Radikaler Vorschlag

Deutsche Bank erwägt Komplett-Abspaltung des Privatkundengeschäfts

23.03.15 17:41 Uhr

Deutsche Bank erwägt Komplett-Abspaltung des Privatkundengeschäfts | finanzen.net

Die Deutsche Bank steht Presseberichten zufolge vor tiefgreifenden Einschnitten. Am Markt kamen die Nachrichten gut an.

Werte in diesem Artikel

Der radikalste Vorschlag in der laufenden Debatte über die künftige Ausrichtung von Deutschlands größtem Geldhaus sieht die Abspaltung des kompletten Privatkundengeschäfts vor, wie mehrere Zeitungen am Montag übereinstimmend berichteten. Der Vorstand habe dem Aufsichtsrat am Freitag drei Modelle vorgestellt, über die spätestens bis zur Hauptversammlung am 21. Mai eine Entscheidung getroffen werden solle. Die Deutsche Bank äußert sich dazu nicht offiziell. Ein Sprecher wiederholte lediglich, dass das Institut mit Hochdruck an der neuen Strategie arbeite, die im zweiten Quartal vorgestellt werden solle.

Wer­bung

Die Deutsche Bank arbeitet seit Wochen an einer neuen Ausrichtung. Dabei soll ohne Tabus geprüft werden, auf welche Geschäfte sich das Institut künftig konzentriert und was es künftig angesichts schwacher Gewinne sowie immer strengerer Regeln und Kapitalanforderungen nicht mehr macht. Intern kämpfen in der Strategiedebatte dem Vernehmen nach Anhänger des Privatkundengeschäfts mit den Investmentbankern um die künftige Verteilung der Gewichte innerhalb des Konzerns. Zuletzt gab es dabei immer wieder Spekulationen über die Zukunft der Postbank.

Die erste der drei verbliebenen Optionen sieht den Berichten zufolge nun vor, dass die Grundstruktur als Universalbank erhalten bleibt und die Bank praktisch alle Geschäfte vom Privatkundengeschäft bis zum Investmentbanking weiter betreibt. Für diesen Fall ist ein neuerlicher Sparkurs vorgesehen und eine weitere Verkleinerung der Bilanz. Unter anderem würde dabei die Postbank, die immer noch als eigenständige Tochter an der Börse notiert ist, komplett in den Konzern integriert, um Doppelstrukturen abzubauen. Dieses Durchwurschteln dürfte allerdings Jahre dauern und bei Anlegern nicht gut ankommen, die einen großen Wurf erwarten.

Wer­bung

Variante zwei beinhaltet den Berichten nach schnellere Einschnitte. Laut "Süddeutscher Zeitung" und "Welt" soll dabei die Bilanzsumme von 1,7 Billionen Euro rasch um 400 Milliarden Euro sinken. Dazu würde die Postbank verkauft oder große Anteile wieder an die Börse gebracht. Um die Bilanz zu schonen, würde die Bank auch keine eigenen Baufinanzierungen mehr vergeben, sondern nur noch als Vermittler auftreten. Aber auch das Investmentbanking würde um 150 Milliarden Euro schrumpfen und müsste Geschäfte mit anderen Banken und Schattenbanken wie Hedgefonds einschränken.

Der klarste Schritt wäre die Aufspaltung der Bank und der Rückzug aus dem Privatkundengeschäft. Dieses könnte in einer neuen Gesellschaft mit den Marken Postbank und Deutsche Bank an die Börse gebracht werden und sich so frisches Geld besorgen. Übrig blieben das Investmentbanking, das Zahlungsverkehrsgeschäft und die Vermögensverwaltung. Laut der Zeitung "Die Welt" favorisieren Arbeitnehmervertreter diese Variante, weil damit dramatische Einschnitte bei Produkten und Arbeitsplätzen wohl ausblieben. Das "Handelsblatt" schrieb, dass dies intern das bevorzugte Modell sei.

Wer­bung

Allerdings ist auch diese Variante nicht ohne Risiko. Zwar würden beide Teile der Deutschen Bank mit kleineren Bilanzsummen daherkommen und vergleichsweise gut kapitalisiert sein. Allerdings fehlte dem Gesamtkonzern mit den Einlagen der Privatkunden eine wichtige und als besonders stabil geltende Refinanzierungsquelle. Er müsste sich möglicherweise stärker am schwankungsanfälligen Kapitalmarkt Liquidität besorgen.

