Prognose wird konkret

Merck wird nach Umsatz- und Ergebnisplus präziser - Aktie im Minus

19.05.15 14:57 Uhr

Merck wird nach Umsatz- und Ergebnisplus präziser - Aktie im Minus | finanzen.net

Vor allem der Zukauf von AZ Electronic Materials und günstigere Wechselkurse haben dem Merck-Konzern ein solides Quartal beschert.

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Umsatz und operatives Ergebnis (EBITDA vor Sondereinflüssen) legten deutlich zu. Die Jahresprognosen präzisierte Merck.

   In den Monaten Januar bis März setzte Merck mit 3,04 Milliarden Euro knapp 16 Prozent mehr um als im Vorjahr. Organisch ist Merck allerdings nur um 1,3 Prozent gewachsen. Das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) kletterte begünstigt von positiven Währungskursen um knapp 6 Prozent auf 853 Millionen Euro. Es wurde auf der anderen Seite belastet von höheren Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sowie rückläufigen Lizenzerlösen. Zudem dämpften höhere Aufwendungen für Marketing und Vertrieb. Unter dem Strich verdiente Merck mit 282 Millionen Euro knapp 13 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Nettoergebnis wurde belastet durch Finanzierungskosten im Vorfeld der geplanten Sigma-Aldrich-Akquisition.

   Alle drei Unternehmensbereiche seien in einem herausfordernden Umfeld gewachsen, sagte Konzernlenker Karl-Ludwig Kley. Profitiert hat Merck im Quartal weiter von der Übernahme der britischen Spezialchemiefirma AZ Electronic Materials, die seit Mai 2014 bei dem DAX-Konzern voll konsolidiert wird. Den Hersteller von Spezialchemikalien für den Elektronikmarkt hatte Merck für rund 1,9 Milliarden Euro gekauft.

   Im Gesamtjahr rechnet Merck weiter mit einem leichten organischen Umsatzanstieg und einem leichten Portfolioeffekt aufgrund der Berücksichtigung von AZ über ein volles Geschäftsjahr. Auch starke positive Währungseffekte werden den Umsatz antreiben. Erstmals nannte Merck nun konkrete Zahlen und kündigte einen Anstieg der Umsatzerlöse auf 12,3 bis 12,5 Milliarden Euro im Jahr 2015 an. Dabei weist Merck seit dem ersten Quartal 2015 zugunsten einer besseren Steuerung seiner Unternehmensbereiche Provisionserträge als Teil der Umsatzerlöse aus. Die getroffenen Prognosen ändern sich hierdurch jedoch nicht.

   Für das EBITDA vor Sondereinflüssen plant Merck, im Jahr 2015 einen Wert zwischen 3,45 und 3,55 Milliarden Euro zu erreichen. Dabei sind erhöhte Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen im Unternehmensbereich Healthcare, eine rückläufige Entwicklung des Multiple-Sklerose-Medikaments Rebif in den USA und Europa sowie der Wegfall von Lizenzeinnahmen eingerechnet. Der Business Free Cash Flow wird voraussichtlich zwischen 2,4 und 2,5 Milliarden Euro liegen.

   Die Prognose berücksichtigt noch nicht die Übernahme des US-Laborausrüsters Sigma-Aldrich, die zur Jahresmitte vollzogen werden soll. Mit Sigma-Aldrich erwartet Merck früheren Angaben zufolge beim Umsatz zweistellige Wachstumsraten. Auch das EBITDA vor Sondereinflüssen und der Business-Free-Cash-Flow würden dann gegenüber 2014 sehr stark steigen. Die größte Akquisition in der Firmengeschichte für 13 Milliarden Euro, ist noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Die letzten kartellrechtlichen Freigaben stehen noch aus.

   In der Sparte Healthcare, in der Merck seit diesem Jahr das Pharmageschäft Merck Serono sowie das Geschäft mit frei verkäuflichen Mitteln (Consumer Health) bündelt, stiegen die Umsatzerlöse im ersten Quartal um 7,4 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Die Zunahme war hauptsächlich positiven Währungseffekten geschuldet, organisch wuchsen die Erlöse nur um 0,3 Prozent.

