VW-Aktie geht deutlich leichter aus dem Handel: Renditeziel soll trotz hoher Investitionen erhöht werden
Volkswagen stellt am Dienstag Details seiner neuen Konzernstrategie vor.
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VW will Renditeziel trotz hoher Investitionen erhöhen
Trotz hoher Investitionen in Elektromobilität und Softwareentwicklung will Volkswagen mittelfristig eine höhere operative Rendite erzielen als bisher geplant. Das "Ambitionsniveau" für die operative Umsatzrendite im Jahr 2025 liege nun bei 8 bis 9 Prozent, teilte VW anlässlich der Präsentation zur Transformation des Konzerns zum softwaregetriebenen Mobilitätsunternehmen mit. Das sei die Grundlage für die Planungsrunde 70 im November. Bisher liegt das Renditeziel bei 7 bis 8 Prozent.
Das heutige robuste, margenstarke Geschäft mit Verbrennungsmotoren und hohen Cashflows werde die Umstellung auf batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) finanzieren und beschleunigen, so VW. "Ein konsequenter Hochlauf der Elektromobilität, der durch Synergien aus niedrigeren Batterie- und Fabrikkosten sowie steigender Skalierung angetrieben wird, wird die BEV-Margen verbessern", heißt es in der Mitteilung des Konzerns weiter.
"Unser Ziel ist es, branchenführende Plattformen über unsere starken Marken hinweg zu etablieren", wird Finanzvorstand Arno Antlitz in der Mitteilung zitiert. VW wolle die BEV-Plattformen skalieren, einen führenden Automotive-Software-Stack entwickeln und in autonomes Fahren und Mobilitätsdienstleistungen investieren. "Während dieses Übergangs wird unser robustes ICE-Geschäft dazu beitragen, die dafür nötigen Gewinne und Cashflows zu generieren", so Antlitz.
Der Markt für Autos mit Verbrennungsmotor (ICE) dürfte in den nächsten zehn Jahren um über 20 Prozent zurückgehen, schätzt VW. Mit einem erwarteten Umsatz von 1,2 Billionen Euro könnte Software bis 2030 zusätzlich zum erwarteten Geschäft mit BEVs und ICEs rund ein Drittel des gesamten Mobilitätsmarktes ausmachen. "Dieser könnte sich von heute rund 2 auf dann voraussichtlich 5 Billionen Euro mehr als verdoppeln", erwartet der Wolfsburger Konzern.
VW hat bis 2025 insgesamt 73 Milliarden Euro für Zukunftstechnologien vorgesehen, was 50 Prozent der Gesamtinvestitionen entspreche. Der Anteil der Investitionen in Elektrifizierung und Digitalisierung soll weiter erhöht werden. Der Konzern sei auf Kurs, das für die nächsten zwei Jahre festgelegte Fixkostensenkungsprogramm von 5 Prozent zu erfüllen. Volkswagen habe sich außerdem das Ziel gesetzt, die Materialkosten um weitere 7 Prozent zu senken.
VW: Spanien soll strategische Säule der E-Offensive werden
Volkswagen will Spanien nach Deutschland und Schweden zu einem weiteren strategischen Standort für die Elektro-Offensive machen. Derzeit werde erwogen, die gesamte Wertschöpfungskette von Elektroautos in dem Land zu etablieren, teilte VW anlässlich der Präsentation zur Transformation des Konzerns zum softwaregetriebenen Mobilitätsunternehmen mit. VW prüfe gemeinsam mit einem strategischen Partner die Option für den Aufbau einer Giga-Fabrik in dem Land. In der letzten Ausbaustufe, zum Ende des Jahrzehnts, könnte das Werk über eine Jahreskapazität von 40 Gigawattstunden verfügen.
Außerdem sei vorgesehen, die sogenannte "Small BEV Family" des Konzerns ab 2025 ebenfalls in Spanien zu produzieren. "Die endgültige Entscheidung hängt von den allgemeinen Rahmenbedingungen und der staatlichen Förderung ab", so der Wolfsburger Konzern.
VW holt Batteriepartner aus China - Zweites deutsches Werk möglich
Volkswagen hat seine milliardenteuren Pläne zum Aufbau eigener Batteriezell-Fabriken konkretisiert und tut sich am Standort Salzgitter mit einem großen Anbieter aus China zusammen. Der Betriebsrat sieht zudem gute Chancen für die mögliche Errichtung eines weiteren Zellwerks in der Bundesrepublik.
Wie das Unternehmen am Dienstag bei der Vorstellung der neuen Konzernstrategie mitteilte, soll sich am Sitz des bisherigen Motorenwerks in Niedersachsen der chinesische Zellhersteller Gotion High-Tech als "Technologiepartner" beteiligen. VW ist seinerseits schon bei der Firma engagiert. Beide Seiten hätten zu Beginn der Woche eine Vereinbarung zu Salzgitter geschlossen, hieß es in Wolfsburg. Als Produktionsstart werde das Jahr 2025 angepeilt.
Volkswagen zieht in Salzgitter eine eigene Fertigung für die oft noch knappen Batteriezellen hoch, auch um unabhängiger von externen Lieferanten zu werden. Eine Pilotlinie gibt es hier schon.