Unabhängig vom Ausgang der Debatte dürfte es nach Informationen der "Welt" Einschnitte im Filialnetz geben. Demnach würden von den derzeit gut 700 Deutsche-Bank-Filialen in den kommenden Jahren etwa 250 wegfallen. Ein entsprechender Vorschlag liege dem Vorstand vor, sagten mehrere mit den Plänen vertraute Personen der Zeitung. Damit wolle das Privatkunden-Management auf den zunehmenden Trend zum Online-Banking reagieren.

Laut "Welt" steht in allen drei Strategievarianten die Beteiligung an der chinesischen Hua Xia Bank zur Disposition. Die Deutsche Bank hält knapp 20 Prozent an dem Privatkunden-Institut, bei dem sie 2006 eingestiegen war. Eine Mehrheitsübernahme ist nach chinesischem Recht nicht möglich. Gleichzeitig sind Minderheitsbeteiligungen durch die neuen Kapitalanforderungen für Banken unattraktiver geworden.

Die Aktie des größten deutschen Finanzhauses konnte sich am Montag gegen den schwachen Gesamtmarkt behaupten und setzte sich zeitweise mit Abstand an die Spitze im deutschen Leitindex DAX. Am Nachmittag schmolzen die Gewinne jedoch wieder etwas ab: Zum Handelsschluss stand noch ein Plus von 0,71 Prozent bei 31,875 Euro auf dem Kurszettel.

Ein Händler lobte, die Deutsche Bank wolle den großen Wurf. Nachdem sich die Papiere in den letzten 18 Monaten schwächer als der Markt entwickelt hätten, spüre das Unternehmen nun den Druck der Aktionäre.

Auch die Autoren des Bernecker-Börsenbriefs "AB-Daily" können dieser Variante Positives abgewinnen: "Wie auch immer die mögliche Trennung von Privatkundengeschäft und Investmentbanking aussieht: Der Wert beider Bankgeschäfte ist in der Summe weitaus höher als der gegenwärtige Börsenwert." Derzeit liegt die Marktkapitalisierung bei rund 45 Milliarden Euro.

Ein anderer Händler sah bei diesem Vorgehen aber auch Risiken. So dürfte es mindestens zwei Jahre dauern, bis das Privatkundengeschäft abgespalten sei. Zudem würde der Schritt mit hohen Umbaukosten einhergehen.

FRANKFURT (dpa-AFX)

Ausgewählte Hebelprodukte auf Deutsche Bank

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Deutsche Bank

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Bildquellen: Martynova Anna / Shutterstock.com, TK Kurikawa / Shutterstock.com

Nachrichten zu Deutsche Bank AG

Wer­bung

Analysen zu Deutsche Bank AG

DatumRatingAnalyst
06.01.2025Deutsche Bank OutperformRBC Capital Markets
27.12.2024Deutsche Bank OutperformRBC Capital Markets
13.12.2024Deutsche Bank OverweightBarclays Capital
06.12.2024Deutsche Bank OverweightJP Morgan Chase & Co.
27.11.2024Deutsche Bank OutperformRBC Capital Markets
DatumRatingAnalyst
06.01.2025Deutsche Bank OutperformRBC Capital Markets
27.12.2024Deutsche Bank OutperformRBC Capital Markets
13.12.2024Deutsche Bank OverweightBarclays Capital
06.12.2024Deutsche Bank OverweightJP Morgan Chase & Co.
27.11.2024Deutsche Bank OutperformRBC Capital Markets
DatumRatingAnalyst
12.08.2024Deutsche Bank HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
29.04.2024Deutsche Bank Equal WeightBarclays Capital
29.04.2024Deutsche Bank HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
25.04.2024Deutsche Bank Equal WeightBarclays Capital
23.04.2024Deutsche Bank Equal WeightBarclays Capital
DatumRatingAnalyst
27.07.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group
04.07.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group
28.04.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group
03.02.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group
06.01.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Deutsche Bank AG nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"