Porsche-Aktie, Mobileye-Aktie & Co.: So haben sich die Börsenneulinge von 2022 entwickelt
Regelmäßig wird die Börsenlandschaft durch weitere Unternehmen ergänzt - so auch 2022. Diese Neuankömmlinge standen dabei besonders im Fokus der Anleger.
Werte in diesem Artikel
• Börsenlandschaft bleibt in Bewegung
• Globale Unsicherheiten belasten auch IPO-Markt
• Zurückhaltung unter Börsenkandidaten
Im Marktgeschehen ist immer Bewegung auszumachen, ob nun Aktien eines Unternehmens aus dem Handel genommen werden, wie es zuletzt bei Twitter der Fall war, oder ob neue Firmen den Weg an die Börse finden. Dabei wagen nicht nur innovative Startups den Sprung aufs Parkett, sondern auch Abspaltungen von bereits an der Börse gelisteten Unternehmen. Das Börsenjahr 2022 hielt hingegen verhältnismäßig wenig Neuzugänge bereit. War im Vorjahr noch eine freundliche Anlegerstimmung erkennbar, die zahlreiche Unternehmen in den Handel gelockt hat, stand 2022 ganz im Zeichen von Unsicherheiten, die Investoren verschreckten. Spätestens mit Beginn des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine im Februar rückten nicht nur geopolitische Risiken in den Fokus der Anleger, sondern auch die Themen Energieknappheit und damit auch Inflation. Der Preisdruck ist nicht nur für Verbraucher spürbar, auch Unternehmen agieren anders als noch vor einem Jahr. Die Notenbanken, allen voran die US-Währungshüter der Fed, läuteten infolgedessen die Zinswende ein, die die hohen Inflationsraten drücken soll. Der gestiegene Leitzins hat aber auch Auswirkungen auf die Bewertungen von Tech-Unternehmen, die noch nicht profitabel agieren. Nicht nur stand 2022 damit vor allem der Technologiesektor an der Börse unter Druck, auch wagten weniger Unternehmen die Neulistung am Markt. Zahlreiche Kandidaten, die zuvor IPOs ankündigten, verschoben die Börsengänge oder sagten sie sogar ganz ab.
Ein paar wenige Mutige fanden sich aber dennoch. Das wurde aus den Neuzugängen des Börsenjahres 2022.
Iveco
Eingeläutet wurde das IPO-Jahr 2022 mit dem Börsengang des italienischen Lastwagenbauers Iveco am 3. Januar. Das Unternehmen mit Sitz in Turin ist eine Abspaltung des Industriekonzerns CNH, der sich auf die Produktion und den Verkauf von Land- und Baugeräten spezialisiert hat. Die an der Börse Mailand gelisteten Iveco-Anteile nahmen den Handel mit jeweils 11,26 Euro auf, was einem Marktwert von insgesamt 3,05 Milliarden Euro entsprach. Experten hatten der Nachrichtenagentur Reuters zufolge zuvor mit einer Bewertung von 4 Milliarden US-Dollar gerechnet. Um sich gegen Konkurrenten wie Daimler Truck und TRATON durchzusetzen, wolle man vor allem auf starke Kooperationen bauen, so Unternehmenschef Gerrit Marx im Rahmen des Listings.
Das Niveau des Börsengangs konnten die Iveco-Papiere jedoch nicht halten. So erreichte die Aktie am 5. Januar 2022, also nur zwei Tage nach Börsenstart, bei 11,416 Euro ein Hoch, rutschte dann aber immer wieder ab. Am 6. Juli 2022 fiel das Papier gar auf ein Allzeittief von 4,5805 Euro. Seitdem erholte sich die Inveco-Aktie wieder leicht und notiert zuletzt bei 6,502 Euro (Schlusskurs vom 05. Dezember 2022). Vom ursprünglichen Niveau ist das Papier damit rund 43 Prozent entfernt.
EUROAPI
Das Sanofi-Spinoff EUROAPI feierte sein Börsendebüt an der Euronext in Paris am 6. Mai 2022. Das ausgegliederte Unternehmen hat sich auf pharmazeutische Wirkstoffe spezialisiert. Sanofi hält 30 Prozent der Anteile und damit auch der Stimmrechte an der Tochterfirma. "Ziel ist es, den Status von EUROAPI als Referenzpartner für alle Labore im pharmazeutischen und biotechnologischen Sektor zu stärken und seine Unabhängigkeit von Sanofi auszubauen", erklärte EUROAPI-CEO Karl Rotthier. "Diese Notierung wird es EUROAPI ermöglichen, seine Strategie zu beschleunigen, die darauf abzielt, die Aktivitäten der Gruppe als Contract Manufacturing Organization zu entwickeln, ihre technologischen Plattformen zu stärken, ihre Präsenz in komplexen und hochdifferenzierten APIs zu nutzen und die operative Effizienz der Gruppe zu gewährleisten."