Die Belegschaftsvertretung setzt sich bereits seit längerem für eine weitere "Gigafabrik" in Deutschland ein. Man sei dem Ziel nun "einen entscheidenden Schritt näher gerückt", erklärte der Betriebsrat. Einen konkreten Beschluss gibt es noch nicht. Aber der Vorstand sei demnach "grundsätzlich bereit, im Rahmen seiner Batterie-Strategie eine weitere Zellfabrik in Deutschland zu realisieren. Für eine entsprechende Entscheidung über eine solche Investition sind die nötige Wirtschaftlichkeit und die politische Unterstützung durch eine künftige Bundesregierung ausschlaggebend." Das Management werde "entsprechende Möglichkeiten für einen deutschen Standort sondieren".
Insgesamt entstehen in den kommenden Jahren fünf weitere Zellfabriken. In Schweden ist etwa der Partner Northvolt dabei. Bei der Auswahl weiterer Standorte legte sich der Konzern nun auf Spanien fest - die Heimat seiner Marke Seat. Das Land werde "eine strategische Säule in der Elektrostrategie". Ein strategischer Partner werde noch gesucht.
Außerdem will die VW-Gruppe die Fertigung ihrer geplanten Elektro-Kleinwagenserie ("Small BEV") ab 2025 in Spanien ansiedeln. Eine konkrete Investitionsentscheidung hänge in diesem Fall unter anderem davon ab, ob es staatliche Unterstützung hierfür gebe.
VW will mit vier einheitlichen Plattformen Größenvorteile ausschöpfen
Mit vier einheitlichen Plattformen will der Volkswagen-Konzern künftig über alle Marken hinweg seine Größenvorteile mehr ausschöpfen. Wie Vorstandschef Herbert Diess am Dienstag bei der Vorstellung der neuen Strategie bis zum Jahr 2030 ankündigte, wird sich das Prinzip gleicher Teile zum Einsatz in möglichst hohen Stückzahlen bald nicht mehr nur auf die bekannten Fahrzeug-Baukästen beschränken. Es erstrecke sich zunehmend auch auf Digitalisierung, Elektrifizierung und Dienstleistungen.
Damit sollten "bisher unerreichte Synergien" genutzt werden, erklärte er in Wolfsburg. Dabei sollen vier übergreifende Plattformen schrittweise aufgebaut werden: für die technische Grundarchitektur von Batteriefahrzeugen, für den zunehmenden Einsatz eigener Software in den Autos, für die interne Batteriezellfertigung sowie für neue Mobilitätsdienste. Die einzelnen Töchter des Konzerns sollen sich später aus diesen Elementen bedienen und spezifische Varianten auf diesen aufbauen können.
Kernstück ist - wie bei früheren Plattformen - der Gedanke, technische Standards zu vereinheitlichen, die Vielfalt der Varianten zu verringern und so auch Kosten zu senken. Das Fahrzeug-Basissystem "Scalable Systems Platform" (SSP) soll für reine E-Fahrzeuge ab 2026 in der Produktion verwendet werden. Insgesamt sollen den Plänen zufolge über 40 Millionen Autos auf dieser Grundlage entstehen.
VW-Ziel: Hälfte aller Autos aus Konzern bis 2030 mit Batterieantrieb
Der Volkswagen-Konzern will bis zum Jahr 2030 die Hälfte seines gesamten Modellangebots auf Batterieautos umgestellt haben. Dieses Ziel gab Vorstandschef Herbert Diess am Dienstag bei der Vorstellung der neuen Unternehmensstrategie aus. Die größte europäische Autogruppe plant zudem, im laufenden Jahrzehnt den realen CO2-Fußabdruck pro Wagen über den gesamten Lebensabschnitt eines Fahrzeugs um 30 Prozent gegenüber dem Niveau von 2018 zu senken.
Die Vorgaben seien "im Einklang mit dem Pariser Abkommen", erklärte VW mit Blick auf die internationalen Klimaziele. Am Mittwoch werden von der EU-Kommission in Brüssel Details dazu erwartet, mit welchen Schritten die Staaten Europas bis 2030 eine Minderung des Ausstoßes von Treibhausgasen um 55 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 erreichen sollen.
Bis 2040 will der nach Toyota Motor zweitgrößte Autokonzern der Welt dann einen Anteil von "fast 100 Prozent aller neuen Fahrzeuge in den wichtigen Märkten" schaffen, die bilanziell klimaneutral unterwegs sind. Eine konzernweit komplett ausgeglichene CO2-Bilanz wird spätestens für das Jahr 2050 angestrebt.
Volkswagen will weltweiter Marktführer bei der E-Mobilität werden und vor allem gegenüber dem US-Wettbewerber Tesla aufholen. In den kommenden Jahren fließen weitere Milliarden-Investitionen in den Bereich, ebenso in Digitalisierung und Dienstleistungen. Nach eher stockendem Beginn zieht die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in vielen Ländern an - auch dank üppiger staatlicher Förderprogramme. Die Kernmarke VW Pkw hatte im Frühjahr bei der Vorlage ihrer eigenen neuen Strategie angekündigt, bis 2030 in Europa mindestens 70 Prozent ihrer Verkäufe aus dem Absatz reiner Stromer bestreiten zu wollen.
Im XETRA-Handel gab die VW-Aktie um 1,33 Prozent ab und schloss bei 215,25 Euro.
/jap/DP/zb
WOLFSBURG (dpa-AFX) / FRANKFURT (Dow Jones)
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