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RWE-Aktie freundlich: RWE hält trotz Ukraine-Krieg an Ausblick für 2022 fest

15.03.22 17:55 Uhr

RWE-Aktie freundlich: RWE hält trotz Ukraine-Krieg an Ausblick für 2022 fest | finanzen.net

Der Energiekonzern RWE hat 2021 von deutlich gestiegenen Marktpreisen und einem höheren Beitrag aus der konventionellen Stromerzeugung profitiert.

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Mit Vorlage des Geschäftsberichts bestätigte der Konzern, die bereits Ende Januar auf vorläufiger Basis veröffentlichten Geschäftszahlen und den Ausblick für 2022.

Die Nettoverschuldung sank zum Ende des Jahres "unter die Null-Marke", so RWE laut Mitteilung. Der Konzern wies zum Jahresende ein Nettovermögen von 360 Millionen Euro aus. Ende 2021 betrug die Nettoverschuldung noch 4,4 Milliarden Euro.

Wie RWE bereits adhoc im Januar mitgeteilt hatte, lag 2021 das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) bei 3,650 (3,286) Milliarden Euro. Im Kerngeschäft waren es 2,761 (2,727) Milliarden Euro. Im Nicht-Kerngeschäft, dem Bereich Kohle- und Kernenergie, stieg das bereinigte EBITDA deutlich auf 889 (559) Millionen Euro. Grund hierfür sind laut Mitteilung vor allem höhere realisierte Erzeugungsmargen.

Das bereinigte EBIT verbesserte sich auf 2,185 (1,823) Milliarden Euro. Nach Steuern und Dritten erhöhte sich der Gewinn auf bereinigter Basis auf 1,569 (1,257) Milliarden Euro. An die Aktionäre soll für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividende von 0,90 (0,85) Euro je Aktie ausgeschüttet werden.

Auch die Mitte Februar angehobene Gewinnprognose für 2022 wurde bestätigt. Nicht berücksichtigt sind hierin jedoch die "schwer abzuschätzenden Folgen des Ukraine-Kriegs", so RWE. Der Konzern rechnet weiter mit einem bereinigten EBITDA von 3,6 bis 4,0 Milliarden Euro. Im Kerngeschäft sollen es 2,9 bis 3,3 Milliarden Euro sein. Im Nicht-Kerngeschäft wird ein bereinigtes EBITDA zwischen 650 und 750 Millionen Euro erwartet, wobei der Ergebnisrückgang sich aus den erfolgten Kraftwerks-Stilllegungen 2021 ergebe.

Beim bereinigten EBIT werden zwischen 2,0 und 2,4 Milliarden Euro angepeilt. Den bereinigten Nettogewinn sieht der Konzern weiter bei 1,3 bis 1,7 Milliarden Euro. Das Dividendenziel liegt unverändert bei 0,90 Euro je Aktie.

RWE wegen Ukraine-Krieg mit Unwägbarkeiten konfrontiert

RWE sieht für den Konzern durch den Fokus auf Erneuerbare Energien ein verbessertes Chancen-Risiko-Profil. Neue Unwägbarkeiten hätten sich aber durch den russischen Angriff auf die Ukraine ergeben, schreibt das DAX-Unternehmen im veröffentlichten Geschäftsbericht 2021. Derzeit gehe man davon aus, dass sich die Risiken für den Konzern beherrschen lassen.

Bei einer Eskalation der Lage drohten Engpässe an den europäischen Energiemärkten, von denen auch RWE betroffen wäre, heißt es weiter. Obwohl RWE keine Geschäftstätigkeiten in Russland und der Ukraine nachgehe, könnten eine weitere Eskalation und ein Abbruch der Lieferbeziehungen zu russischen Unternehmen spürbare Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage haben.

So könne es dazu kommen, dass russische Rohstofflieferanten ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können und der Konzern Rohstoffe zu hohen Preisen kaufen müsse, führt RWE aus. Auch könnten Vertragspartner insolvent werden. Zudem könnten Veränderungen von Wertpapierkursen das Finanzvermögen von RWE beeinflussen.

RWE unterhält laut Geschäftsbericht einen langfristigen Gas-Liefervertrag mit dem russischen Energiekonzern Gazprom. Welche Auswirkungen die Ukraine-Krise auf den Kontrakt haben wird, sei derzeit unbestimmt, so RWE.

RWE prüft Maßnahmen zur Gewährleistung der Energieversorgung

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs prüft der Energiekonzern RWE Maßnahmen, um die Versorgungssicherheit und Diversifizierung der Energiequellen zu erhöhen. So soll der Ausbau Erneuerbarer Energien vorangetrieben werden. Auch wird geprüft, bereits stillgelegte Kohlekraftwerksblöcke in die Reserve zu nehmen.

