Deutsche Bank-Aktie klettert: Sparziele trotz Corona-Auszeit nicht in Gefahr - Weniger Stellen weg als geplant?
Der geplante Stellenabbau bei der Deutschen Bank (Deutsche Bank) könnte in diesem Jahr wegen der Corona-Krise etwas geringer ausfallen als zunächst gedacht.
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Am Ziel, die Stellenzahl bis Ende 2022 um etwa 18 000 auf 74 000 zu reduzieren, ändere aber auch die Corona-Pandemie nichts, sagte Finanzvorstand James von Moltke der "Financial Times" (Montag) und bekräftigte damit Aussagen von Konzernzchef Christian Sewing bei der Hauptversammlung im Mai. Wegen der Corona-Krise habe es eine zirka sechs Wochen lange Pause bei einigen Restrukturierungsmaßnahmen wie dem Stellenabbau gegeben.
"Ich kann ihnen derzeit nicht sagen, ob wir diese Verlangsamung in der zweiten Jahreshälfte aufholen können", sagte der jetzt seit rund drei Jahren amtierende Finanzvorstand der "FT". Nach Informationen der Zeitung sollte die Zahl der Vollzeitstellen in diesem Jahr um 4000 gesenkt werden. In den ersten drei Monaten habe die Bank mit dem Abbau von rund 1000 Stellen pro Quartal im Plan gelegen. Doch im zweiten Quartal sei es wegen der Corona-Krise nicht in diesem Tempo weitergegangen. Dies sei jedoch nur eine Auszeit gewesen.
Die Bank sei trotz den Corona-Folgen weiter auf Kurs zu ihren Sparzielen sowohl für dieses Jahr als auch bis Ende 2022. Bis dahin soll die Kostenbasis um 5,8 Milliarden Euro niedriger sein als zum Zeitpunkt der Ankündigung des harten Sanierungskurses im Juli 2019, kurz nachdem die Fusion mit der Commerzbank gescheitert war. Nach "FT"-Informationen sollen davon rund zwei Milliarden Euro in diesem Jahr realisiert werden. Mit dem harten Sparkurs will die Bank endlich wieder in die Gewinnzone zurückkehren.
2019 hatte es wegen der immensen Kosten für den Konzernumbau das fünfte Verlustjahr in Folge gegeben - und auch 2020 wird es unter anderem wegen der hohen Risikovorsorge für Kreditausfälle infolge der Corona-Krise erneut ein Minus geben. Die von der Bank befragten Experten rechnen derzeit im Schnitt mit einem Minus von rund 1,75 Milliarden Euro und auch im kommenden Jahr erwarten die Analysten noch ein kleines Minus. 2022 soll es dann einen Gewinn in Milliardenhöhe geben.
Finanzvorstand von Moltke sagte der "FT", dass mit der vor einem Jahr angekündigten Sanierung die Wende geschafft wurde. Es sei aber noch nicht die Zeit um Siegerrunden zu drehen. Am Kapitalmarkt wurde der Kurs zuletzt honoriert. Nachdem die Deutsche Bank-Aktie in den vergangenen Jahren meist zu den größten Verlierern im DAX gehört hatte, legte sie zuletzt deutlich zu. Am Montag verteuerten sich die Papiere bis zum frühen Nachmittag via XETRA um 4,18 Prozent auf 8,84 Euro und bauten damit ihr Plus seit Ende 2019 trotz der Corona-Krise auf fast 30 Prozent aus.
Damit ist die Deutsche-Bank-Aktie in diesem Jahr der stärkste Wert sowohl im DAX als auch im Eurozonen-Branchenindex Stoxx 600 Banks. Auffällig ist auch der Unterschied zur Commerzbank. Seitdem der Zusammenschluss wegen der mangelnden Aussicht auf einen Mehrwert für die beiden Unternehmen im April 2019 geplatzt ist, zog der Kurs der Deutschen-Bank-Aktie vor allem wegen des beherzten Sanierungskurses von Sewing um ein Fünftel an. Derweil ging es für die Commerzbank-Anteile um mehr als 40 Prozent nach unten.
Noch-Commerzbank-Chef Martin Zielke hatte zwar im September auch eine Verschärfung des Sparkurses angekündigt. Doch mit den Plänen waren sowohl Investoren wie der US-Fonds Cerberus als auch der Bund unzufrieden, der mit knapp 16 Prozent der größte Anteilseigner der Bank ist. Nachdem das Murren der Anleger zuletzt immer lauter wurde, zogen Konzernchef Martin Zielke und Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann die Reißleine und kündigten ihren Rückzug an.
Deutsche Bank gibt bei Prozess um Postbank-Abfindung klein bei
Die Deutsche Bank gibt sich in einem der zahlreichen Verfahren um die Übernahme der Postbank geschlagen.
Die Bank werde ihre Berufung gegen ein Urteil des Landgerichts Köln zur Zwangsabfindung (Squeeze-Out) der Postbank-Minderheitsaktionäre zurücknehmen, teilte das Geldhaus am Montag mit. Die Bank bleibe bei der Auffassung, dass die Anfechtungsklagen ehemaliger Postbank-Aktionäre gegen den 2015 beschlossenen Squeeze-Out unbegründet waren. "Der für das Verfahren erforderliche Aufwand steht jedoch in keinem angemessenen Verhältnis zur wirtschaftlichen Bedeutung dieses Anfechtungsverfahrens." An der Übernahme der Postbank, die inzwischen mit der Deutschen Bank verschmolzen ist, ändert die Entscheidung nichts.
Finanzkreisen zufolge muss die Bank den Klägern zwischen 50.000 und 60.000 Euro Verfahrenskosten erstatten. In anderen, noch anhängigen Klagen zur Postbank ist das finanzielle Risiko ungleich höher. Bei dem seit über einem Jahrzehnt andauernden Streit geht es um die Frage, ob das Frankfurter Geldhaus den Aktionäre der Postbank bei der Übernahme selbst nicht zu wenig bezahlt hat. Die Forderungen summieren sich auf fast 700 Millionen Euro plus Zinsen, wie die Bank im Geschäftsbericht erklärt hat. Dagegen wehrt sie sich weiterhin.
Die Deutsche Bank war im September 2008 mit 29,75 Prozent bei der Postbank eingestiegen und blieb damit unterhalb der 30-Prozent-Schwelle, bei der ein Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre fällig wird. Erst als der Aktienkurs im Zuge der Finanzkrise sank, legte die Deutsche Bank 2010 ein Übernahmeangebot vor. Dadurch bekamen die Postbank-Anteilseigner aber viel weniger Geld als sie 2008 bekommen hätten. In mehreren Verfahren fordern ehemalige Postbank-Aktionäre eine Nachzahlung, weil die Deutsche Bank ihrer Ansicht nach bereits 2008 de facto die Kontrolle bei dem Bonner Geldhaus übernommen habe, obwohl die Aktienmehrheit formal noch von der Deutschen Post gehalten wurde.
Ein Ende des Rechtsstreits ist nicht in Sicht. Das am weitesten fortgeschrittene Verfahren ist am Oberlandesgericht (OLG) Köln anhängig. Prozessbeobachter gehen davon aus, dass die unterlegene Seite nach einem Urteil den Bundesgerichtshof (BGH) anrufen wird. Zum Handelsschluss stieg die Deutsche Bank-Aktie via XETRA um 4,19 Prozent auf 8,83 Euro.
LONDON (dpa-AFX)/Frankfurt (Reuters)
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