Daimler-Strategie: Wieso Pkws und Lkws künftig getrennt an der Börse fahren
Die Aktionäre der Schwaben schreiben Geschichte: Künftig fahren Pkw und Lkw mit dem Stern getrennt. Mit Ausgabe der Aktien von Daimler Truck soll großes Wertpotenzial gehoben werden.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Das Ding ist auf Kurs: Die Aktionäre von Daimler stimmten soeben nahezu einstimmig für die Abspaltung und den Spin-off des Nutzfahrzeug-Geschäfts. Der Weg für einen Börsengang der Trucks mit dem Stern ist damit frei. "Voraussichtlich im Dezember soll die Aktie der Daimler Truck Holding an der Börse gelistet werden", sagte Konzernfinanzchef Harald Wilhelm. Aktionäre erhalten dann für je zwei Daimler- Aktien ein Truck-Papier ins Depot eingebucht.
Die Aufspaltung des schwäbischen Autoerfinders ist ein historischer Schritt. Er entspringt auch dem Druck, sowohl das Pkw-Geschäft der künftigen Mercedes-Benz Group sowie das der Daimler Trucks an die Herausforderungen der Elektromobilität anzupassen. "Wir stärken den unternehmerischen Freiraum", begründete Konzernchef Ola Källenius den Plan auf der virtuellen außerordentlichen Hauptversammlung.
Källenius und Finanzmann Wilhelm warben dafür auch mit der Aussicht auf kräftige Wertsteigerungen bei den Aktionären. Man hebe das Potenzial einer reinen Luxusauto-Aktie und das eines Pure-Players im Nutzfahrzeugbereich. "Wir rechnen damit, dass Daimler Truck Anfang 2022 ein Mitglied des DAX 40 wird", machte Wilhelm Investoren den Plan zusätzlich schmackhaft.
Ein Vorbild bei der Neustrukturierung war dabei sicher die Abspaltung der Energiesparte Siemens Energy im vergangenen Herbst, die Siemens-Aktionären einen beachtlichen Wertzuwachs bescherte. Initiator Joe Kaeser pflegt als Daimler-Aufsichtsrat einen engen Draht zu Källenius und Wilhelm. Der Ex-Siemens-Chef wird die Entwicklung der Daimler Trucks künftig als Chefaufseher begleiten.
Zweistellige Rendite
Auch für Truck-Chef Martin Daum ist es wohl eine verlockende Perspektive, künftig DAX-Lenker zu werden. Allerdings muss Daum dafür noch einige Lasten bewegen. Die Trucks mit dem Stern sollen bis 2025 nachhaltig saftige operative Margen einfahren: Die Umsatzrendite soll je nach Konjunkturlage bei mindestens sechs bis über zehn Prozent liegen. Im ersten Halbjahr 2021 hatten die Trucks wegen der Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie hier bereits mit gut zehn Prozent geglänzt. Ein Jahr davor aber schrieb die Sparte tiefrote Zahlen. Zudem kommen auf die selbstständigen Laster höhere Kosten in Verwaltung, IT und Vertrieb zu. Laut Wilhelm sind es zunächst rund 250 Millionen Euro pro Jahr, später soll die Last auf 150 Millionen sinken.
Dem Vorstand ist die Aufspaltung überdies mehr als eine Milliarde Euro an Einmalkosten wert. "Trucks und Pkw bedienen unterschiedliche Zielgruppen auf Kunden- wie auf Investorenseite. Bei den Pkw steht zudem die Batterie im Mittelpunkt. Bei Trucks spielt auch die Brennstoffzelle eine wichtige Rolle", nannte Källenius weitere Gründe für den Schnitt.
Die Mobilitäts- und Finanzierungsdienste des Konzerns werden auf die Sparten aufgeteilt, die Technologie-Infrastruktur ebenfalls. Mercedes-Benz konzentriert sich mit dem Joint Venture ACC auf die Batterie-Entwicklung. Die Trucks übernehmen die Brennstoffzellen-Kompetenz und arbeiten mit Volvo im Joint Venture Cellcentric zusammen. Daimler lässt bereits seit 2018 Busse mit Wasserstoff fahren. Soeben starteten die Schwaben die Produktion großer Brennstoffzellen-Lkw in Wörth. Chef Daum schwört den Weltmarktführer in der Nutzfahrzeugbranche auf die neuen Technologien ein: "Schon 2030 werden CO2-neutrale Fahrzeuge in Europa bis zu 60 Prozent unseres Absatzes ausmachen."
Potenzial: Gute Chancen, dass
Aktionäre ähnliche Wertsteigerungen erleben wie Siemens-Anteilseigner zuvor. Attraktiv.
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