Italien-Referendum macht Aktionäre von Banken nervös
Die Furcht vor einer Regierungskrise in Italien und den Folgen für die Eurozone hat am Montag die Bankenbranche erfasst.
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Der europäische Sektorindex Stoxx 600 Bank fiel am Vormittag am Ende des Branchentableaus um 1,58 Prozent auf 155,47 Punkte. Nach der Erholung der vergangenen Monate bedeutete das aber immer noch ein Plus von rund einem Drittel im Vergleich zum Mehrjahrestief von Anfang Juli.
Börsianer konzentrieren sich bereits auf das am kommenden Sonntag anstehende Verfassungsreferendum in Italien. So hatte Ministerpräsident Matteo Renzi angekündigt, bei einer Niederlage zurückzutreten. Investoren fürchten sich vor politischem Chaos. Bei einer Neuwahl könnten zudem die Eurokritiker deutlichen Rückenwind bekommen.
Experte Neil Wilson vom Broker ETX Capital sieht in der Abstimmung einen Schlüsselmoment, der mit dem Brexit-Votum der Briten vergleichbar sei. Eine Ablehnung der Reform könnte Schockwellen durch die Finanzmärkte und das Bankensystem jagen. Es könnten Zweifel an der Zukunft Italiens in der Eurozone aufkommen und der Druck auf den Kurs des Euro könnte weiter zunehmen.
Auch Analyst Tammo Greetfeld von der UniCredit rechnet mit anfänglichen Belastungen an den Aktienmärkten im Fall eines "No" der Wähler. Den Volkswirten der Bank zufolge erschienen aber bei einem Rücktritt Renzis eine Übergangsregierung und Neuwahlen erst frühestens im zweiten Halbjahr 2017 am wahrscheinlichsten. Eine solche Entwicklung dürfte die Bedenken der Anleger dann mildern und den Gegenwind weitgehend auf den italienischen Aktienmarkt beschränken.
Besonders sorgen sich die Anleger mit Blick auf die Kreditinstitute des Landes, schwelt dort doch seit Jahren eine Bankenkrise, die bisher nicht wirklich gelöst wurde. Die Geldhäuser sitzen auf faulen Krediten von mehr als 300 Milliarden Euro. Die notwendige Neuaufstellung italienischer Banken würde bei einem negativen Votum am Sonntag nach Einschätzung des ETX-Capital-Experten Wilson um Einiges schwieriger. Investoren dürften sie zurückhalten, wenn es um die Bereitstellung frischen Kapitals geht.
Besonders stark gerieten am Montag die Aktien des angeschlagenen italienischen Finanzinstituts Monte dei Paschi di Siena (MPS) unter die Räder. Ihr Kurs brach um 15 Prozent ein. In der vergangenen Woche hatte die Hauptversammlung einer Kapitalerhöhung um fünf Milliarden Euro zugestimmt, die ein Schwerpunkt der Sanierung des Geldhauses ist. Am Montag begann nun eine fünftägige Frist, in der Halter bestimmter Anleihen diese zum Tausch in Aktien einreichen können.
Für die Papiere der italienischen Großbank UniCredit ging es um dreieinhalb Prozent nach unten. Die Aktien der Konkurrentin Intesa Sanpaolo fielen um 2 Prozent. Der Kurs der spanischen Banco Popular knickte sogar um mehr als 5 Prozent ein.
Hierzulande gaben die Aktien der Commerzbank um über 2,5 Prozent nach. Die Anteile der Deutschen Bank büßten rund 2 Prozent ein. Beide sind mit Verlusten von jeweils rund einem Drittel ihres Wertes im bisherigen Jahresverlauf die größten Verlierer im deutschen Leitindex DAX.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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