Neuer Coup in der Pipeline

Comcast: Der Spitzendeal des Strippenziehers

24.12.14 16:30 Uhr

Comcast: Der Spitzendeal des  Strippenziehers | finanzen.net

Comcast, der größte Kabelkonzern der USA, gilt als aggressiver Aufkäufer - und dürfte demnächst den Konkurrenten Time Warner Cable schlucken. Was das Aktionären bringt.

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von Tim Schäfer, Euro am Sonntag

Michael J. Angelakis sitzt gemütlich in einem weißen Sessel im Hotel The Westin am New Yorker Times Square und wirkt gelassen. Die Stimme des Finanzvorstands des US-Kabel­betreibers Comcast bleibt auch bei den kritischen Fragen der Analysten ruhig. Angelakis strahlt Zuversicht aus, dass Marktführer Comcast bald schon vor dem nächsten Coup steht - vor der Übernahme des zweitgrößten Konkurrenten Time Warner Cable. "Seit zehn Monaten arbeiten wir Punkte mit Regierung, SEC und dem Justizministerium durch", sagt Angelakis. "Ich bin optimistisch, dass wir im ersten Quartal 2015 einen Abschluss schaffen."

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Murren der Kritiker
Nicht alle sind gut gelaunt angesichts der Pläne von Comcast. Sturm laufen etwa das US-Onlinefilmportal Netflix, der US-Satellitenbetreiber Dish und die Fernsehgruppe Discovery Communications. Deren Boss David Zaslav warnt, dass Comcast fast die Hälfte der US-Kabelhaushalte beherrschen würde, falls das Geschäft zustande käme. "Es wird für die Konsumenten nicht gut enden", murrt Zaslav, der mit steigenden Preisen für Kabelanschlüsse und vor allem mit schlechteren Konditionen für Kabelkunden wie Net­flix oder seine TV-Gruppe Discovery rechnet.

Rund 45 Milliarden Dollar soll der Deal kosten, doch Angelakis findet den Preis "fantastisch". Comcast zahlt für Time Warner Cable damit knapp das Siebenfache des operativen Jahresgewinns. Das ist tatsächlich vergleichsweise wenig.

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Angelakis’ Optimismus, das Geschäft bald unter Dach und Fach zu bringen, gründet auf Erfahrung. Vor fünf Jahren schnappte sich Comcast das Medienkonglomerat NBC Universal. Damals gab es ebenfalls aus allen Richtungen Kritik. Doch nach 15 Monaten gaben die Kartellbehörden nach Zugeständnissen schließlich grünes Licht. Auch dieses Mal dürfte der Deal über die Bühne ­gehen - voraussichtlich mit der Auflage, dass Comcast auf einzelne ­Metropolregionen verzichtet.

Der Riese aus Philadelphia lässt keine Chance aus, aggressiv zu wachsen. 2004 hatte Comcast vergeblich versucht, per feindlicher ­Offerte das Medienimperium Walt Disney für 41 Milliarden Dollar zu schlucken. Es wäre der größte Unterhaltungsriese der Welt entstanden. Das neue Objekt der Begierde, Time Warner Cable, unterstützt dieses Ansinnen. "Es ist eine Traumkombination", sagt dessen Boss Rob Marcus erfreut. Geplant sind 1,5 Milliarden Dollar Einsparungen durch die Zusammenlegung. Der Kundenstamm im Kerngeschäft Kabel, auf das zwei Drittel der Einnahmen entfallen, wächst. Dabei hilft auch die gute US-Konjunktur.

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Der Preiskampf ist allerdings hart. "Wir kämpfen wie Hunde um Kunden", sagt Marcus. Verbreitet in der Klientel ist das "Cord Cutting" -wörtlich übersetzt: der Kabelschnitt. Gemeint sind Kunden, die kündigen, weil ihnen die Abogebühr zu teuer ist. Oder das "Cord Shaving", die Kabelrasur: Kunden steigen auf günstigere Tarife um. Time Warner Cable bietet deshalb auch einen Billiginternettarif für 14,99 Dollar im Monat an. Fünf Prozent der Kunden nutzen dieses Angebot.

Üppige Liquidität
Wegen des Preisdrucks ist Größe wichtig. Comcast hat als Nummer 1 der Branche die besten Karten. Das Abomodell sorgt zudem für große finanzielle Stabilität. Die Kapitalflussrechnung gleiche einer Goldgrube, scherzen Analysten: Allein im vergangenen Geschäftsjahr (per Ende September) flossen 4,7 Milliarden Dollar in die Kassen. Davon wurden nur zwei Milliarden für Investitionen gebraucht, der Rest stand zur freien Verfügung.

Die üppige Liquidität nutzt Konzernchef Brian Roberts nicht nur für Übernahmen, er verteilt auch großzügig Dividenden. Roberts, Sohn des Gründers, hat selbst großes Interesse an möglichst hohen Ausschüttungen. Dem 54-Jährigen gehört ein Drittel der stimmberechtigten Aktien. "Forbes" beziffert sein Privatvermögen mit 1,3 Milliarden Dollar.

Finanzchef Angelakis arbeitet derweil in aller Ruhe an einem neuen Aktienrückkaufprogramm, das obendrauf kommen soll. Er möchte seinen Aktionären zum gelungenen Deal ein besonderes Geschenk machen: Im Februar trifft sich der Aufsichtsrat, der über das Programm beraten soll.

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Bildquellen: Jan Hanus/iStockphoto

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27.10.2017Comcast OverweightBarclays Capital
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27.01.2017Comcast Sector WeightPacific Crest Securities Inc.
21.12.2015Comcast HoldDeutsche Bank AG
14.07.2015Comcast HoldDeutsche Bank AG
12.11.2014Comcast HoldMaxim Group
30.10.2012Comcast neutralCredit Suisse Group
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30.09.2008Comcast DowngradeOppenheimer & Co. Inc.

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