Novo Nordisk nun wertvoller als Tesla: Studiendaten zu Abnehmtablette treiben an
Die Aktien von Novo Nordisk sind am Donnerstag auf ein weiteres Rekordhoch gestiegen.
Zum Handelsschluss kletterte die Aktie in Kopenhagen um 8,33 Prozent auf 919,6 Kronen. Sie reagierte damit auf den Kapitalmarkttag des Unternehmens. Der Höhenflug des dänischen Pharmakonzern Novo Nordisk scheint damit kein Ende zu nehmen.
Der Der Rekordlauf von Novo Nordisk katapultiert die Aktien des Insulinherstellers auch in der Rangliste der weltweit wertvollsten Unternehmen nach oben. Am Donnerstag durchbrach der Novo-Börsenwert umgerechnet in US-Dollar die Marke von 600 Milliarden, während Tesla mit seinem anhaltenden Kursrutsch längst darunter gesunken ist. Der Elektroautobauer ist mittlerweile noch 565 Milliarden Dollar schwer. Novo Nordisk übernahm nun den zwölften Platz in der Rangliste.
Die Hoffnungen richten sich weiter auf Diabetes- und Abnehmpräparate, mit deren Produktion das Unternehmen im Grunde nicht hinterherkommt. Daten einer frühen klinischen Studie zur Darreichung in Tablettenform fielen nach Angaben von Novo vielversprechend aus, was den Gewichtsverlust binnen zwölf Wochen betrifft.
Novo Nordisk baute den Vorsprung vor LVMH als wertvollstes europäisches Unternehmen zuletzt stetig aus. Die Aktie wurde unlängst von der UBS zu den "glorreichen Sieben" in Europa gezählt. In den USA ist dieser Kreis dem Tech-Sektor vorbehalten: Neben Tesla werden Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft und NVIDIA dazu gezählt.
Einige Werte rutschen zuletzt jedoch ab in der weltweiten Bewertungs-Rangliste: Microsoft hat Apple schon länger als Anführer überholt und neuerdings schließt NVIDIA immer weiter zu dem iPhone-Hersteller auf. Besonders deutlich gesunken ist zuletzt aber der Marktwert von Tesla. Sorgen um das wichtige Geschäft in China hatten die Aktien des Elektroautobauers schwer belastet. Hinzu kam zuletzt der Produktionsstopp im deutschen Werk bei Berlin.
Die Tesla-Aktien stehen seit Ende Dezember massiv unter Druck, gut ein Drittel an Wert haben sie seither verloren. Daran änderte auch eine erste Stabilisierung am Donnerstag nichts, als der Kurs zuletzt etwa ein Prozent zulegte. Seit dem Rekordhoch im November 2021, das klar über der 400-Dollar-Marke lag, hat sich der Kurs sogar mehr als halbiert.
Novo Nordisk dagegen kommt in diesem Jahr auf einen Kursanstieg um knapp 32 Prozent. Dies ist aber nur Zubrot zur Rally der vergangenen Jahre, die massiv angefeuert wurde vom Bedarf für Appetithemmer. Anfang 2021 waren die Titel des dänischen Konzerns noch für rund 200 Kronen zu haben. Mittlerweile ist der Kurs fast viereinhalbmal so hoch. Am Donnerstag wurden sie in Kopenhagen erstmals zu Kursen von mehr als 900 Kronen gehandelt.
Das Unternehmen teilte auf einem Kapitalmarkttag mit, dass die Teilnehmer in einer Phase-1-Studie mit der Abnehm-Tablette Amycretin nach zwölf Wochen im Schnitt gut 13 Prozent an Gewicht verloren hätten. Im Vergleich dazu habe der Gewichtsverlust bei der Abnehmspritze Wegovy bei sechs Prozent nach zwölf Wochen und bei 15 Prozent nach 68 Wochen gelegen.
Anleger werteten die Nachricht als Hinweis darauf, dass Novo neben dem äußerst erfolgreichen Wegovy noch mehr in der Pipeline hat. "Novo hat deutlich gemacht, dass das Amycretin-Molekül wahrscheinlich die Grundlage der schnell wachsenden Pipeline des Unternehmens bilden wird", sagte Guggenheim-Analyst Seamus Fernandez.
Die Aktien von Novo haben ihren Kurs seit Juni 2021, als Wegovy in den USA auf den Markt kam, mehr als verdreifacht. Das Diabetesmittel Ozempic und die Abnehmspritze haben Novo zu Rekordumsätzen verholfen und es zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen in Europa gemacht, noch vor dem Luxusgüterkonzern LVMH. Am Donnerstag erreichte die Marktbewertung des Unternehmens 566 Milliarden Dollar und lag damit vor Tesla und Visa. Die Analysten von Berenberg hatten in der vergangenen Woche berechnet, dass fast die Hälfte der Bewertung von Novo auf der Pipeline an neuen Medikamenten in der Entwicklung basiert, wie etwa Amycretin.
