Amazon-Aktie erstmals über 3.000 Dollar wert - wie weit kann die Rally noch tragen?
80 Prozent Kursplus seit dem Corona-Tief im März: Die Amazon-Aktie hat die Konkurrenz und den Markt deklassiert. Wie immer bei Rallys dieser Art stellt sich die Frage: Droht eine Blase oder ist auch auf diesem Niveau noch Luft nach oben?
• Amazon als Profiteur der Krise
• Auch für Nach-Corona-Geschäft gut aufgestellt
• Analysten könnten Kursziele nachziehen müssen
Profiteur auf allen Ebenen: Mit Amazon hat Jeff Bezos offenbar ein weitgehend krisenimmunes Unternehmen geschaffen. Der Konzern ist nicht nur aus der Corona-Zeit als großer Gewinner hervorgegangen, auch die Nach-Corona-Ära dürfte von Amazon dominiert werden. Denn das Unternehmen ist außerordentlich gut aufgestellt. Spricht das für eine Fortsetzung der Rally?
Profiteur Nr: 1: Der Online-Handel
Als Online-Einzelhändler ist Amazon für viele Shoppingkunden erste Anlaufstelle im Internet. Während die Corona-Krise und die damit verbundene Schließung vieler Geschäfte insbesondere lokale Händler stark belastet hat, konnte Amazon von der zunehmenden Verlagerung der Einkaufsaktivitäten ins Internet in den vergangenen Monaten profitieren. Zwischenzeitlich hatte der Handelsgigant sogar ein für Amazon-Kunden ungewohntes Problem: Amazon hatte Lieferschwierigkeiten, insbesondere bei in der Krise stark nachgefragten Waren.
Inzwischen läuft aber alles wieder wie gewohnt: Amazon stockte die Zahl der Mitarbeiter auf, um die steigende Nachfrage bedienen zu können und dem Kundenansturm Herr zu werden. Die Entwicklungen der vergangenen Monate dürften dazu geführt haben, dass Amazon seinen Marktanteil im Handelssegment weiter ausbauen konnte.
Dass es in naher Zukunft ernsthafte Probleme in diesem Geschäftssegment geben könnte, ist nicht abzusehen. Schließlich dominiert das US-Unternehmen den Online-Handel in den USA und in westlichen Industrienationen. Mit dem chinesischen Online-Unternehmen Alibaba gibt es aktuell nur einen ernsthaften Konkurrenten, der allerdings momentan noch vorrangig in Fernost dominiert.
Profiteur Nr. 2: Das Cloudgeschäft
Doch auch wenn das Handelsgeschäft das Core-Business von Amazon ist, deutlich profitabler laufen inzwischen andere Sparten, allen voran das Segment Amazon Web Services (AWS). Aus dem letzten Quartalsbericht geht hervor, dass 10,2 Milliarden US-Dollar des insgesamt 75,5 Milliarden US-Dollar hohen Gesamtumsatzes aus diesem Geschäftsbereich kamen - damit zeigte sich AWS erneut extrem wachstumsstark, die Ertragsperle ist ihrem Ruf einmal mehr gerecht geworden. Auf operativer Basis trug AWS im ersten Quartal 3,1 Milliarden US-Dollar zum Gesamt-Betriebsgewinn bei - 40 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
In den vergangenen Jahren hat Amazon mit seinen Cloud-Services für Unternehmen die Marktführerschaft übernommen und andere namhafte Cloud-Anbieter wie Microsoft und Google auf die Plätze verwiesen.
Dabei waren im letzten Quartalsbericht die Auswirkungen der Corona-Krise auf das Amazon-Geschäft noch nicht voll spürbar. Denn auch im zweiten Quartal war das öffentliche Leben weitgehend von Stillstand geprägt, unzählige Arbeitnehmer schickten ihre Angestellten ins Home-Office und Cloud-Services dürften erneut einen starken Nachfrageschub erfahren haben. Möglicherweise haben zahlreiche Unternehmen den erzwungenen Lockdown vor diesem Hintergrund zum Anlass genommen, um ihre Cloud-Ambitionen zu beschleunigen und an den Start zu bringen - AWS als Marktführer im Enterprise-Bereich, mit namhaften Vorzeigekunden wie Netflix, dürfte davon in besonderem Maße profitieren.
