Präsentation am 30. April

Tesla-Präsentation: Weltsensation oder große Enttäuschung?

30.04.15 13:30 Uhr

Tesla-Präsentation: Weltsensation oder große Enttäuschung? | finanzen.net

Nicht nur die Tesla-Fangemeinde sondern auch viele Börsianer warten gespannt auf den 30. April. Dann will der charismatische Konzern-Chef Elon Musk im konzerneigenen Hawthorne Design-Studio in Kalifornien eine bedeutende Neuheit präsentieren.

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Die hohen Erwartungen für dieses Event gehen auf einen kryptischen Tweet von Musk zurück. Ende März kündigte der umtriebige Elektroauto-Pionier seinen 1,86 Millionen Twitter-Followern eine "große neue Produktlinie" an. Außer Ort und Zeit teilte er lediglich mit, dass es sich diesmal nicht um ein Auto handeln wird.

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Darüber hinaus ließ er sich nicht in die Karten blicken. Seitdem kochen die Spekulationen hoch.

Phantasievolle Vorschläge unter #TeslaNewProductGuesses

Für die Präsentation am 30. April sind die Erwartungen sehr groß. Eingefleischte Tesla-Fans erwarten etwas Großes, etwas Beeindruckendes. Und tatsächlich ist es einem innovativen Kopf wie Musk zuzutrauen, dass er etwas völlig Neues aus dem Hut zaubert. Dies wird aber trotz allen Ideenreichtums vermutlich kein Weltraum-Fahrstuhl oder Hoverboard oder Flux-Kompensator sein, auch wenn dies einige phantasievolle Köpfe derzeit unter dem Hashtag #TeslaNewProductGuesses spekulieren. Andere Ideen sind da schon wahrscheinlicher, obwohl auch sie teilweise nach Science-Fiction klingen.

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Eine ganze Reihe von diskutierten Vorschlägen lässt sich in den Bereich Wearables - das sind tragbare elektronische Geräte - einordnen. Im Gespräch sind etwa eine Smartwatch, elektronische Schuhe oder eine Brille nach dem Vorbild von Google Glass. Zu den eher witzigen Ideen, die im Internet kursieren, zählt wohl auch ein Parfum. Der Slogan "Musk, a new fragrance by Tesla!" dürfte vielleicht auch dem Konzernchef selbst ein Schmunzeln entlockt haben.

Hyperloop - Das Transportmittel der Zukunft?

Ein großer Coup in der Pipeline von Tesla ist der Hyperloop. Bereits im August 2013 stellte Musk dieses Projekt vor. Nach seinen Plänen sollen Personen und Güter in einer Röhre auf bis zu 1220 km/h beschleunigt werden. Diese Technik findet in ähnlicher Weise bereits in Gaspipelines Verwendung. Musk will nun das Erdgas einfach durch eine kleine Reise-Kapsel mit Platz für bis zu 26 Personen ersetzen, die auf einem Luftkissen befördert werden soll.

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Nach den Plänen des Tesla-Chefs soll bis 2017 zwischen San Francisco und Los Angeles ein Prototyp der Doppelröhre entstehen. Die 600 Kilometer lange Strecke soll kostengünstiger als mit einem Zug und in gerade mal 35 Minuten bewältigt werden können. Dass sich die angekündigte Präsentation am 30. April auf dieses Projekt bezieht, wird jedoch aufgrund der Ankündigung einer "Produktlinie" eher ausgeschlossen.

Entwickelt Tesla ein eigenes Smartphone?

Häufig tauchen im Internet in diesen Tagen auch Spekulationen über eine Smartphone-Linie von Tesla auf. Hierbei könnte es sich jedoch möglicherweise nur um einen nicht ernst gemeinten Seitenhieb gegen den Tech-Riesen Apple handeln, der Tesla Gerüchten zufolge aufkaufen will.

Der Hintergrund für das angebliche Interesse von Apple am Elektroautobauer: Investoren fordern von Apple-Chef Tim Cook bereits "das nächste große Ding". Mit wirklichen Produktneuheiten lässt Apple aktuell aber auf sich warten und bringt beispielsweise auf dem Gebiet der Smartwatches erst lange nach anderen Herstellern ein eigenes auf den Markt. Daher wird spekuliert, dass Apple den Elektroauto-Hersteller Tesla übernehmen und so künftig in der Automobilindustrie für innovative Produkte sorgen könnte. Cook jedenfalls gab sich in der Vergangenheit große Mühe, entsprechenden Fragen von Investoren beharrlich auszuweichen. Parallelen zwischen den beiden Unternehmen werden immer wieder gezogen, unter anderem, da beide ihre jeweiligen Branchen revolutioniert haben.

Not a car, but a vehicle?

