Joe Biden ist neuer US-Präsident: Darauf müssen sich Investoren einstellen
Für die USA bricht mit der Präsidenten-Amtseinführung des demokratischen Kandidaten Joe Biden eine neue Ära an. Bidens politische Agenda unterscheidet sich in mehreren Punkten deutlich von der Trumps und dürfte auch für den Aktienmarkt einige Konsequenzen mit sich bringen.
Werte in diesem Artikel
• Bidens Pläne für Infrastruktur, Gesundheitswesen und Techfirmen
• Biden bei Steuer- und Energiepolitik mit anderem Standpunkt als Trump
• Womöglich nicht alle Pläne so einfach durchsetzbar
Als Joe Biden am 20. Januar als 46. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt wurde, kam es in den USA nicht nur zu einem Machtwechsel, sondern auch zu einem deutlichen Schwenk in der Politik, die das Weiße Haus verfolgt. Denn in vielen Punkten vertritt der designierte Präsident Biden eine andere Linie als sein Vorgänger - teils steht er den Ansichten und der bisherigen Politik von Donald Trump sogar diametral gegenüber. Das dürfte sich auch am Aktienmarkt auswirken und dort neue Gewinner und Verlierer hervorbringen. Investoren sollten daher die folgenden Punkte gut im Auge behalten.
Gesundheitswesen und Techfirmen im Visier
Laut den Analysten der US-amerikanischen Investment-Management-Firma Loomis Sayles dürften in den USA nach der Wahl unter anderem die recht hohen Medikamentenpreise in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken. Wie die Experten bei "Advisor Perspectives" schreiben, würden US-Amerikaner für Medikamente mehr bezahlen als Menschen in anderen Industrienationen. Für Preisreduzierungen einzutreten sei daher ein leichtes Ziel für Politiker aus dem gesamten Spektrum - weshalb es in jedem Fall auf der Agenda stehen dürfte und auch dort gestanden hätte, falls Trump als Sieger aus der US-Wahl hervorgegangen wäre. Für die Pharmabranche würden tiefere Medikamentenpreise jedoch geringere Gewinne bedeuten. Die Analysten von Loomis Sayles haben daher ihr Investment in die Pharmabranche reduziert.
Von einem US-Präsident Biden erwartet Loomis Sayles außerdem, dass er die Reform des US-Gesundheitswesens wieder vorantreiben dürfte. Allerdings sei es laut den Experten ein schwieriges Unterfangen, die Ausgaben für eine staatliche Krankenversicherung in neue Bahnen zu lenken, so dass die Demokraten nur langsam vorankommen dürften - wenn überhaupt. Bei "Advisor Perspective" ist daher die Rede davon, dass das Risiko für Unternehmen aus dem Gesundheitssektor, die von einer Reform betroffen wären, durch Schlagzeilen in der Presse größer sei als durch die tatsächliche Politik. Am Markt könnte es aber nach Einschätzung von Loomis Syles dennoch zu einem Ausverkauf kommen. Sollte die Panikreaktion jedoch zu groß ausfallen und höhere Risiken eingepreist werden als nötig, empfehlen sie, die Positionen im Gesundheitssektor auszubauen.
Ein weiteres Thema, das bereits unter Präsident Trump auf der Agenda stand und auch unter Präsident Biden aktuell bleiben dürfte, ist die Regulierung der Tech-Giganten. Wie die "Financial Times" schreibt, hätten die betroffenen Unternehmen bereits ihre Ausgaben für Lobbyarbeit erhöht, da sie wüssten, dass ihre Marktmacht sowohl Republikanern als auch Demokraten allmählich ein Dorn im Auge ist. "Wenn Unternehmen anfangen, dominant zu werden, dann bekommen die Menschen Angst vor deren Macht", sagte Lee Spelman von JPMorgan Asset Management gegenüber der Finanznachrichtenseite. Doch nicht nur auf die Tech-Riesen Alphabet, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft und ihre Anleger könnten jetzt schwere Zeiten zukommen. Nach Einschätzung der Société Générale dürften unter Biden auch andere Tech-Firmen mit nutzergenerierten Inhalten ins Visier genommen werden. So sehen die Strategen der französischen Investmentbank laut "Financial Times" auch für Twitter, Pinterest und Snapchat die Möglichkeit eines bösen Erwachens unter einer Präsidentschaft des Demokraten.
Kehrtwende bei Energiepolitik unter Biden erwartet
Eine der größten Änderungen unter einer Präsidentschaft von Joe Biden dürfte es bei der Energiepolitik geben. Denn anders als Donald Trump setzt der gewählte Präsident auf einen Wandel weg von der Ölindustrie und will laut "Financial Times" in seiner ersten Amtszeit zwei Billionen US-Dollar ausgeben, um unter anderem den Kohlenstoffausstoß der USA zu verringern und die Elektrifizierung des Transportsektors voranzutreiben. Unter diesen Plänen dürften laut den von der Nachrichtenseite befragten Analysten die ohnehin gebeutelten Ölaktien - allen voran Schieferölförderer wie Occidental oder EOG Resources - weiter leiden, während Aktien von Solar- und Windkraftunternehmen wie First Solar und Renewable Energy Group profitieren würden.