Wegovy gehört zur Klasse der GLP-1-Agonisten, die eigentlich zur Behandlung von Diabetes entwickelt wurden und den Blutzucker senken sowie ein Sättigungsgefühl fördern. Es war das erste Medikament dieser Klasse, in der auch der US-Pharmakonzern Eli Lilly gut mit im Rennen ist. Nach dem Erfolg forschen Pharmaunternehmen an weiteren vielversprechenden Therapien zur Gewichtsreduzierung wie Amycretin, das auf ein Hormon namens Amylin in der Bauchspeicheldrüse abzielt, das das Hungergefühl beeinflusst.
Fondsmanager Markus Manns gab zu bedenken, dass die bisher zugelassenen Abnehmmedikamente gespritzt werden müssen. Lilly habe im Rennen um eine Abnehmtablette deutlich die Nase vorne: "Das Unternehmen wird seine zulassungsrelevanten Orforglipron-Daten bereits in 2025 berichten, während Novo eventuell in 2025 erst mit der zulassungsrelevanten Amycretin-Studie beginnen kann."
Novo Nordisk kündigte auch an, seinen Fokus, der derzeit bei Diabetes- und Abnehmmedikamenten liegt, auszuweiten und künftig auch Behandlungen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen anzubieten. Im August hatte das Unternehmen Studiendaten veröffentlicht, wonach Wegovy auch einen klaren kardiovaskulären Nutzen hat. Das stärkt das Unternehmen in seinen Bemühungen, das Mittel von seinem Image als Lifestyle-Medikament zu befreien. "Ein Unternehmen mit so einem Klumpenrisiko in einem Therapiegebiet muss versuchen, andere Standbeine zu entwickeln", sagte Portfoliomanager Wolfgang Lickl von der KB-Vermögensverwaltung. "Der schiere Erfolg in den Bereichen Diabetes und Adipositas wird das schwierig machen, aber im kardiovaskulären Bereich gibt es viele Synergien."
Novo Nordisk arbeitet an Diversifizierung und Verbesserung von Portfolio
Novo Nordisk, der Hersteller der Blockbuster-Medikamente Ozempic und Wegovy, expandiert in Bereiche wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und konzentriert sich verstärkt auf die Behandlung von Krankheiten, die nicht zu seinem Kerngeschäft Diabetes und Gewichtsreduktion gehören. Der dänische Pharmakonzern erfreut sich einer großen Popularität der beiden Medikamente zur Gewichtsreduktion und zur Behandlung von Diabetes und beeilt sich, die Produktionskapazitäten zu erhöhen.
Die beiden Medikamente basieren auf demselben Wirkstoff, Semaglutid, und das Unternehmen entwickelt bereits die nächste Generation von Behandlungen, die diesen Wirkstoff mit anderen Inhaltsstoffen kombinieren, um die Wirkung zu verstärken und andere Gesundheitsbereiche zu verbessern.
CagriSema, eine Kombination aus Semaglutid und einem Medikament namens Cagrilintid, befindet sich derzeit in einer Phase-3-Studie und hat bei Diabetespatienten bereits eine bessere Blutzuckerkontrolle und Gewichtsabnahme gezeigt als bei Patienten, die nur mit Semaglutid oder Cagrilintid behandelt wurden. Amycretin, ein weiteres experimentelles Kombinationspräparat zur Behandlung von Fettleibigkeit, hat in einer Phase-1-Studie einen Gewichtsverlust von etwa 13 Prozent nach 12 Wochen gezeigt, so das Unternehmen.
Dank der vielversprechenden frühen Daten wird das Medikament - das einmal täglich in Form einer Pille eingenommen wird - in der zweiten Hälfte dieses Jahres in eine Phase-II-Studie übergehen, teilte das Unternehmen auf einem Investorentag mit. Die neue Medikamentenpipeline soll auch von einer effizienteren Produktion profitieren, da das Unternehmen davon ausgeht, dass sie in den bestehenden Anlagen hergestellt werden können.
Der durchschlagende Erfolg von Medikamenten auf Semaglutid-Basis zur Behandlung von Gewichtsverlust und Diabetes hat auch zusätzliche gesundheitliche Vorteile mit sich gebracht: Studien zeigen, dass sie auch das Risiko von Schlaganfällen und Herzinfarkten senken und das Fortschreiten von Nierenversagen verlangsamen. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse will Novo Nordisk nach eigenen Angaben seine Präsenz in den Bereichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und neue Therapien ausbauen und gleichzeitig seine Fortschritte in der Pipeline für seltene Krankheiten verstärken. Der Schritt erfolgt, da Novo Nordisk die Exklusivität für Semaglutid um 2031 oder 2032 verlieren wird. "Das Wachstum nach dem Verlust der Exklusivität von Semaglutid bleibt eine der wichtigsten Prioritäten", so Novo Nordisk.
KOPENHAGEN (dpa-AFX) / NEW YORK (Dow Jones) / Kopenhagen (Reuters)
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Bildquellen: JHVEPhoto / Shutterstock.com, Novo Nordisk
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08.03.2024 | Novo Nordisk Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
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26.03.2024 | Novo Nordisk Neutral | UBS AG | |
18.03.2024 | Novo Nordisk Hold | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
11.03.2024 | Novo Nordisk Neutral | UBS AG | |
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13.11.2023 | Novo Nordisk Underperform | Jefferies & Company Inc. |
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