Da der Tweet von Musk kaum Informationen enthält, bleibt auch viel Raum für Interpretationen. So weisen einige spitzfindige Marktbeobachter darauf hin, dass der Konzernchef zwar ein Auto ausgeschlossen hat, aber nicht ein Fahrzeug im allgemeinen. Damit könnte Tesla in einer Woche beispielsweise ein e-Bike, einen Roller, ein Motorrad, einen Helikopter oder sogar einen Zug oder ein Flugzeug präsentieren.

Als realistischer Vorschlag gilt ein robotergesteuertes Ladesystem für Tesla-Sportwagen

Ein heißer Kandidat für die Präsentation am 30. April ist eine automatische Roboter-Ladestation. Besitzer eines Tesla-Sportwagens könnten dann einfach an eine solche Roboter-Ladestation fahren, woraufhin ein Roboterarm automatisch das Ladekabel an das Fahrzeug andockt und damit den Ladevorgang einleitet. Im Grunde wäre das ein vollautomatischer Tankwart für Tesla-Elektroautos. Im vergangenen Dezember hatte Musk mitgeteilt, dass man an einem solchen automatischen Ladesystem für seine Sportwagen-Flotte arbeitet.

Präsentiert Tesla einen Energiespeicher für zu Hause?

Ein Gerücht hält sich besonders hartnäckig. Dieses ist zwar unspektakulärer als die anderen Ideen der Internetgemeinde, könnte aber gerade deshalb auch am wahrscheinlichsten sein. Die Mehrheit der Marktbeobachter geht davon aus, dass Tesla einen Smart Home Akku vorstellen wird, also eine Batterie für Privathäuser oder Firmen. Hierbei soll es sich vermutlich um eine Art Brennstoffzelle handeln, mit der bei voller Ladung ein durchschnittliches Zuhause rund eine Woche lang mit Strom versorgt werden kann. Möglich werde dies laut den Gerüchten durch einen flachen Akku ähnlich dem des Model S, der tagsüber generierte Solarenergie speichert und in der Nacht nutzbar macht. Dieser Akku könnte unter Umständen als unterbrechungsfreie Stromversorgung eingesetzt werden. Auch eine Anbindung an Solarzellen auf dem Dach wäre denkbar.

Tatsächlich hat Tesla in jüngster Vergangenheit bestätigt, an einem externen Batterie-Pack für das Smart Home zu arbeiten, bei dem Tesla-Akkus als Energiespeicher genutzt werden. So hatte Musk im Februar angekündigt, das Unternehmen werde "ziemlich bald Heimbatterien oder Verbraucherbatterien für den Einsatz in Haushalten oder Firmen" vorstellen. Das grundlegende Design des Energiespeichers sei bereits fertig und die Produktion könne voraussichtlich binnen sechs Monaten starten.

Tesla glaubt, dass sich die Energieversorgung von Eigenheimen und Gewerbeimmobilien durch stationäre Batteriespeicher zu einem großen Geschäft entwickeln wird. Deshalb baut Tesla derzeit gemeinsam mit dem japanischen Partner Panasonic in der Wüste von Nevada eine Akku-Fabrik. In diesem Werk mit dem pompösen Namen "Gigafactory" sollen bis zum Jahr 2020 mehr Lithium-Ionen-Akkus produziert werden als in allen heutigen Fabriken zusammen. Bereits 2017 soll die Produktion anlaufen. Durch die Massenproduktion will der Konzern die Batteriepreise deutlich reduzieren und so Elektroautos billiger machen. Die Bedeutung dieses Geschäfts beschrieb Technikchef J.B. Straubel vergangenes Jahr folgendermaßen: "Tesla bewegt sich so schnell als möglich in diesen Raum". Und weiter: "Ich sehe uns im Kern mehr als Energie-Innovationsunternehmen also sogar als Autofirma". Ob der neuartige Energiespeicher allerdings schon die Marktreife erlangt hat, ist eine andere Frage. Für eingefleischte Tesla-Fans ist auch klar, dass Musks Ankündigung zu übertrieben war, um "nur" einem Akku-Pack zu gelten.

Doch egal, ob sich eines der Gerüchte bewahrheiten oder der Tesla-Chef eine ganz andere Produktüberraschung aus dem Hut zaubern wird - eines ist schon jetzt sicher: Elon Musk hat am 30. April die volle Aufmerksamkeit der Börsianer und Technikgemeinde. Musk ist ein Visionär, der darüber hinaus auch über die finanziellen Mittel verfügt, um viele seiner Ideen zu realisieren. Daher reicht auch ein einziger verheißungsvoller Tweet aus, um die Tesla-Aktie nach oben zu katapultieren und den Firmenwert von Tesla um fast eine Milliarde US-Dollar steigen zu lassen.

Aber auch wenn es nicht auszuschließen ist, dass Musk die Märkte mit einer komplett unerwarteten Innovation überrascht, sollten Tesla-Fans bei aller Euphorie auch bedenken, dass die Erwartungen inzwischen derart überhöht sind, dass eine Enttäuschung fast schon vorprogrammiert scheint.

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Bildquellen: Frontpage / Shutterstock.com, Katherine Welles / Shutterstock.com

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