RWE-Aktie fällt: Dividende wird drastisch gekürzt
Aktionäre und Mitarbeiter von RWE trifft der Gewinneinbruch im Stromerzeugungsgeschäft hart: Der Versorger will die Dividende kürzen und verlangt von den Beschäftigten weitere Sparbeiträge.
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Für das Jahr 2013 wollen Vorstand und Aufsichtsrat den Eigentümern eine Gewinnausschüttung von nur noch 1 Euro je Aktie vorschlagen, wie der Konzern am Donnerstagabend mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das eine Halbierung. Auch langfristig soll die Ausschüttung schrumpfen: RWE plant den Angaben zufolge für die "folgenden Geschäftsjahre" mit Dividenden zwischen 40 und 50 Prozent des nachhaltigen Nettoergebnisses - statt bislang 50 und 60 Prozent des um verschiedene Sonderfaktoren bereinigten Gewinns. In seiner Mitteilung kündigt der Konzern zudem "zusätzliche Kostensenkungsmaßnahmen einschließlich Beiträgen von Arbeitnehmern und Management" an. Im Detail will der Versorger darüber aber erst im November informieren.
Die Einschnitte bei der Dividende kommen angesichts der Schuldenlast von RWE nicht überraschend: Den Konzern drückten zum Ende des ersten Halbjahres Verbindlichkeiten von rund 35 Milliarden Euro. Die Nettoverschuldung lag damit deutlich mehr als zweimal so hoch wie das Eigenkapital von 15,66 Milliarden Euro.
Neuen Spielraum erhofft sich der Versorger durch den Verkauf seiner Ölfördersparte Dea. Der allerdings könnte sich nach Ansicht von Beobachtern etwa wegen der unsicheren Lage im Förderland Ägypten länger als geplant hinziehen. Zudem kann RWE angesichts der Energiewende nicht mehr auf üppige Gewinne aus der Stromerzeugung hoffen. "Es gibt keinen Zweifel daran, dass uns schwere Zeiten bevorstehen. Das müssen wir auch bei der Dividendenpolitik berücksichtigen", zitierte RWE seinen Vorstandsvorsitzenden Peter Terium in einer Mitteilung. Die Dividendensenkung will Terium den Angaben zufolge denn auch nutzen, um die Schulden abzubauen.
Doch auch im operativen Geschäft sollen weitere Einschnitte folgen. "Alle im Unternehmen werden ihren Beitrag zur langfristigen Sicherung der Finanzkraft leisten - und keineswegs nur die Eigentümer", sagte Terium. Konkreter wurde RWE auch auf Nachfrage nicht. Ein Konzernsprecher ließ Medienberichte über den Abbau von mehreren Tausend Stellen in der Stromerzeugungssparte und Nullrunden für die Beschäftigten unkommentiert. Der Versorger kündigte aber an, am 14. November, dem Tag der nächsten Quartalszahlen-Veröffentlichung also, über "Beiträge von Arbeitnehmern und Management sowie über Investitionskürzungen und die voraussichtliche Ergebnisentwicklung in der Zeit nach 2013" zu informieren.
An der Prognose für das 2013 selbst hält RWE fest: Das Unternehmen geht davon aus, dass das EBITDA bei rund 9 Milliarden Euro liegen wird, das betriebliche Ergebnis bei etwa 5,9 Milliarden und das nachhaltige Nettoergebnis bei rund 2,4 Milliarden Euro.
RWE dürfte im November einen "Neo" genannten Sparplan für die Stromerzeugungssparte vorstellen. Das Unternehmen habe mit Arbeitnehmervertretern Gespräche über erhebliche Kostensenkungen bei der Stromerzeugungssparte vereinbart, hatte eine mit der Angelegenheit vertraute Person Ende Juli dem Wall Street Journal Deutschland gesagt. Der Energiekonzern wolle bei der Stromerzeugungstochter RWE Generation im Rahmen dieses Programms mehrere 100 Millionen Euro jährlich sparen. Schon im Rahmen des Programms "RWE 2015" will der Konzern die eigenen Kosten bis zum Ende des Jahres 2014 um rund 1 Milliarde Euro senken. Auch ein Arbeitsplatzabbau wäre bei RWE nicht neu: Nach Plänen aus dem Jahr 2011 will der Konzern unter anderem durch den Verkauf von Unternehmensteilen weltweit 8.000 Arbeitsplätze abbauen. Später kündigte der Versorger an, es könnten rund 2.400 Stellenstreichungen hinzukommen, wenn der Konzern Abteilungen zusammenlegt, die die Unternehmenssparten bislang getrennt unterhalten.
