Abgestürzte Nebenwerte - Zehn Gelegenheiten
Die Unsicherheit der Märkte erfasste auch Aktien aus der dritten Reihe und führte zu übertriebenen Kursstürzen. Zehn Gelegenheiten für Abstauber.
Werte in diesem Artikel
von Georg Pröbstl, €uro am Sonntag
Die Katastrophe in Japan mitsamt der Atompanik hat nicht nur die Kurse international bedeutender Unternehmen erschüttert, sondern auch deutsche Nebenwerte erfasst. Am vergangenen Dienstag (15. März) rauschten die Kurse von Small Caps querbeet in den Keller. Der SDAX, der Index mit den Aktien aus der dritten Reihe, verbuchte an diesem Tag zwischenzeitliche Verluste von 5,8 Prozent. Bei kleineren Gesellschaften jenseits des Index kam es noch übler und teilweise zum regelrechten Abverkauf. Zweistellige Kursverluste waren keine Seltenheit.
Vom Debakel betroffen waren allerdings nicht nur Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von zehn, 20 oder vielleicht 30 Millionen Euro, sondern auch vergleichsweise große Nebenwerte. Beispielsweise wurde die Aktie des Autozulieferers PWO Progresswerk Oberkirch – Börsenwert vor einer Woche noch rund 100 Millionen Euro – innerhalb von zwei Stunden nach unten durchgereicht und fiel von 33,50 auf 29 Euro – ein Minus von 13,4 Prozent. Gegenüber dem Kursniveau vom Freitag (11. März) ergibt sich ein Verlust von 19,4 Prozent.
Richtig schlimm erging es auch der Aktie von Data Modul. Beim Displayspezialisten gab es einen Kursrutsch um 17,3 Prozent bei vergleichsweise hohen Umsätzen – und das in nur 15 Minuten. Der Verlust zum Vorkatastrophenniveau summierte sich auf 25 Prozent. „Die Verkäufe waren rein panikartig. Anleger überlegen gar nicht mehr, ob ein Unternehmen überhaupt von Japan betroffen ist oder möglicherweise sogar noch von der Katastrophe profitieren könnte“, erklärt Georg Geiger, Vorstand der Value Holdings AG. Unter Data-Modul-Aktionären etwa geht die Angst um, weil sechs der zehn wichtigsten Lieferanten des Unternehmens in Japan ansässig sind. Doch diese produzieren großteils gar nicht in Japan, sondern in Billiglohnländern wie China oder den Philippinen.
„Wie so oft in Zeiten der Unsicherheit haben auch diesmal wieder viele Anleger vor allem Nebenwerte verkauft, um ihr Geld in liquidere Assets zu stecken“, sagt Geiger. Tatsächlich herrschte am Dienstag zeitweise arge Verwirrung. So funktionierten manche Internetseiten wegen des großen Ansturms der Anleger vorübergehend nicht mehr. Und bei einer Reihe von Nebenwerten gab es zeitweise keine Geldseiten – also keine Kaufkurse – mehr.
„Wir haben bei dem einen oder anderen Nebenwert große Kauforders mit tiefem Abstauberlimit in den Markt gestellt. Trotz hoher Abschläge zu den zuvor gehandelten Kursen von zehn Prozent und mehr wurden wir teilweise komplett bedient“, schildert Börsianer Geiger die Situation. Bei Volumina im sechsstelligen Bereich hatten offensichtlich auch institutionelle Anleger kalte Füße bekommen und wollten um jeden Preis aus ihrer Position.
Auch Stop-Loss-Orders dürften einen Teil der massiven Kurseinbrüche verursacht haben. Hierbei geben Anleger einen Verkaufsauftrag zu einem bestimmten Kurs an die Börse, um Gewinne zu sichern oder sich vor allzu großen Verlusten zu schützen. „Stop-Loss-Limits machen bei Nebenwerten keinen Sinn. Werden diese Verkaufslimits erreicht, wird die Aktie zum nächsten Kurs verkauft. Gibt es aber in Paniksituationen keine Geldseite – also keinen Käufer – weiß man überhaupt nicht, zu welchem Kurs die Aktie dann verkauft wird“, warnt der Experte.
Unüberlegtes Handeln infolge von Panik und Stoppkursen führte zu einer Reihe irrationaler Entwicklungen. Bei SMT Scharf beispielsweise: Die Aktie rauschte am Dienstag (15. März) in nur zwei Stunden um bis zu 11,6 Prozent nach unten. Dabei hatte ein Verkauf wegen Atomangst in diesem Fall überhaupt keinen Sinn. Denn SMT Scharf produziert Zugmaschinen und Bahnen für Bergwerke, beispielsweise für den Abbau von Kohle. Käme ein Ausstieg aus der Atomkraft, würde SMT mit seinen Produkten eher profitieren, da der Abbau von Kohle dann noch forciert werden dürfte.
Unlogisch auch der Einbruch bei Schaltbau. Die Aktie des Verkehrstechnikkonzerns brach am Dienstag fast schlagartig um 11,4 Prozent ein. Dabei sollte der Münchner Bahnspezialist tendenziell ebenfalls vom Ausstieg aus der Kernenergie profitieren. Denn wird Energie knapper, dürften öffentliche Verkehrsmittel – und damit Schaltbau-Produkte – stärker gefragt sein.
„In solchen Marktphasen sollten Anleger zuerst überprüfen, ob eine Story noch intakt ist. Im aktuellen Fall etwa, ob das Geschäftsmodell von der Japan-Krise betroffen ist. Wenn nicht, kann man sich auch mit tiefen Abstauberlimits auf die Lauer legen, um gute Aktien günstig einzusammeln“, rät Geiger.
Überstürzte Aktienverkäufe wie bei der Varengold Wertpapierhandelsbank ließen sich dann gut zum billigen Einstieg nutzen. Doch was war passiert? Varengold bietet seinen Kunden unter anderem eigene Handelsplattformen für den Forex-Devisenhandel. Seit rund sechs Monaten hatten Börsianer ungeduldig auf eine Meldung über eine große Kooperation Varengolds mit einem Onlinebroker gewartet. Anfang der Woche kam die Meldung tatsächlich: Varengold arbeitet ab sofort mit der BIW Bank zusammen. Die BIW-Kunden führen immerhin vier Millionen Trades im Jahr aus. Doch anstatt die Meldung mit steigenden Kursen zu feiern, wurde Varengold im Japan-Desaster verprügelt, die Aktie büßte in kurzer Zeit um bis zu 14,7 Prozent ein. Zur Vermeidung von Panik rät Börsianer Geiger: „Ist eine Story intakt, sollten Anleger daran denken: Das Unternehmen ist noch da, im Augenblick ist es gar nicht so wichtig, welcher Kurs da jetzt im Moment an der Börse gehandelt wird.“
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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