Profiteur Nr. 3: Das Prime-Segment
Neben den starken E-Commerce-Aktivitäten und dem Wachstumstreiber Cloud hat Amazon mit seinen Medienplattformen einen weiteren starken Geschäftszweig unter dem eigenen Dach, der die Corona-Krise nicht nur weitgehend unbeschadet überstanden hat, sondern auch davon profitieren konnte. Der Film- und Serien-Streamingdienst Prime Video und das Musikstreaming-Angebot des Unternehmens unter Amazon Music dürften in den vergangenen Monaten aufgrund der Lockdown-Maßnahmen und der Tatsache, dass sich viele Menschen vorrangig in ihren eigenen vier Wänden aufgehalten haben, ebenfalls regen Zulauf erfahren haben. Hinzu kommt, dass Amazon mit Twitch in diesem Segment noch einen weiteren Dienst am Start hat, der sich an Gamer als Zielgruppe richtet.
Viele Abonnenten dieser Dienstleistungen konnte Amazon über den Prime-Kundenbereich generieren, dem als Kundenbindunginstrument damit eine besondere Rolle zukommt. Laura Martin von der Investmentbank Needham & Company hatte den Wert der Medienplattformen von Amazon zuletzt auf 500 Milliarden US-Dollar geschätzt und ihnen damit einen ähnlichen Wert wie der Cloud-Sparte attestiert.
Aussichten für eine Fortsetzung der Rally sind gut
Die breite und diversifizierte Aufstellung des ehemaligen Online-Buchhändlers hat dem Unternehmen auch an der Börse zahlreiche Fans beschwert. Die Corona-Krise hat dem Aktienkurs von Amazon, der in den vergangenen Jahren ohnehin eine beeindruckende Performance aufgewiesen hatte, zusätzlichen Schwung verliehen. Seit dem März-Tief ging es um rund 80 Prozent nach oben, in dieser Woche schlossen Amazon-Titel erstmals in der Konzerngeschichte über der 3.000-US-Dollar-Marke.
Während zahlreiche Analysten die Aussichten für Amazon grundsätzlich positiv bewerten, wurden viele Experten doch von der Geschwindigkeit, in der die Amazon-Aktie ihre ausgegebenen Kursziele erreicht und pulverisiert hat, überrascht.
Noch immer hat die überwiegende Mehrzahl der bei FactSet gelisteten Analysten, die die Amazon-Aktie bewerten - insgesamt 45 von 49 - ein "Buy"- oder "Overweight"-Rating für die Titel vergeben. Doch in Sachen Kursziel gibt es Nachholbedarf: Das durchschnittliche Preisziel der Experten liegt bei 2.816 US-Dollar. Doch das dürfte sich spätestens mit den zeitnah anstehenden Quartalszahlen ändern, glaubt etwa Craig Johnson, der als Analyst bei Piper Sandler einen Amazon-Preis von 3.400-3.500 US-Dollar für möglich hält. "Wenn die nächste Berichtssaison beginnt, ist dies eine Aktie, bei der diese Analysten, die hauptsächlich bullish sind, ihre Kursziele erhöhen müssen", so Johnson.
Kostenfaktor als Risiko
Ausschlaggebend dafür, ob die Amazon-Rally weitergehen wird, dürfte daher die kommende Quartalsbilanz sein. Was die Breite des Geschäfts angeht, scheint Amazon gut aufgestellt, um weiterhin von den Entwicklungen am Markt zu profitieren und auch in der Post-Corona-Ära weiter Marktanteile zu gewinnen. Um dies zu sichern, plant das Unternehmen weiter umfangreiche Investitionen und will zudem viel Geld in die Hand nehmen, um seine Mitarbeiter zu schützen: "Wenn Sie Amazon-Aktien besitzen, sollten Sie sich jetzt lieber hinsetzen, denn wir denken nicht klein", warnte Konzernchef Jeff Bezos angesichts des bevorstehenden Kostenanstiegs. Möglicherweise könnten die Kosten den Betriebsgewinn empfindlich drücken, was sich als Gegenwind für die Amazon-Aktie erweisen könnte.
Sollten Amazon-Anleger dem Kostenfaktor aber keine große Aussagekraft beimessen, könnte die 3.000-US-Dollar-Marke ein Meilenstein sein, den die Amazon-Aktie schnell hinter sich lassen kann.
Redaktion finanzen.net
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26.09.2018 | Amazon Hold | Morningstar | |
30.07.2018 | Amazon neutral | JMP Securities LLC | |
13.06.2018 | Amazon Hold | Morningstar | |
02.05.2018 | Amazon Hold | Morningstar | |
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11.04.2017 | Whole Foods Market Sell | Standpoint Research | |
23.03.2017 | Whole Foods Market Sell | UBS AG | |
14.08.2015 | Whole Foods Market Sell | Pivotal Research Group | |
04.02.2009 | Amazon.com sell | Stanford Financial Group, Inc. | |
26.11.2008 | Amazon.com Ersteinschätzung | Stanford Financial Group, Inc. |
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