Bundesbankchef Weidmann sieht EZB auf gefährlichem Kurs
Bundesbankchef Jens Weidmann sieht in den jüngsten Beschlüssen der Europäischen Zentralbank (EZB) eine gefährliche Weichenstellung der Notenbank.
Im EZB-Rat habe die Mehrheit signalisiert, "dass die Geldpolitik bereit ist, sehr weit zu gehen und neues Terrain zu betreten", sagte Jens Weidmann in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" (Montagausgabe). "Es geht nicht mehr nur darum, die Kreditvergabe anzukurbeln, sondern nötigenfalls auch auf direktem Weg Geld in die Wirtschaft zu pumpen", sagte Weidmann, der ebenfalls Mitglied des EZB-Rates ist.
Weidmann bezeichnete die aktuelle Ruhe an den Finanzmärkten als "trügerisch und sogar gefährlich". Zwar habe die Ankündigung, gegebenenfalls massiv Staatsanleihen zu kaufen, die Märkte beeindrucken können, sagte er. Sie nehme aber den Druck von den Regierungen der Eurozone, dringend nötige Reformen durchzuführen. "Bleiben die aber aus, könnten die Investoren ihre Risikoeinschätzung schnell wieder ändern", warnte der Bundesbankchef.
"Die Krise ist eben noch lange nicht überwunden, auch wenn die aktuelle Ruhe an den Finanzmärkten das suggerieren mag", so Weidmann. Zuletzt hatte die EZB im Kampf gegen eine flaue Konjunktur und eine zu niedrige Inflation die Zinsen auf ein neues Rekordtief gesenkt und den Kauf von gebündelten Kreditpapieren (ABS) angekündigt.
Weidmann versicherte außerdem, dass die EZB mit ihren jüngsten Beschlüssen keine gezielte Wechselkurspolitik betreibe. Aussagen des französischen Notenbankchefs Christian Noyer seien demnach falsch verstanden worden. Mitte September hatte Noyer gesagt, dass EZB weiter auf einen schwächeren Euro hinarbeiten müsse. "Um unser Inflationsziel von zwei Prozent im Jahr zu erreichen, mussten wir den Euro drücken", sagte er in einem Radiointerview. Er ergänzte: "Wir müssen den Euro weiter drücken."/jkr/bgf
FRANKFURT (dpa-AFX)Weitere News
Bildquellen: Bundesbank, Jorg Hackemann / Shutterstock.com