Selenskyj fordert Lieferung von weitreichenden Waffen
Von Andrea Thomas
DOW JONES--Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei seinem Besuch in Kiew zur Lieferung von weitreichenden Waffen und weiteren Flugabwehrsystemen zum Schutz vor russischen Raketen aufgefordert. Er räumte ein, dass Scholz und er weiterhin unterschiedlicher Meinung sind bezüglich der von der Ukraine erhofften Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern. Scholz sicherte der Ukraine die unverbrüchliche Unterstützung Deutschlands in ihrem Verteidigungskampf gegen den russischen Angriffskrieg zu. Bei seinem Nein zur Lieferung von Taurus blieb Scholz allerdings.
"Die Frage Taurus haben wir natürlich angesprochen, es gibt unterschiedliche Meinungen diesbezüglich", sagte Selenskyj laut einer auf dem Sender ntv übertragenen Übersetzung der Pressekonferenz in Kiew. "Wir brauchen weitreichende Waffen. Wir haben diese Angelegenheit auch mit Frankreich und Großbritannien besprochen. Es wäre tatsächlich sehr wichtig für uns, wenn wir die Militärziele in der Russischen Föderation damit erreiche könnten."
Der ukrainische Präsident forderte außerdem, dass man Druck auf Russland durch Sanktionen ausüben müsse. Frieden sei nur durch gemeinsames Handeln möglich. Selenskyj betonte der Übersetzung zufolge, dass die Ukraine den Schutz von zwei Dutzend zusätzliche Objekten benötige. Er lobte die bisherigen deutschen Waffenlieferungen wie etwa die Flugabwehrsysteme Patriot, IRIS-T. Hier habe Deutschland einen hohen Anteil bei der Lieferung solcher Systeme.
Scholz verspricht weitere Waffenlieferungen für 2025
Scholz erklärte in Kiew, dass Deutschland auch im nächsten Jahr weitere Luftverteidigungssysteme, Haubitzen, Kampf- und Aufklärungsdrohnen, Artilleriemunition sowie sechs bewaffnete Sea‑King-Hubschrauber an die Ukraine liefern werde.
"Wir haben einen langen Atem und wir werden an der Seite der Ukraine stehen ‑ so lange, wie das nötig ist", sagte Scholz.
Scholz bekräftige auf der gemeinsamen Pressekonferenz, dass Russland der Ukraine keinen Diktatfrieden aufzwingen könne. Er habe in seinem Gespräch mit Wladimir Putin den russischen Präsidenten zur Beendigung des Angriffskriegs auf die Ukraine und zum Rückzug der Truppen aufgefordert.
"Wir alle wünschen uns ein Ende dieses brutalen Krieges. Keiner will Frieden mehr als die Ukrainerinnen und Ukrainer. Deswegen gilt: Unsere unverbrüchliche Unterstützung, unsere militärische Hilfe, der entschlossene Kampf gegen die russische Aggression sind die eine Seite der Medaille, und die andere Seite ist das Ausloten von Wegen, die zu einem fairen, gerechten und dauerhaften Frieden für die Ukraine führen können", so Scholz.
Die Ukraine werde zudem ihren Weg in die Europäische Union konsequent weitergehen. Scholz zeigte sich zudem beeindruckt über die Fortschritte, die das Land auf seinem Weg in die EU gemacht habe.
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December 02, 2024 10:40 ET (15:40 GMT)