Melinda French Gates und MacKenzie Scott: Wie die geschiedenen Superreichen die Philanthropie auf den Kopf stellen
Die Meldungen ihrer Trennungen gingen um die Welt. Nun gehören sie zu den reichsten Menschen der Welt. Doch MacKenzie Scott und Melinda French Gates ruhen sich nicht auf ihrem Vermögen aus, sie geben es mit beiden Händen für wohltätige Zwecke aus - und setzen damit neue Maßstäbe für die Philanthropie.
Werte in diesem Artikel
• Melinda French Gates und MacKenzie Scott gehören zu den reichsten Menschen der Welt
• Seit Trennungsankündigung einige Änderungen bei der Bill und Melinda Gates Stiftung
• MacKenzie Scott verfolgt anderen philanthropischen Ansatz
Auch die Superreichen sind, wenn es um die Ehe geht, nicht vor Trennungen gefeit. So gaben im Juli 2019 Amazon-Chef Jeff Bezos und seine Partnerin MacKenzie Scott nach 25 Ehejahren die Trennung bekannt. Auf einen Schlag wurde aus Scott eine der reichsten Frauen der Welt. Wie aus Medienberichten hervorgeht, erhielt sie im Zuge der Scheidung ein milliardenschweres Amazon-Aktienpaket. Wie Forbes schätzt, beläuft sich das Vermögen von MacKenzie Scott aktuell auf 51,4 Milliarden US-Dollar.
Auch Melinda French Gates gehört seit August 2021 zu den geschiedenen Superreichen. Hier hielt die Ehe mit Microsoft-Gründer Bill Gates ganze 27 Jahre. Auch sie erhielt im Zuge der Scheidung unterschiedliche Aktienpakete, ihr Vermögen wird im Bloomberg Billionaires Index auf 11,3 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Melinda French Gates ein alter Hase im Bereich der Wohltätigkeit
Doch während MacKenzie Scott erst durch die Scheidung die Philanthropie für sich entdeckte, ist diese für Melinda French Gates schon seit geraumer Zeit Teil ihres Lebens. Gemeinsam mit ihrem Ehemann gründete sie im Jahr 2000 die Bill und Melinda Gates Stiftung, die ein Vermögen von rund 50 Milliarden US-Dollar verwaltet und damit die größte gemeinnützige Organisation der Welt ist, die in den Händen von Privatpersonen liegt.
Die Stiftung ist dabei eine gewaltige Organisation, die mehr als 1.500 Angestellte zählt. Neben dem Microsoft-Gründer und seiner Ex-Frau zählte auch Berkshire-Hathaway-CEO und Milliardär Warren Buffett über Jahre zum Vorstand der Foundation, gab im Juni 2021 - einen Monat nach der Trennungsmeldung - jedoch bekannt, sich gänzlich aus der Bill und Melinda Gates-Stiftung zurückzuziehen. Auch Melinda French Gates hat mittlerweile angekündigt, ihr Vermögen künftig nicht mehr ausschließlich über die Stiftung spenden zu wollen, wie das Wall Street Journal berichtete. Schon im Jahr 2015 gründete French Gates mit Pivotal Ventures ein eigenes Investment-Unternehmen, welches sich zum Ziel setzt "den sozialen Fortschritt in den Vereinigten Staaten voranzubringen, um mehr Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen", wie es auf der Unternehmenswebseite heißt.
Ende Januar 2022 gab der CEO der Gates-Stiftung, Marz Suzman, in einem Statement bekannt, dass der Microsoft-Gründer und seine Ex-Frau künftig im Vorstand von Strive Masiyiwa, Baronin Nemat (Minouche) Shafik, Thomas J. Tierney sowie ihm selbst unterstützt würden. Gemeinsam wolle man "unabhängige und unterschiedliche Perspektiven" mit einbringen, um "die Führung der Stiftung zu stärken".
Beide Wohltäterinnen dem Giving Pledge verpflichtet
MacKenzie Scott und Melinda French Gates haben sich beide dem Giving Pledge verpflichtet, einer Kampagne des Gates-Ehepaares sowie Warren Buffetts, die 2010 gestartet wurde. Ziel der Initiative ist es, wohlhabenden Personen das Versprechen abzunehmen, den Großteil ihres Vermögens zu Lebzeiten oder auch kurz nach ihrem Tod für wohltätige Zwecke zu spenden.
