deutschen Banken sei laut Berechnungen des Handelsblattes zwischen 1990 und 2017 um 16 Prozent auf 597.000 geschrumpft. Aktuell beschäftigt die Branche 565.000 Menschen, 1997 waren es noch 765.000. Sogar während der größten Krisenjahre 2003 und 2008 hätte man laut Barkow nicht so viele Mitarbeiter entlassen.
Doch die Sparmaßnahmen erstrecken sich nicht nur auf die Mitarbeiter, auch Filialen werden in großem Ausmaß geschlossen oder fusioniert. Zwischen 2005 und 2017 sollen 14.000 Geschäftsstellen abgebaut worden sein. Die eingeleiteten Maßnahmen begründen die Branchenvertreter damit, dass auf diese Weise hohe Kosten eingespart werden sollen und zum anderen, dass die Filialen nicht mehr so oft von Kunden aufgesucht werden.
Digitalisierung und niedrige Zinserträge
Dass die Besucherzahl in den Filialen zurückgegangen ist, lässt sich mit der zunehmenden Digitalisierung erklären. Die meisten Zahlungsaufträge lassen sich Online ausführen, wofür man nicht mehr eigens zur Bank gehen oder die Unterstützung eines Bankangestellten aufsuchen muss. Die Situation machen sich junge Onlinebanken zu Nutze, indem sie Kunden mit modernen Apps und Online-Banking anlocken und günstigere Finanzdienstleistungen anbieten. Dies hat laut Handelsblatt dazu geführt, dass junge Banken wie die ING oder N26 2018 weitaus bessere Kosten-Ertrags-Relationen erzielen konnten als etablierte Alt-Banken.
Zudem macht das aktuell niedrige Zinsumfeld den Geldhäusern zu schaffen. Da deutsche Banken sehr stark von Zinserträgen abhängig sind, verdient der Sektor angesichts der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank zu wenig Geld. Der EZB-Präsident äußerte außerdem, dass weitere Zinssenkungen möglich sind. Große Sparmaßnahmen bei Banken sind dann die Folge.
Hierzu rief auch Felix Hufeld, Chef der deutschen Finanzaufsichtsbehörde Bafin, die deutschen Geldhäuser auf. "Es ist höchste Eisenbahn", äußerte er, wie die Süddeutsche berichtet. "Ich werde nervöser, weil mit Händen zu greifen ist, dass wir in den nächsten Jahren eher in schwierigeres Fahrwasser geraten". Auf eine weitere gute Konjunktur könne man sich in absehbarer Zeit nicht verlassen. Auch Bankexperte Peter Barkow ist der Meinung, dass "sich Banken jetzt schon durch Entlassungen auf noch schlimmere Zeiten vorbereiten".
Redaktion finanzen.net
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