Carrefour macht wieder mehr Gewinn

Europas größter Einzelhändler Carrefour setzt nach einer langen Durststrecke zur Aufholjagd an. In seinem wichtigen Heimatmarkt Frankreich konnte der Konzern im ersten Halbjahr einen kräftigen Ergebnisanstieg verbuchen und damit die Rückgänge in Südeuropa oder Asien mehr als ausgleichen. Auch die Währungskapriolen in Südamerika zehrten am Gewinn. Am Ende stieg das operative Ergebnis im ersten Halbjahr konzernweit um knapp 5 Prozent auf 766 Millionen Euro, wie Carrefour am Donnerstag mitteilte. Dabei zahlte sich der von Konzernchef Georges Plassat vorangetriebene Strategieschwenk aus.

Die Carrefour-Aktie stieg am Vormittag um mehr als 5 Prozent auf fast 24 Euro an die Spitze des Eurostoxx 50-Index. Vor allem das besser als erwartet ausgefallene Ergebnis in Frankreich dürfte den Aktien Auftrieb geben, sagte Analyst John Kershaw von Exane BNP Paribas der Nachrichtenagentur Bloomberg. Auch Edouard Aubin von Morgan Stanley verwies darauf, dass Carrefour seit Mai vergangenen Jahres im französischen Lebensmittelhandel Stück für Stück Marktanteile zurück gewonnen habe.

Frankreich ist der größte Einzelmarkt des METRO-Konkurrenten. Von hier stammten in der ersten Jahreshälfte mit rund 17 Milliarden Euro etwa 46 Prozent des Gesamtumsatzes und über 60 Prozent des operativen Gewinns. In den ersten sechs Monaten legte dieser um gut drei Viertel auf 482 Millionen Euro zu. Das war mehr als von Analysten erwartet. Rückläufig entwickelte sich das Ergebnis hingegen in Asien, was der Konzern mit den Ausgaben für seine China-Expansion aber auch mit steigenden Lohnkosten erklärte. Auch in den Schuldenkrisen-Ländern in Südeuropa liefen die Geschäfte schwächer.

Carrefour-Chef Plassat pumpt derzeit viel Geld in die Erneuerung der Läden, in Preissenkungen oder den Ausbau des Onlinegeschäfts. Darüber hinaus erhalten die einzelnen Marktleiter mehr Eigenverantwortung. Auch am Produktangebot wird gefeilt. Der neue Kurs zahlt sich Experten zufolge aus. Darüber hinaus zieht sich der Konzern aus Märkten zurück, in denen er keine starke Marktposition aufbauen konnte - etwa in Indonesien, Griechenland, Malaysia, Singapur oder Kolumbien oder der Türkei.

Durch den Verkauf von Unternehmensteilen stieg der Nettogewinn im ersten Halbjahr auf 902 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte Carrefour gerade einmal 3 Millionen Euro verdient. Der Umsatz sank im ersten Halbjahr belastet von Währungsschwankungen um 0,8 Prozent auf 36,4 Milliarden Euro.

Trotz des schwierigen Umfelds und der starken Währungsschwankungen sei Carrefour auf Kurs, hieß es in der Mitteilung des Unternehmens. Finanzchef Pierre-Jean Sivignon sagte in einer Telefonkonferenz, er erwarte, dass der Konzern im Gesamtjahr die Analystenschätzungen von 2,2 Milliarden Euro beim operativen Gewinn treffen werde./she/enl/stb