Der Ausgabepreis der insgesamt 94.026.888 Scheine betrug 12 Euro, womit EUROAPI auf einen Marktwert von knapp 1,1 Milliarden Euro kam. Der Erstkurs des Unternehmens betrug 12,50 Euro, bis zum Handelsschluss schob sich das Papier auf 13,514 Euro nach oben. Seitdem legte der Börsenneuling weiter zu. Zuletzt wurden EUROAPI-Anteile bei 17,00 Euro (Schlusskurs vom 05. Dezember 2022) gehandelt. Damit konnten die Scheine seit dem IPO um rund 41 Prozent zulegen.
Haleon
Knapp zwei Monate später, am 18. Juli 2022, wagte sich eine weitere Pharma-Abspaltung an die Börse. Mit Haleon, einem Tochterunternehmen von GSK und Pfizer, wurde die Sparte rezeptfreier Medikamente der beiden Branchenriesen ausgelagert und an die London Stock Exchange gebracht. "Die Verbrauchergesundheit war noch nie so wichtig wie heute, und ich freue mich, dass Haleon als unabhängiges Unternehmen bereit ist, unsere Ambitionen zu verfolgen", zeigte sich Haleon-CEO Brian McNamara nach dem Börsendebüt zufrieden. Der Unternehmensname setzt sich aus den Wörtern Hale, einer alten englischen Bezeichnung für "bei guter Gesundheit", sowie Leon, was als "Stärke" verstanden werden kann, zusammen, so das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Pfizer hält weiterhin 32 Prozent an Haleon, GSK noch 13,5 Prozent. Darüber hinaus sind die Scheine auch als American Depositary Receipt (ADR) an der New York Stock Exchange handelbar.
Den Handel in London nahm das Papier bei 3,30 Pfund auf, was einer Marktkapitalisierung von 31 Milliarden Pfund entsprach. Am Abend fielen die Scheine aber auf 3,084 Pfund zurück. Auch seitdem steht es nicht gut um den Titel. Mit einem derzeitigen Kurs von 2,95 Pfund (Schlusskurs vom 05. Dezember 2022) notiert die Haleon-Aktie 10,60 Prozent unter dem Erstkurs.
Corebridge Financial
Im September brachte der US-amerikanische Versicherungskonzern AIG dann seine Lebensversicherungssparte Corebridge Financial an die New Yorker Börse. So wurden insgesamt 80 Millionen Stammaktien des Tochterunternehmens angeboten. Die Abspaltung erfolgte Jahre nachdem AIG in den Fokus des aktivistischen Investors Carl Icahn geriet. "Bloomberg" zufolge forderte der Milliardär bereits 2015 die Trennung von AIG in eine Schaden- und Unfallversicherungseinheit, eine Einheit für Lebensversicherungen und eine für Hypotheken. In Folge des Konflikts veräußerte AIG die Hypothekenbranche, ehe man den Unternehmenszweig für Lebensversicherungen 2020 auslagerte und in Corebridge Financial umbenannte.
Der Ausgabepreis je Aktie betrug 21 US-Dollar, zum Start am 15. September 2022 wurde das Papier dann erstmals bei 20,50 US-Dollar gehandelt. Bis zum Handelsende kletterte die Aktie noch auf 20,73 US-Dollar, blieb damit jedoch unter dem Ausgabepreis zurück. Zu diesem Zeitpunkt kam das Unternehmen auf einen Börsenwert von knapp 13,4 Milliarden US-Dollar. Seitdem konnte sich das Papier leicht erholen und schaffte es zeitweise gar auf bis zu 23,50 US-Dollar. Mit zuletzt 21,22 US-Dollar (Schlusskurs vom 05. Dezember 2022) konnte die Corebridge-Aktie seit ihrem Börsendebüt immerhin um 3,5 Prozent zulegen.