Die Analysten von Loomis Sayles warnen bei "Advisor Perspectives" jedoch davor, dass mögliche Bemühungen von Bidens Regierung zur Reduzierung von Fracking durch Gerichtsverfahren verzögert werden könnten. "Zusammengefasst sehen wir hier mehr Lärm als tatsächliche Substanz", so die Experten. Sie sehen stattdessen einen möglichen Deal unter US-Präsident Biden mit dem Iran als größeres Thema für die Ölindustrie an, da dieser die Erdöllieferungen erhöhen und so zu einem steigenden Preisdruck führen könnte. Sie empfehlen daher, bezüglich des US-Ölmarktes eine vorsichtigere Haltung einzunehmen - vor allem auch, da die Bewertungen in diesem Bereich teilweise schon sehr stark gedehnt wirken würden.
Biden könnte Steuergeschenke von Trump rückgängig machen
Höhere Steuern seien für die im S&P 500 gelisteten Unternehmen die "direktesten Konsequenzen eines demokratischen Erdrutschsieg", sagte die US-Investmentbank Goldman Sachs vor der Wahl gegenüber der "Financial Times". Denn während Donald Trump den Satz für die Unternehmenssteuer in den USA während seiner Amtszeit von 35 Prozent auf 21 Prozent senkte und dadurch maßgeblich die Rally am Aktienmarkt befeuerte, möchte Joe Biden ihn wieder auf 28 Prozent erhöhen. Eine solche Steuererhöhung würde laut Einschätzung der Experten von Loomis Sayles wohl vor allem die Branchen hart treffen, die bisher am meisten profitiert haben: die Techbranche und das Finanzwesen. Bei "Financial Times" zählen die Analysten von Société Générale und JPMorgan unter anderem AT&T, Hilton Worldwide, General Motors, Walgreens Boots Alliance und den Kreditkartenanbieter Discover Financial zu den größten Verlieren eines solchen Schrittes.
Neben der höheren Unternehmenssteuer will Biden laut "WELT" auch steuermindernde Tatbestände reduzieren und eine Mindeststeuer in Höhe von 15 Prozent für Konzerne einführen, deren Gewinn die Marke von 100 Millionen US-Dollar übersteigt. So soll verhindert werden, dass sie ihre Steuerlast durch Rechentricks unangemessen stark verringern. Auch die Gewinne, die US-Firmen in ausländischen Niederlassungen verdienen, will Biden stärker besteuern - und zwar mit 21 Prozent doppelt so hoch wie bisher. Daneben sieht seine geplante Steuerpolitik noch Änderungen der Besteuerung des Altersvorsorgeplan 401k vor. Bei diesem profitieren Menschen mit höheren Einkommen laut "TheStreet" aktuell überdurchschnittlich stark von Steuerersparnissen, die sie durch ihre Einzahlungen erhalten.
Sollten alle Vorschläge von Joe Biden umgesetzt werden, würde das die Gewinne der Unternehmen im S&P 500 durchschnittlich um neun Prozent reduzieren, so Goldman Sachs. Bei dieser Berechnung unberücksichtigt blieben laut der Investmentbank jedoch die Auswirkungen eines möglichen Wirtschaftswachstums oder eines steigenden Unternehmensvertrauens. Dass der 46. US-Präsident jedoch alle seine Pläne durchsetzen kann, ist extrem unwahrscheinlich, da der oben genannte "demokratische Erdrutschsieg", bei der die Demokraten die Kontrolle über Senat und Repräsentantenhaus erhalten, wohl ausgeblieben ist. Es dürfte daher für Biden schwer werden, seine Vorhaben für die Besteuerung der US-Unternehmen angesichts eines republikanisch dominierten Senats in die Tat umzusetzen.
Infrastrukturprogramm als Boost für US-Wirtschaft
Doch selbst wenn Biden mit seinen Steuerplänen durchkommt, muss das nicht unbedingt in einem Abwärtssog für den US-Markt enden. Denn es gibt laut Analysten ein großes Gegengewicht: das von den Demokraten geplante Infrastrukturprogramm. Von diesem würden laut JPMorgan besonders die Aktien von Bauunternehmen wie Caterpillar, Martin Marietta Materials und Jacobs Engineering profitieren, die Experten der Société Générale glauben jedoch auch an Aufwärtspotenzial bei Papieren von Versorgern und Eisenbahngesellschaften wie CSX und Norfolk Southern. Darüber hinaus hätte das Infrastrukturprogramm aber auch einen gewaltigen positiven Effekt für die gesamte US-Wirtschaft, glauben Analysten. Sie sagten gegenüber der "Financial Times", dass dieses Programm dabei helfen dürfte, höhere Unternehmenssteuern einfach abzuschütteln - und die Kurse am Aktienmarkt nach oben zu treiben. Am euphorischsten äußerte sich Michael Mullaney von Boston Partners gegenüber der Finanznachrichtenseite. Er glaubt, dass das Infrastrukturprogramm dem Wirtschaftswachstum nicht nur einen Schub verleihen würde, sondern sogar ein "viel größerer finanzwirtschaftlichen Multiplikator [sei] als alles, was Trump bisher vorgelegt hat".
Redaktion finanzen.net
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