"Die Auswirkungen des Kriegs treffen die Energiemärkte mit voller Wucht", so RWE-Vorstandschef Markus Krebber. "Für die Politik haben deshalb Versorgungssicherheit und Diversifizierung der Energielieferungen oberste Priorität - auch und vor allem durch den schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien."

Versorgungssicherheit und Klimaschutz gehörten enger zusammen als je zuvor, so RWE. Der Konzern will den auf dem Kapitalmarkttag im November vorgestellten Plan zum Ausbau von Erneuerbaren Energien, dem Kerngeschäft von RWE, weiter vorantreiben.

Wie der DAX-Konzern weiter mitteilte, wird als kurzfristige Maßnahme geprüft, Kohlekraftwerke, die bereits vom Netz genommen wurden oder vor der Stilllegung stehen, in eine Reserve zu überführen. Unstrittig sei indessen, dass diese Maßnahme "nichts am grundsätzlichen Beschluss zum Kohleausstieg ändert", stellt RWE klar.

Mit Blick auf die Versorgungssicherheit komme der Diversifikation der Bezugsquellen eine zentrale Bedeutung zu, führte der Konzern weiter aus. RWE verwies hier auf den Anfang März auf den Weg gebrachten Bau eines Flüssiggas-Terminals in Brunsbüttel. RWE werde hier ein "starker Partner" sein, so Krebber. Ein Augenmerk soll dabei auf einer perspektivischen Umrüstung auf den Import von grünen Energiequellen liegen. Der Konzernchef zeigte sich auf der Bilanz-Pressekonferenz optimistisch, dass der Bau schon vor 2025 abgeschlossen werden kann.

RWE hatte Anfang März eine Grundsatzvereinbarung zur Errichtung des Terminals gemeinsam mit der staatlichen Förderbank KfW und der staatlichen niederländischen Gasunie unterzeichnet.

RWE gegen Stopp russischer Energielieferungen

RWE hat sich vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine gegen einen Stopp russischer Energielieferungen nach Deutschland ausgesprochen. Dies hätte auf Grund der hohen Abhängigkeit massive Konsequenzen, sagte RWE-Vorstandschef Markus Krebber am Dienstag in Essen. "Ein sofortiger Stopp hätte ungeahnte Folgen für die Wärmeversorgung der Haushalte." Eine längere Lieferunterbrechung dürfte zudem die Produktionsanlagen der Industrie und des Mittelstandes nachhaltig schädigen. Daher könne er die Position der Bundesregierung gegen Sanktionen von Energielieferungen sehr gut nachvollziehen.

Der Energiemarkt werde sich durch den Krieg fundamental ändern, so Krebber weiter. "Deshalb ist es richtig, so schnell wie möglich in der Energieversorgung unabhängig und nachhaltig zu werden." Versorgungssicherheit und Klimaschutz seien so eng wie nie zuvor miteinander verbunden.

So reagiert die RWE-Aktie

Im nach der jüngsten Erholung wieder schwachen Marktumfeld legten Aktien von RWE via XETRA letztlich um 0,95 Prozent auf 37,29 Euro zu.

RWE bestätigte die Mitte Februar erhöhte Prognose. Analyst Alberto Gandolf von Goldman Sachs hob in einer ersten Reaktion auf die Bilanz zwei positive Aspekte hervor: Den zumindest kurzzeitig positiven Kassenbestand, nachdem Ende 2020 noch eine Nettoverschuldung von 4,4 Milliarden Euro ausgewiesen worden war, sowie den Kapazitätsausbau bei Erneuerbaren Energien. Letzterer sorge für eine gut planbare Ergebnisentwicklung und dürfte die Anleger überraschen, so Gandolfi. Er rechnet bis 2027 mit einer operativen Ergebnissteigerung um im Schnitt 8 Prozent jährlich.

Analyst Ahmed Farman vom Investmenthaus Jefferies sah auf den ersten Blick ebenfalls keine größeren Überraschungen. Allerdings habe der Konzern mit Blick auf den Krieg in der Ukraine auf das Risiko hingewiesen, "dass russische Rohstofflieferanten wegen der Sanktionen gegen Russland ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können und wir die Rohstoffe zu hohen Preisen am Markt beschaffen müssen."

FRANKFURT (Dow Jones) / (dpa-AFX)

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Bildquellen: Dennis Diatel / Shutterstock.com, Andre Laaks, RWE

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