Siemens Energy-Aktie: Warum Aktionäre noch einiges an Geduld brauchen
Der Energietechniker Siemens Energy greift mit einer Übernahme bei der defizitären Windkrafttochter Gamesa durch und spart kräftig im Konzernmanagement. Chef Bruch macht auch die Sparte Gas and Power transparenter.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Aufmunternde Worte für seine bislang größte Herausforderung erhielt Christian Bruch von hoher Stelle. "Es ist kritisch, dass der Abwärtstrend bei SGRE schnell gestoppt und die wertschaffende Neuausrichtung zügig begonnen wird", gab Joe Kaeser dem Siemens Energy-Chef mit auf den Weg. Chefaufseher Kaeser dürfte viel daran liegen, dass der am schlechtesten performende Siemens-Ableger wieder in die Spur kommt. Kaeser war als Siemens-Chef maßgeblich an der Abspaltung und am Börsengang der Energietechnik beteiligt. Im Gegensatz zur erfolgreichen Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers aber ist der Kursverlauf der Aktie ein Desaster.
Im September 2020 kam das Papier von Siemens Energy (SE) via Spin-off an die Börse. Nach zuletzt vier Gewinnwarnungen in Folge notiert der DAX-Wert rund 25 Prozent unter der Erstnotiz. Ursächlich für die Pannen war jeweils die Windkrafttochter Siemens Gamesa Renewable Energy (SGRE). Lange schaute das SE-Management um Bruch dem Treiben im spanischen Zamudio zu. Technische Probleme mit einer neuen Onshore-Turbine, fehlgeleitete Projekte, dazu die branchenüblichen Probleme wie hohe Materialkosten und Logistikschwierigkeiten drückten das Ergebnis zuletzt kräftig ins Minus. Wobei es im Bereich der Offshore-Turbinen, den Anlagen für die See, läuft.
Vor wenigen Wochen schickte Bruch mit Jochen Eickholt dann einen Sanierer nach Spanien. Dessen Fazit brachte den Stein ins Rollen: Die Probleme bei Gamesa wurzeln tief, berichtete Eickholt. Jetzt kauft Siemens Energy die restlichen rund 33 Prozent an Gamesa, um die Tochter zu integrieren. Die Mitsprache externer Aktionäre wird so ausgeschaltet, ineffektive Entscheidungsprozesse sollen beschleunigt werden.
Die Übernahme kostet SE vier Milliarden Euro. Binnen drei Jahren will Bruch jährliche Kostensynergien von bis zu 300 Millionen Euro heben. Rund 500 Millionen Euro an Umsatzsynergien sollen bis 2030 hinzukommen. Um die wertschaffende Neuausrichtung zu finanzieren, soll es auch Eigenkapitalmaßnahmen von bis zu 2,5 Milliarden Euro geben. Eine Kapitalerhöhung ohne Bezugsrecht wird ins Auge gefasst. Das war ein Grund, weshalb der Kurs nach der Meldung vom Plus ins Minus drehte. Gewinnverwässerung schmeckt schließlich keinem Aktionär.
Mehr Transparenz
Bruch weitet den Effizienzgedanken überraschend aus und streicht ein Drittel der Führungsjobs im Konzern, wie auf dem Kapitalmarkttag von SE bekannt wurde. Der Chef stellte zudem vor Analysten die profitable Sparte Gas and Power in den Mittelpunkt. Laut Unternehmen wurde die Profitabilität hier in eineinhalb Jahren Selbstständigkeit um 35 Prozent gesteigert. Künftig will Bruch zudem mehr Transparenz in seinem Zahlenwerk schaffen, deshalb wird der Bereich in drei Teile zerlegt: die Bereiche Gas Services mit Gas- und Dampfturbinen, Grid Technologies mit der Energieübertragung sowie den Bereich Transformation, der unter anderem das Wasserstoffgeschäft umfasst. Im Geschäftsjahr 2021 hätten demnach die künftigen Bereiche Gas Services und Grid Technologies rund sieben Prozent operative Marge erzielt, bei Transformation hätte es ein Minus von 2,5 Prozent gegeben.
Wende: Die Kapitalerhöhung
schmerzt. Langfristig dürfte die
Entscheidung den Kurs stabilisieren. Bodenbildung abwarten.
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