Preiskampf in China: BYDs Autos erzielen in Europa deutlich höhere Gewinne
Der Preiskampf in China nimmt kein Ende. Deshalb streben chinesische Elektroautohersteller vermehrt auf den europäischen Markt. So auch BYD, dessen Margen in der EU deutlich besser ausfallen als im Heimatland.
Werte in diesem Artikel
• Preiskampf in China hört nicht auf
• BYD-Fahrzeuge in Europa deutlich profitabler
• EU prüft auf Dumpingpraktiken
Preiskampf in China
Der Preiskampf in China hält weiter an. Nachdem Tesla erst vor einigen Wochen eine Preiserhöhung angekündigt hatte, versuchen chinesische EV-Hersteller, dies auszunutzen, indem sie potenzielle Autokäufer mit verschiedenen Vergünstigungen wie Subventionen und Gutscheinen locken. "Alle Hersteller von Elektrofahrzeugen sind sich der schwachen Marktstimmung bewusst", erklärte Tian Maowei, Vertriebsleiter bei Yiyou Auto Service in Shanghai laut der South China Morning Post. "Die führenden Anbieter bieten entweder Preissenkungen an oder stellen günstigere Modelle vor, um preisbewusste Verbraucher anzusprechen. Denn Sorgen über eine sich verlangsamende Wirtschaft und niedrigere Löhne halten Festlandbewohner davon ab, teure Dinge wie Autos zu kaufen."
Im Februar äußerte Cui Dongshu, der Generalsekretär der China Passenger Car Association, die Prognose, dass die meisten Automobilhersteller wahrscheinlich weiterhin Rabatte anbieten werden, um ihren Marktanteil zu sichern. Dieser Trend könnte jedoch den gesamten Inlandsmarkt verändern.
BYD-Autos in Europa deutlich profitabler
Auch BYD hat erst im Februar Preissenkungen vorgenommen. So habe BYD die Preise für nahezu alle seine Fahrzeuge um fünf bis 20 Prozent gesenkt, da der Wettbewerb auf dem stark umkämpften Elektrofahrzeugmarkt des Landes weiter eskaliert.
In Europa sieht die Situation für den chinesischen Tesla-Konkurrenten jedoch anders aus. Wie Fortune kürzlich berichtete, seien BYD-Autos in Europa deutlich profitabler. Chinesische Elektrofahrzeuge haben demnach gegenüber westlichen Autoherstellern zahlreiche Vorteile. Ein Beispiel hierfür sei BYD, wo bereits die Batterieversorgung einen wesentlichen Vorteil darstelle. Diese Vorteile hätten schließlich dabei geholfen, in Europa Marktanteile in einem rasanten Tempo zu erobern. Die Importe chinesischer Elektrofahrzeuge in die EU seien von 1,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 auf 11,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 gestiegen - und damit soll noch nicht Schluss sein. Chinesische Autohersteller streben in Europa höhere Gewinnmargen an, da ein Preiskampf in ihrem Heimatland ihre Margen stark beeinträchtigt.
Die Rhodium Group veranschaulicht das Ausmaß der Herausforderung, vor der heimische Autohersteller stehen anhand des kostengünstigen Seal U von BYD. Das Fahrzeug wird in China für umgerechnet 21.700 Euro und in der EU für 42.000 Euro verkauft.
Zölle auf chinesische Autohersteller
Für die heimischen Hersteller der EU bedeute dies einen Preiskampf, der unmöglich gewonnen werden kann, erklärt Fortune weiter. Deshalb werde erwartet, dass die EU Zölle auf chinesische Autohersteller erheben wird, nachdem eine Untersuchung wettbewerbswidriger Praktiken eingeleitet wurde. Grund dafür sei, dass die Automobilhersteller durch die erschwinglichen Autos von BYD in einen "Schockzustand" versetzt wurden.
Gemäß der offiziellen Website der EU treten Dumpingpraktiken auf, wenn Nicht-EU-Hersteller ihre Waren in der EU unter dem normalen Wert verkaufen. Der Normalwert könne entweder der Preis des Produkts sein, wie er auf dem Heimatmarkt des Nicht-EU-Unternehmens angeboten wird, oder ein Preis, der auf den Produktionskosten und dem Gewinn basiert. Sollte eine Untersuchung ergeben, dass "die Einführer Dumping betreiben und dies dem inländischen Wirtschaftszweig des Einfuhrlandes Schaden zufügt, können Antidumpingmaßnahmen gegenüber den Einfuhren der betroffenen Ware eingeleitet werden", erklärt die Europäische Kommission.
Rhodium prognostiziert, dass die EU nach Abschluss der Untersuchung einen Zollsatz von 15 bis 30 Prozent auf chinesische Elektrofahrzeuge einführen werde. Allerdings werde dies die Automobilhersteller selbst im höheren Preissegment wahrscheinlich nicht davon abhalten, in die EU zu liefern. Dies liege daran, dass die Gewinne chinesischer Autohersteller in der EU so hoch sind, dass nur ein enorm hoher Zoll ausreichen würde, um Unternehmen wie BYD vom Verkauf von Elektrofahrzeugen im Land abzuhalten.
Neue Fabrik in Europa
BYD zeigte sich nach Bekanntgabe der Untersuchungsmaßnahmen der EU jedoch unbeeindruckt. Ein Vertreter von BYD äußerte sich gelassen und betonte, dass man weiter nach starkem Wachstum in Europa streben werde.
Erst kürzlich berichtete zudem Reuters, dass BYD wohl den Bau eines weiteren Werks in Europa im Jahr 2025 erwägen würde. Europa-Geschäftsführer Michael Shu erklärte demnach, dass BYD ein kostengünstiges Elektrofahrzeug auf Basis seines chinesischen Seagull-Modells nach Europa bringen wolle. Bis zum Jahr 2030 wolle man ein führender Hersteller von EVs in Europa werden. "Wir sind zuversichtlich, dass wir bis 2030 eine führende Position einnehmen können", zitiert Reuters. Ein Werk für Elektrofahrzeuge in Ungarn solle damit die Stellung als erster großer chinesischer Automobilhersteller mit einer Produktionsbasis in Europa sichern.
Redaktion finanzen.net
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