Darum sehen Morgan Stanley-Experten eine Gewinnrezession in 2023
Da die Geldpolitik der US-Notenbank erst 2024 akkommodierender werde und die Konjunkturabkühlung 2023 unweigerlich bevorstehe, sehen die Morgan Stanley-Experten um Michael Wilson eine Gewinnrezession auf die Anleger zukommen.
Werte in diesem Artikel
• Länger anhaltender Zinserhöhungszyklus auf dem Aktienmarkt nicht eingepreist
• Gewinnrezession 2023
• Geldpolitik der Notenbanken wird sich erst 2024 positiv auswirken
Morgan Stanley-CIO Michael Wilson sieht 2023 eine "bedeutende" Gewinnrezession mit einem Gewinnrückgang von bis zu 16 Prozent bis zum Jahresende auf die Anleger zukommen. "Dieser vom Konsens abweichende Gewinnpfad wird durch unsere Modelle und unsere Ansicht unterstützt, dass die Politik 2024 und nicht 2023 akkommodierender wird", schrieb Wilson laut yahoo!finance Anfang Juni in einer Kundenmitteilung. "Er wird auch durch unsere These gestützt, dass wir uns inmitten mehrerer 'heißerer, aber kürzerer' Gewinnzyklen im Kontext eines breiteren säkularen Bullenmarktes (ein 'Boom/Bust/Boom'-Regime) befinden". 2024 komme es dann zu einem "starken Aufschwung".
Bereits im Februar dieses Jahres betonte der als Wall Street-Bär bekannte Wilson, dass die Preise meilenweit von der Realität entfernt seien. Der Aktienmarkt weigere sich zu erkennen, dass der Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank länger anhalten könne, schrieb Wilson damals laut Bloomberg. Den S&P 500 sahen die Morgan Stanley-Experten bereits im Februar bis zum Jahresende auf 3.900 Punkte zurückfallen und bekräftigten diese Einschätzung in der aktuellen Mitteilung, was einem Rückgang von rund neun Prozent ausgehend vom aktuellen Stand von 4.293,93 Zählern entsprechen würde (Stand: Schlusskurs vom 08.06.2023).
Unabhängig von weiteren Zinserhöhungen durch die Federal Reserve warnen zahlreiche Marktexperten derzeit vor einer weiteren Konjunkturabkühlung. Dafür sprechen auch die laut Factset bereits im zweiten Quartal in Folge rückläufigen Quartalsergebnisse der S&P 500-Unternehmen. In den Aktienbewertungen schlägt sich dies jedoch derzeit scheinbar nicht nieder. Der NASDAQ-Composite konnte sogar in den vergangenen vier Wochen um rund neun Prozent zulegen. Nach Berechnung der Experten von Morgan Stanley rangiert das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 historisch betrachtet derzeit innerhalb der oberen 20 Prozent der Skala.
KI-Hype: Beschleunigtes Wachstum bleibt auf einzelne Unternehmen beschränkt
Auch der derzeitige Trend um Künstliche Intelligenz werde dem breiten Aktienmarkt 2023 nicht zu einem neuen Aufschwung verhelfen, so Wilson. Die Aktien der im Zentrum des KI-Hypes stehenden Unternehmen - etwa der Chipriese NVIDIA, der mit seiner fast fantastisch anmutenden Prognose für das kommende Quartal den KI-Boom befeuerte - werden zwar höchstwahrscheinlich 2023 Höhenflüge hinlegen, die großen Indizes aber nicht mitziehen können. "Während es zweifellos einzelne Aktien geben wird, die in diesem Jahr ein beschleunigtes Wachstum aufgrund von KI-Ausgaben erzielen, glauben wir nicht, dass dies ausreichen wird, um den Verlauf des gesamten zyklischen Gewinntrends in signifikanter Weise zu ändern, da sich das Umsatzwachstum verlangsamt und der Kostendruck bestehen bleibt", so Wilson laut yahoo!finance.
Experten-Empfehlung im zyklischen Bärenmarkt
Die Experten von Morgan-Stanley erwarten bei den S&P 500-Aktien eine taktische Korrektur, da die Werte in diesem Jahr bereits in die Höhe getrieben wurden. Dies bringt Wilson zu dem Schluss, dass sich die Geldpolitik der Federal Reserve erst im Zuge von Zinssenkungen im kommenden Jahr wachstumsfördernd auswirken werde. Die Empfehlung der Experten geht daher in Richtung der "traditionell defensiven Sektoren", also Konsumgüter, Energieversorger und Gesundheitswesen. "Wir bevorzugen eine defensive Positionierung für das schwierige Ertragsumfeld, das wir weiterhin erwarten, und suchen nach Sektoren und Branchengruppen mit einer zuverlässigen Erfolgsbilanz in Bezug auf die Outperformance am Ende des Zyklus bzw. während Ertragsrezessionen", schrieb Michael Wilson an seine Kunden.
Redaktion finanzen.net
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