Brasilien geht fremd: Aktion Lächeln
Die Regierung Brasiliens buhlt mit Steuervergünstigungen um ausländische Unternehmen. Diese kommen allerdings nur zögerlich - zu lange wurden wichtige Investitionen vernachlässigt.
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von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag
Breite Straßen, gigantische Parkplätze und eine Weitläufigkeit, die an amerikanische Großstädte erinnert: Einen besseren Ort als Brasiliens Hauptstadt Brasília hätte sich Audi kaum aussuchen können, um seine Expansionspläne in Südamerika publik zu machen. Mitte September teilte das Unternehmen mit, ab 2015 seine neue A3-Limousine, später auch den Geländewagen Q3 in dem südbrasilianischen Bundesstaat São José dos Pinhais herzustellen. Kein Wunder: Der Automarkt in der sechstgrößten Volkswirtschaft der Welt boomt, und auch Luxusautos werden immer begehrter. Doch das ist nicht der einzige Grund für den Markteintritt der Ingolstädter. Importzölle in Höhe von 35 Prozent dürften die Entscheidung beeinflusst haben, direkt in Brasilien zu produzieren und dafür auch noch mit Steuervergünstigungen belohnt zu werden.
Ausländische Firmen ins Land zu holen, das steht auf der Wirtschaftsagenda von Brasiliens Staatschefin Dilma Rousseff weit oben. In den Boomzeiten wurde wenig getan, um Investoren zu locken. Das vernachlässigte Bildungswesen, ein komplexes Steuersystem, schlechte Infrastruktur und rigide Arbeitnehmerrechte verschreckten Firmen. Zudem sind Korruption und Bürokratie weit verbreitet.
Mit der Finanzkrise bekam auch Brasilien Probleme. Das Land spürte die Abhängigkeit seiner Rohstoffexporte nach China, als der asiatische Staat zu schwächeln begann. Brasiliens Wirtschaftswachstum schwächte sich von 7,5 Prozent 2010 auf 2,7 Prozent 2011 und schließlich 0,7 Prozent im vergangenen Jahr ab.
Schuld daran ist auch der nachlassende Konsum, der das Wachstum des 200-Millionen-Einwohner-Landes lange getrieben hatte. Höhere Inflation und steigende Arbeitslosenzahlen haben dafür gesorgt, dass die Menschen weniger kaufen. Zudem haben sich Importe verteuert, nachdem der brasilianische Real immer mehr abgewertet hat — zuletzt nach den Gerüchten, die US-Notenbank könnte ihre lockere Geldpolitik beenden. Nur mit Stützungskäufen konnte die brasilianische Notenbank den Sinkflug beenden.
Jetzt setzt die Regierung auf zwei sportliche Großevents: Die Fußball-WM 2014 sowie die Olympischen Sommerspiele 2016. Spürbare Verbesserungen im Alltag fehlen den Brasilianern zwar noch. Doch erste Früchte tragen die Bemühungen rund um die Veranstaltungen: Der Ausbau der Infrastruktur schreitet voran, wenn auch langsamer als erhofft. Für Audi sind die Bemühungen ein weiterer Grund, nach Brasilien zu gehen. Andere deutsche Autobauer wie Daimler oder BMW haben entsprechende Pläne.
Investor-Info
iShares MSCI Brazil ETF
Noch zu heiß
Der ETF spiegelt den brasilianischen Aktienmarkt wider. Nach Kapitalabflüssen infolge der Gerüchte um ein Ende der lockeren US-Geldpolitik brachen die Kurse ein. Derzeit ist eine kurzfristige Erholung im Gange, langfristig ist der ETF aber nur für sehr wagemutige Investoren empfehlenswert.
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