Verantwortliche des Konzerns hatten in den vergangenen Monaten immer wieder auf eine enorm schwierige Ertragslage in der Stromerzeugungssparte hingewiesen. Im August kündigte der Konzern vor diesem Hintergrund an, innerhalb der nächsten drei Jahre in Deutschland und den Niederlanden neun Kraftwerke mit einer Erzeugungskapazität von zusammen 3.100 Megawatt vom Netz zu nehmen. Zumindest zeitweise soll damit die Gesamterzeugungsfähigkeit des Konzerns um rund 6 Prozent zurückgehen.
Auslöser für die Schwierigkeiten im Kraftwerksgeschäft ist die Energiewende in Deutschland: Wie sehr RWE unter dem Boom von Sonnen- und Windstrom leidet, zeigen etwa die im August veröffentlichten Halbjahreszahlen des Konzerns. Zwischen Januar und Juni verdiente das Unternehmen mit seinen konventionellen Kraftwerken gemessen am betrieblichen Ergebnis rund 62 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Stromabsatz an externe Kunden ging um 4 Prozent auf nur noch 135,9 Milliarden Kilowattstunden zurück. Weil Strom aus Erneuerbaren Energien zeitweise im Überfluss zur Verfügung steht, sind Kohle- und Gaskraftwerke immer seltener in Betrieb. Zudem ist der Großhandelsstrompreis zeitweise auf unter 37 Euro je Megawattstunde gefallen. Nach einer Erholungsphase liegt der Preis noch immer knapp unter 40 Euro. Als kostendeckend gilt ein Preis zwischen 55 und 60 Euro.
Die Preisveränderungen an der Strombörse schlagen sich allerdings nur mit großer Verzögerung auf die Ergebnisse der Energiekonzerne nieder: Sie schließen mit ihren Abnehmern meist mehrere Jahre im Voraus Verträge über den Elektrizitätsverkauf. Die Stromerzeuger nehmen deshalb heute oft noch Preise ein, die vor einiger Zeit an der Strombörse gehandelt wurden. Zudem profitieren die Konzerne zu manchen Zeiten selbst von den niedrigen Preisen für Strom aus Erneuerbaren Energien: Wenn Wind- und Sonnenstrom im Überfluss zur Verfügung steht, kaufen sie diesen zu Preisen ein, die weit unter ihren Verkaufskonditionen liegen. In der Zukunft allerdings dürften die niedrigen Börsenstrompreise die Konzerngewinne immer deutlicher angreifen.
An der Börse hat sich die RWE-Aktie in den vergangenen Wochen gleichwohl deutlich verteuert. Seit Ende August stieg der Preis des Papiers von rund 21 Euro auf knapp 26 Euro. Offenbar hoffen Investoren auf Änderungen bei der Förderung von Erneuerbaren Energien nach der Bundestagswahl. Zudem dürfte die leichte Erholung des Großhandelsstrompreises positiv am Markt aufgenommen worden sein. Sie ruft auch in Erinnerung, dass die konventionellen Kraftwerke der Energiekonzerne auf absehbare Zeit weiter gebraucht werden: Weil Strom aus Sonne und Wind nicht jederzeit zur Verfügung steht, müssen etwa Gas- und Kohleanlagen ständig bereitstehen.
Dennoch reagieren auch die RWE-Konkurrenten mit Sparmaßnahmen. Deutschlands größter Energiekonzern E.ON etwa plant, Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 11 Gigawatt abzuschalten. E.ON-Vorstandschef Johannes Teyssen hat zudem Kraftwerksstilllegungen über den Umfang hinaus als "sehr wahrscheinlich" bezeichnet. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft warnte schon vor einer Welle von Kraftwerksschließungen.
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