Künftig neuer Ansatz bei Melinda French Gates?
Beide Wohltäterinnen sind diesem Versprechen bereits in großem Umfang nachgekommen, wobei sie unterschiedliche Ansätze verfolgen. So verfasste Melinda French Gates erst vor Kurzem einen neuen Brief für den Giving Pledge, in dem sie ihr Engagement für die Wohltätigkeit noch einmal bekräftigte. Darin schreibt sie: "Mein Vorgehen in der Philanthropie war schon immer angetrieben von Daten und ich glaube, dass es für Philanthropen wichtig ist, ambitionierte Ziele zu setzen und unseren Fortschritt an diesen Zielen zu messen". Wird eine Organisation von der Bill und Melinda Gates Stiftung unterstützt, sind die finanziellen Mittel meist an bestimmte Ziele und Zwecke gebunden. Die Organisation erhält also bestimmte Auflagen, wofür sie die gespendeten Mittel einsetzen darf.
In diesem Sinne ist es überraschend, dass French Gates in ihrem Brief weiter schreibt: "Allerdings habe ich gelernt, dass es genauso wichtig ist, Vertrauen in die Menschen und Organisationen zu setzen, mit denen wir Partnerschaften pflegen und diese entscheiden zu lassen, wie sie Erfolg für sich definieren. Philanthropen sind im Allgemeinen für die Welt hilfreicher, wenn wir hinter einer Bewegung stehen, als wenn wir versuchen unsere eigene zu führen". Es könnte sich hierbei um einen Hinweis darauf handeln, dass French Gates künftig beabsichtigt, bei ihrer Arbeit für wohltätige Zwecke nach anderen Kriterien vorzugehen.
Der MacKenzie-Scott-Effekt
MacKenzie Scott verfolgt schon jetzt einen solchen alternativen Ansatz. Seit der Trennung hat sie laut Forbes bereits 8,6 Milliarden US-Dollar an mehr als 780 Organisationen gespendet. Das ist mehr als jede andere Person innerhalb einer derart kurzen Zeitspanne für den guten Zweck ausgegeben hat. Dabei verzichtet Scott auf das Gründen einer Stiftung, welche die Verwaltung der Spenden übernimmt und macht den beschenkten Organisationen auch keine Vorgaben, wie die finanziellen Mittel genutzt werden sollen.
Mehr noch: Wie die Milliardärin in einem Artikel auf der Plattform Medium erklärte, wolle sie künftig davon absehen, genau anzugeben, welche Summen sie an welche Organisationen gegeben habe, da sie nicht wolle, dass der Rummel um ihre Person von den eigentlichen Organisationen ablenke: "Das ist der Grund, warum ich hier nicht die Summen veröffentliche, die ich seit meinem letzten Post verschenkt habe. Ich möchte jedem dieser unglaublichen Teams die Möglichkeit geben für sich selbst zu sprechen, wenn sie dies wünschen, mit der Hoffnung, dass, wenn sie dies tun, die Medien sich auf ihr Engagement statt auf meines konzentrieren".
Allerdings ruderte sie wenige Tage nach diesem Post mit einem Nachtrag zurück, nachdem sie für fehlende Transparenz kritisiert wurde. Darin versprach sie, weiterhin in Intervallen von "ungefähr zweimal alle 12 Monate" zu veröffentlichen, welche Summen sie an welche Organisationen gespendet habe.
Wie Jeannie Sager vom Women’s Philanthropy Institute an der Indiana University in den USA gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung verlautete, sei es durchaus möglich, das der No-Strings-Attached-Ansatz von MacKenzie Scott auch von anderen Philanthropen übernommen werden könne: "Wir nennen es den MacKenzie-Scott-Effekt: Viele Philanthropen fragen sich zunehmend, weshalb es überhaupt eine so weitreichende Berichterstattung der Empfänger braucht." In diesem Sinne verändere sich die Wohltätigkeit von einem System, welches sich auf die Geber konzentriert in Richtung eines empfängerzentrierten Modells.
Redaktion finanzen.net
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