Offen für Patentfreigabe

Pharma-Branche: Impfstoff-Aktien stürzen ab

08.05.21 08:03 Uhr

Pharma-Branche: Impfstoff-Aktien stürzen ab | finanzen.net

US-Präsident Joe Biden hat sich für eine temporäre Aufhebung des Patentschutzes für COVID-19-Impfstoffe ausgesprochen.

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von Julia Groß, €uro am Sonntag

Biden unterstützt damit einen Vorschlag der Welthandels­organisation (WTO), vorübergehend auf geistige Eigentumsrechte für die Vakzine zu verzichten, um die Pandemie besser bekämpfen zu können. Die Aktien von Corona-Impfstoffherstellern wie Moderna und Pfizer stürzten nach der Nachricht ab. Am Donnerstag verloren BioNTech-Aktien bis zu 19 Prozent, CureVac fast 16 Prozent. Während sich die EU offen für Bidens Vorschlag zeigte, kritisierten Pharmakonzerne den Vorstoß scharf. Ein Patentverzicht sei eine Enteignung des Eigentums der Pharmaunternehmen, deren Innovationen und Investitionen die Impfstoffentwicklung überhaupt erst möglich gemacht hätten.

Viele Experten sehen den Vorstoß allerdings in erster Linie als symbolischen Akt, der den von der Pandemie stark getroffenen ärmeren Ländern nicht unmittelbar helfen wird. Selbst wenn sich die WTO-Mitglieder tatsächlich auf den Wegfall des Patentschutzes einigen, würde es noch Monate dauern, bis mehr Impfstoff produziert wird. "Impfstoffproduktion lässt sich nicht über Nacht auf der grünen Wiese errichten", erklärte der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller. Der US-Konzern Moderna, dessen mRNA-Vakzin-Entwicklung weitgehend von der US-Regierung finanziert wurde, hat bereits vor sieben Monaten zugesagt, seine Patente für die Dauer der Pandemie nicht geltend zu machen. Ausgenutzt hat das jedoch bisher niemand.

Vorschlag geht am Problem vorbei

Die Engpässe liegen aktuell vor allem bei Rohstoffen und Produktionsmitteln wie Einweg-Bioreaktoren und Membranen. Die USA haben teilweise Exportverbote für wichtige Zutaten verhängt, andere Staaten wie Indien blockieren derzeit selbst die Lieferung von lokal hergestellten Impfdosen an die Covax-Initiative der WHO, die arme Länder versorgt. Zudem liegen beispielsweise in den USA 20 Millionen AstraZeneca-Impfungen auf Lager, die dort bisher nicht zugelassen und voraussichtlich auch nicht benötigt werden. Weitere 60 bis 70 Millionen sind noch in Produktion, doch die US-Regierung will den Impfstoff erst nach "Sicherheitsüberprüfungen" an andere Länder freigeben.

Investoren befürchten indes, dass mit der temporären Freigabe der COVID-Impfstoff-Patente ein Präzedenzfall geschaffen wird. Das Geschäfts­modell der Pharma- und Biotechbranche basiert auf dem Patentschutz, weil die Exklusivrechte die ­extrem hohen Investitionen in Forschung und ­Entwicklung erst attraktiv machen.








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