Nordex-Aktie: Kraftwerk in Reparatur
Der Windanlagenhersteller Nordex schreibt angesichts hoher Rohstoffpreise und enger Lieferketten Verluste. Börsianer setzen wegen der Energiekrise aber auf politischen Rückenwind und mittelfristig deutlich höhere Margen.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Der Spanier an der Spitze von Nordex bleibt optimistisch: "Wir sind gut positioniert, um vom anhaltenden Momentum auf dem globalen Windenergiemarkt mittelfristig zu profitieren", sagt José Luis Blanco. Schon die Wortwahl lässt erahnen, dass es noch Zeit braucht, bis das Geschäft der Hamburger wieder auf Touren kommt. Vom augenblicklichen Gegenwind in der Branche kündet auch der Verlust von netto 230 Millionen Euro im Jahr 2021.
Der Umsatz von Nordex legte zwar um knapp 15 Prozent zu. Die Wachstumsraten des Vorjahres von über 40 Prozent sind jedoch in weiter Ferne. Angesichts der geopolitischen Risiken ist Blanco unsicher, wie es weitergeht. Die Prognose für 2022 reicht von einem leichten Umsatzrückgang auf 5,2 Milliarden Euro bis zu einem Anstieg von gut zehn Prozent auf sechs Milliarden Euro Umsatz. Der Nettoverlust soll kleiner ausfallen.
Über die Risiken hinaus, die der Krieg in Osteuropa für die Konjunktur birgt, kämpfen die Norddeutschen mit extrem schwierigen Lieferbedingungen. Die Pandemie hat die Logistikketten stark belastet, die Frachtraten sind exorbitant angestiegen, schließlich geht es um den Transport von Rotorblättern für teils über 200 Meter hohe Windturbinen. Auch die Stahltorsos der Anlagen sind wegen der hohen Rohstoff- und Energiepreise kostspielig.
Hinzu kommt, dass die Zahlungsbereitschaft der Windparkinitiatoren für die notwendigen Turbinen durch langwierige Genehmigungsverfahren bei der Errichtung neuer Windparks gebremst wurde.
Lange Talfahrt
Schwierige Rahmenbedingungen, die sich in der Margenentwicklung der Hamburger widerspiegeln. Noch 2016 erzielte Nordex eine operative Marge (Ebitda) von 8,4 Prozent. Das war der bisherige Höchststand. Danach ging es mit jedem Jahr weiter bergab. 2021 blieb gerade einmal ein Prozent Marge übrig. Immerhin konnte Nordex in einem Jahr operative Gewinne schreiben, in dem Wettbewerber Siemens Gamesa, beim Umsatz mit gut zehn Milliarden Euro fast doppelt so groß, rund 300 Millionen Euro Verlust buchte.
Die Hoffnungen liegen im Blick nach vorn. Für das laufende Jahr erwartet Blanco eine Marge von mindestens einem Prozent, es können aber auch bis zu 3,5 Prozent werden. Mittelfristig will der Konzern dahin, wo er schon einmal war, in den Bereich von acht Prozent Marge. Vor dem Hintergrund der anziehenden Rohstoffpreise dürfte das nicht leicht werden. Allerdings ist das Orderbuch der Hamburger mit rund sechs Milliarden Euro Volumen bei Neuinstallationen sowie drei Milliarden Euro Volumen bei Serviceverträgen gut gefüllt.
Beschleunigung treibt Kurs
Auf der Mittelfristperspektive beruht die Fantasie der Aktie. Angesichts der Energiekrise Europas und der dringenden Suche nach Ersatz für russisches Gas und Öl wollen Brüssel und Berlin den Ausbau auch der Windkraft deutlich beschleunigen. Mit Dringlichkeitsklauseln in der neuen Fassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes will etwa Wirtschaftsminister Robert Habeck Klagen gegen neue Windprojekte weitgehend verhindern. Die Perspektive auf den beschleunigten Ausbau der Regenerativen etwa in Deutschland treibt den Kurs an.
Position: Fundamental ist die
Lage noch schwierig. Mittelfristig
hellen sich die Perspektiven auf.
Anleger positionieren sich.
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Bildquellen: Nordex, Lukassek / Shutterstock.com
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