US-Aktienmarkt im Fokus: Anleger waren seit fast vier Jahren nicht so bullish
Handelskrieg, Spannungen mit der Türkei, die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve: All diese Faktoren stimmten Investoren zuletzt vorsichtig - zumindest im Blick auf die Wall Street. Das Blatt könnte sich nun jedoch gewendet haben. Geht der Bullenmarkt weiter?
Ob wir uns derzeit im längsten Bullenmarkt aller Zeiten befinden, ist strittig. Manche Experten meinen, dass die Hausse noch in diesem Monat diesen Meilenstein erreicht, andere sehen zwischenzeitliche Rückschläge als vollwertige Bärenmärkte. Um das genauer zu beleuchten, bräuchte es einen gründlichen Blick in die Vergangenheit, die Bank of Merrill Lynch beschäftigt sich nun jedoch mit der Zukunft des US-Aktienmarktes.
Verschiebung der Positionierung
Die Bank of Merrill Lynch veröffentlichte kürzlich die Ergebnisse ihrer August-Umfrage unter Fondsmanagern. Die Umfrage wird regelmäßig unter 243 professionellen Managern durchgeführt, die zusammengenommen 735 Milliarden US-Dollar verwalten. Bemerkenswert ist die Erkenntnis, dass sich die Mehrheit der Manager wieder auf die Wall Street zu konzentrieren scheint. Denn, obwohl die Aufwärtsbewegung der großen US-Indizes bisher recht gering ausfiel, verschiebt sich die Positionierung der Fondsmanager von globalen Aktien hin zu US-amerikanischen Papieren. Beispielsweise legte der Dow Jones innerhalb des laufenden Jahres (gerechnet mit dem Schlusskurs vom 17. August) gerade einmal rund 3,84 Prozent zu, während der S&P 500 6,60 Prozent gewann. Einzig und allein Tech-Werte wiesen höhere Zuwächse aus. So erstarkte der NASDAQ Composite im gleichen Zeitraum um 13,22 Prozent.
Bilanzzahlen machen Investoren Mut - noch
Nicht nur die US-amerikanische Wirtschaft boomt aktuell, auch Unternehmensbilanzen gaben Anlegern Grund zur Freude. Überdurchschnittlich viele Konzerne haben die Erwartungen der Analysten übertroffen, wenn man den Daten von FactSet Glauben schenken darf. Danach haben 79 Prozent der S&P 500-Firmen die Schätzungen der Experten geschlagen, insgesamt ergibt sich laut FactSet ein Gewinnwachstum von 24,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. So mancher Anteilsschein musste trotz guter Kennzahlen in Folge an Wert einbüßen. Hintergrund dafür waren vorsichtige Prognosen und Ausblicke für das Gesamtjahr. Durch die politische Turbulenzen könnten einige US-Konzerne deutlich weniger Absatz machen. Nicht nur für die Autobranche dürften sich die Strafzölle im Handelsstreit mit China als Bremsklotz erweisen.
Geldpolitik könnte zur nächsten Belastungsprobe werden
Der leitende Investment-Stratege der Bank of America Merrill Lynch, Michael Hartnett, warnt allerdings Anleger davor, sich zu sehr in Sicherheit zu wiegen. Schließlich dürfte die gut laufende Wirtschaft die Zentralbank dazu bewegen, sich von der lockeren Geldpolitik abzuwenden. Sollte die Fed weiter an der Zinsschraube drehen, wirke sich das auch auf Unternehmensgewinne aus - und zwar negativ, so der Experte.
"Steigende Unternehmensverschuldung weist darauf hin, dass Anleihen besser laufen sollten als Aktien, während ein schwacher Ertragsausblick darauf hindeutet, dass defensive Werte Zykliker übertreffen könnten", so Hartnett. Da Anleger der Bank mitteilten, sie würden weiterhin auf die US-Wirtschaft, die Fed und Bargeld setzen, bleibe die BofA bei ihrer Ansicht: "Spitzengewinne, Politik und Renditen".
Redaktion finanzen.net
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