Porsche AG
Im selben Monat kam es in Deutschland zum größten IPO seit dem Börsengang der Deutschen Telekom im Jahr 1996. Am 29. September 2022 brachte der Volkswagen-Konzern seine Sportwagen-Tochter Porsche auf das Frankfurter Börsenparkett. Das IPO wurde jahrelang vorbereitet und war immer wieder Ziel von Spekulationen. "Die Träume unserer Kunden zu erfüllen, ist unser Antrieb. Heute geht für uns selbst ein großer Traum in Erfüllung. Mit Abschluss des Börsengangs schlagen wir ein neues Kapitel in der einzigartigen Geschichte unseres Unternehmens auf", so VW- und Porsche-Chef Oliver Blume am Tag des Börsendebüts. "Das ist ein historischer Moment für Porsche."
Porsche-Aktien wurden zu je 82,50 Euro ausgegeben, in den XETRA-Handel starteten die Papiere dann mit 84 Euro und damit 1,81 Prozent darüber. Damit kam die VW-Tochter auf eine Marktkapitalisierung von 76,5 Milliarden Euro. Am ersten Handelstag sprang das Papier auf bis zu 86,76, beendete die erste Sitzung aber auf Ausgabeniveau bei 82,50 Euro. Seitdem kannte die Porsche-Aktie vor allem eine Richtung: gen Norden. Zuletzt wurden die Anteile via XETRA noch bei 105,70 Euro (Schlusskurs vom 05. Dezember 2022) gehandelt. Seit der Erstnotiz verteuerte sich der Schein damit um mehr als 25 Prozent.
Accelleron
Auch im Oktober wagte sich noch der ein oder andere Börsenkandidat auf’s Parkett. Dazu zählt auch Accelleron, die Turboladersparte des Schweizer Technologiekonzerns ABB. Die Trennung des Unternehmenszweiges erfolgte in Form einer Sachdividende für ABB-Aktionäre. So erhielten die Anleger für 20 bestehende ABB-Aktien jeweils eine Accelleron-Aktie. Insgesamt wurden so 94.500.000 Anteile herausgegeben, die zu einem Nennwert von jeweils 0,01 Franken platziert wurden, wie der Schweizer Börsenbetreiber SIX informierte. "Die Kotierung an SIX Swiss Exchange ist ein historischer Moment für Accelleron, da wir damit beginnen, unserer Strategie als unabhängiges Unternehmen mit starken Wurzeln in der Schweiz umzusetzen", gab sich Verwaltungsratpräsident Oliver Riemenschneider zuversichtlich. "Die hohe Nachfrage nach den Produkten und Dienstleistungen von Accelleron spiegelt sich in unserem starken Finanzprofil mit robusten, wiederkehrenden Dienstleistungsumsätzen, und ich bin überzeugt, dass das Unternehmen seine Position als globaler Marktführer im Bereich Hochleistungs-Turbolader weiter ausbauen können wird."Die Erstnotiz der Accelleron-Aktien lag am 3. Oktober 2022 bei 18 Franken, im Tagesverlauf ging es auf bis zu 18,762 Franken aufwärts. Letztendlich verabschiedeten sich die Anteile der ABB-Tochter bei 18,10 Franken in den Feierabend, was den Marktwert des Sparte auf etwa 1,7 Milliarden Franken hob. Kurz nach dem IPO fiel das Papier zwar bis auf 14,20 Franken, anschließend ging es aber auf bis zu 19,68 Franken aufwärts. Zuletzt notierte der Kurs bei 18,59 Franken (Schlusskurs vom 05. Dezember 2022) und damit 3,2 Prozent über dem Erstpreis.
Mobileye
Ende Oktober folgte dann der Börsengang der Intel-Tochter Mobileye. Das israelische Spinoff für Fahrerassistenzsysteme wurde vor 2017 vom Halbleiterhersteller aufgekauft und von der New York Stock Exchange genommen. Nun hat man Mobileye erneut als eigenes Unternehmen an die Börse gebracht - dieses Mal an die NASDAQ. Dazu wurden 41.000.000 Aktien platziert, die mit einem Ausgabepreis von jeweils 21 US-Dollar veranschlagt wurden.
In den Handel startete das Papier der Intel-Tochter dann am 26. Oktober 2022 mit 26,71 US-Dollar und damit 27,19 Prozent über dem Ausgabepreis. Bis zum Handelsende sprang der Schein sogar auf 28,97 US-Dollar. Ungefähr auf diesem Niveau pendelte sich die Mobileye-Aktie mittlerweile ein. Zuletzt kosteten die Anteile noch 31,50 US-Dollar (Schlusskurs vom 05. Dezember 2022). Damit haben die Papiere des IT-Unternehmens seit dem IPO bereits um 17,9 Prozent zugelegt.
Redaktion finanzen.net
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