   Hier machte sich der starke Wettbewerbsdruck für das umsatzstärkste Mittel von Merck, Rebif zur Behandlung von Multiple Sklerose bemerkbar. Das Mittel, das gespritzt werden muss, wird von Konkurrenzprodukten in Nordamerika und Europa bedroht, die oral eingenommen werden können. Rebif verzeichnete einen organischen Umsatzrückgang von knapp 16 Prozent. Dank günstiger Währungskurse erlöste Merck noch 430 Euro mit Rebif, nach 459 Milionen Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

   Das Krebsmedikament Erbitux musste einen organischen Umsatzrückgang um knapp 6 Prozent auf 205 Millionen Euro hinnehmen. Leicht zulegen konnte dagegen das Medikament zur Behandlung von Unfruchtbarkeit Gonal-f, das den Umsatz organisch um 1,7 Prozent verbesserte und Erlöse von 164 Millionen Euro erzielte. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen (EBITDA) der Sparte Healthcare fiel um knapp 4 Prozent auf 461 Millionen Euro zurück. Positive Währungskurseinflüsse konnten hier die höheren Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, ausgelaufene Lizenzerlöse und die Rückgänge bei Rebif nicht ausgleichen.

   Das Pharmageschäft hat Merck in den zurückliegenden Jahren umgebaut und auf mehr Profitabilität getrimmt. Die Pharmaforschung will Merck auf die Bereiche Immunonkologie, Immunologie und Onkologie konzentrieren. Mitte November hatte Merck eine weltweite strategische Kooperation in der Immunonkologie mit dem US-Konkurrenten Pfizer bekannt gegeben. In die Immunonkologie will Merck in diesem Jahr stark investieren. Bis zu sechs zulassungsrelevante Studien sollen dieses Jahr starten, unter anderem für Magenkrebs und Blasenkrebs.

   Extern gestärkt hat Merck die Spezialchemiesparte Performance Materials, die vor allem Flüssigkristalle für die Elektronikindustrie sowie Effektpigmente und High-Tech-Chemikalien verkauft. Die Erlöse der Sparte machten im Quartal vor allem Dank der Übernahme von AZ Electronic Materials und günstiger Währungseffekte einen Sprung um gut 53 Prozent auf 617 Millionen Euro. Das organische Umsatzwachstum lag bei 1,6 Prozent. Das operative Ergebnis (EBITDA) vor Sondereinflüssen legte in der Sparte um gut 48 Prozent auf 277 Millionen Euro zu.

   In der neuen Sparte Life Sciene, die derzeit aus Millipore besteht, nach Abschluss der Übernahme aber auch Sigma-Aldrich umfassen wird, legten die Erlöse um gut 12 Prozent auf 738 Millionen Euro zu. Das EBITDA vor Sondereinflüssen kletterte um 8,5 Prozent auf 184 Millionen Euro. Die größte Akquisition in der Firmengeschichte, der Kauf des US-Laborausrüsters Sigma Aldrich für 13 Milliarden Euro, ist noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Die letzten kartellrechtlichen Freigaben stehen noch aus. "Wir bereiten uns intensiv auf die Integration von Sigma-Aldrich vor", sagte Kley.

   Als "solide" stufte Analyst Peter Spengler von der DZ Bank die Geschäftszahlen von Merck ein. Die Abweichungen von den Vara-Konsensschätzungen seien nur minimal. Zudem sei dieser Konsens durch zu optimistische Prognosen für das Medikament Rebif etwas verzerrt worden. Die neue Jahresprognose für 2015 decke sich mit dem Konsens und den hauseigenen Schätzungen, betont der Analyst.

   Auch Händler äußerten sich in ersten Einschätzungen positiv. Per Saldo seien die Zahlen in Ordnung, sagte ein Händler. Es gebe keine spektakulären Ausreißer gegenüber den Erwartungen. Der Umsatz und die bestätigte Jahresprognose seien so von Analysten erwartet worden.

Die Merck-Aktie gibt in einem insgesamt starken Gesamtmarkt am Dienstag ab, auch wenn die Verluste am Nachmittag eingedämmt werden.

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