VW- Aktie dennoch tiefer: VW muss laut Finanzchef Fokus stärker auf Kostensenkungen legen - Audi legt Grundstein für E-Auto-Werk in China
Volkswagen zeigt sich angesichts des hohen Auftragsbestands bei nachlassendem Halbleitermangel optimistisch für das zweite Halbjahr.
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Bei einem branchenweit knappen Angebot sei die Nachfrage insbesondere nach gut ausgestatteten Fahrzeugen weiter hoch, sagte Finanzchef Arno Antlitz der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch in München. Mit steigenden Zinsen und einer möglichen Konjunkturabkühlung werde der Wettbewerb allerdings deutlich zunehmen. "Rohstoffpreise werden unsere Produktion verteuern, aber Preiserhöhungen werden nicht ohne Weiteres durchsetzbar sein."
Volkswagen müsse daher den Fokus wieder stärker auf Kostensenkungen legen, auch um Preissteigerungen unter anderem bei Rohstoffen wettmachen zu können. Antlitz äußerte sich damit etwas zurückhaltender als Konzernchef Herbert Diess. Dieser hatte am Dienstag unterstrichen, der seit vielen Monaten anhaltende Engpass an elektronischen Bauteilen entspanne sich endlich. "Wir fahren unsere Volumen hoch, nicht nur in Deutschland, sondern vor allem auch in China." Angesichts der Unsicherheit durch den Ukraine-Krieg und den Sorgen vor einer Wirtschaftskrise werde der Konzern die Produktion jedoch vorsichtig wieder steigern. Von weiteren Einsparungen sprach er in seiner Rede vor der Belegschaft nicht.
Angesichts des Kompromisses der EU-Mitgliedsstaaten für klimaneutrale Neuwagen sieht die Volkswagen-Spitze den Wechsel in die Elektromobilität als unumkehrbar. Der Fokus müsse nun auf batteriegetriebenen Fahrzeugen liegen, betonte Antlitz bei einer Reuters-Veranstaltung in München. Die größte Herausforderung sei der Aufbau der Lieferketten für Batterien. Ein mögliches Aus von Verbrennungsmotoren in Europa sei ein anspruchsvolles Ziel. Volkswagen halte es jedoch für machbar. "Das herausforderndste Thema ist nicht der Hochlauf der Autofabriken. Das herausforderndste Thema wird der Hochlauf der Batterie-Lieferkette sein." Volkswagen will in den kommenden Jahren allein in Europa sechs Batteriezellfabriken bauen.
Zum geplanten Börsengang der Sportwagentochter Porsche zeigte sich Antlitz erneut optimistisch, dass dieser wie geplant im Schlussquartal vollzogen werden könne. Für einen Börsengang gebe es noch viel Anlegerinteresse und Kapital stehe zur Verfügung. "Alle Gründe, warum wir dieses Projekt weiterverfolgen sollten, sind nach wie vor vorhanden."
Audi legt Grundstein für E-Auto-Werk in China
Audi hat den Grundstein für eine neue Autofabrik in der nordchinesischen Metropole Changchun gelegt. Ab 2024 sollen dort 3000 Mitarbeiter auf Basis der mit Porsche entwickelten Luxus-Plattform PPE jährlich bis zu 150 000 Elektroautos für den chinesischen Markt bauen. Vorstandschef Markus Duesmann, der auch für das China-Geschäft verantwortlich ist, sagte am Mittwoch, mit dem neuen Kooperationsunternehmen Audi FAW NEV Company bringe Audi die PPE-Plattform nach China und produziere marktspezifische E-Modelle vor Ort.
Die neue Fabrik ist größer als das Audi-Werk in Neckarsulm. Neben Presswerk, Karosseriebau, Lackiererei und Fahrzeugmontage wird es den Angaben nach auch eine Batteriemontage geben. Auf Basis der PPE-Plattform werden nach Fertigstellung des Werks zunächst drei Modelle der Baureihen Audi A6 e-tron und Audi Q6 e-tron produziert. Nur in China hält sich Audi den Bau von Benzinern auch nach 2033 offen.
Audi FAW NEV ist das erste Kooperationsunternehmen mit Mehrheitsbeteiligung von Audi in China. In das Projekt investiert die Volkswagen-Tochter 2,6 Milliarden Euro. Die Baustelle werde mit 3D-Scan in einer virtuellen Umgebung detailgetreu nachgebildet: "Ein Novum im Volkswagen-Konzern. So können die Mitarbeitenden der Planung in Ingolstadt trotz der großen Distanz den Fortschritt der Arbeiten genau verfolgen", teilte Audi mit.
Audi produziert in Changchun in den Werken von FAW Volkswagen bereits seit 1988 Modelle für den chinesischen Markt, seit diesem Jahr auch bei SAIC Volkswagen in Shanghai. Im vergangenen Jahr hat Audi rund 606 000 Autos in Changchun gebaut und 701 000 Autos in der Volksrepublik verkauft. Weltweit lieferte Audi knapp 1,7 Millionen Autos aus.
Gasflaschen können bersten: VW ruft 21 000 Touran zurück
Weil Teile des Tanks durchrosten und schlimmstenfalls bersten können, holt Volkswagen vorsorglich rund 21 000 erdgasbetriebene Modelle des Touran in die Werkstätten. In Deutschland erstrecken sich die sicherheitsrelevanten Prüfungen laut Daten des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) auf etwas mehr als 8300 Siebensitzer-Exemplare. Nach VW-Angaben vom Mittwoch kann es in einzelnen Wagen an den hinteren zwei der vier Gasflaschen, die bei Routine-Checks nicht ganz von außen eingesehen werden können, zu unbemerkter Korrosion kommen - mit langfristiger Materialschwächung und "im ungünstigsten Fall" schlagartigem Austritt des CNG-Gemischs.
Daher sollen die betroffenen Autos intensiv untersucht werden, hieß es in Wolfsburg. Bei "umfangreichen Qualitätsüberprüfungen" habe man das Problem festgestellt, die Besitzer würden jetzt angeschrieben.
Im April hatte sich ein Touran-Fahrer im ostfriesischen Wittmund Verbrennungen an den Beinen zugezogen, als während des Tankens der gasförmige Treibstoff plötzlich aus einem Vorratsbehälter ausgetreten war. Die Autos würden nun genau inspiziert, Gasflaschen bei Bedarf vorläufig deaktiviert oder ersetzt. Es gehe um CNG-Varianten des Touran aus dem Modelljahr 2006 sowie zwischen 2010 und 2015.
Nicht zum ersten Mal gibt es bei VW-Erdgasmodellen Schwierigkeiten mit den Tanks beziehungsweise Flaschen. Eine frühere Austauschaktion lief auch für entsprechende Ausgaben des Passat und Caddy, in denen die Wandstärke durch Rosten unter ein kritisches Maß sinken konnte. Im niedersächsischen Duderstadt barst 2016 eine Flasche und verletzte den Fahrer schwer. Mehrere Tankstellenkonzerne hatten daraufhin ihren Stationen empfohlen, vorübergehend kein Erdgas mehr zu verkaufen.
Die VW-Aktie notierte am Mittwoch zum XETRA-Handelsende 4,52 Prozent im Minus bei 134,46 Euro.
München (Reuters) / INGOLSTADT (dpa-AFX)
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