Bankaktien leiden unter Aussicht auf anhaltende Negativzinsen
Die Furcht vor weiter anhaltenden Niedrigzinsen hat die Anleger von Bankaktien am Dienstag europaweit verschreckt.
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Der entsprechende Branchenindex beendete seine jüngste Rally und büßte als Schlusslicht in der europäischen Sektorübersicht gut 1 Prozent ein. Hierzulande fielen im DAX die Papiere der Deutschen Bank um rund 1 Prozent und im MDAX der mittelgroßen Werte gehörten die Anteilsscheine der Commerzbank mit minus 1,87 Prozent zu den größten Verlierern.
Die Anleger reagierten negativ auf Aussagen des Direktoriumsmitglieds der Europäischen Zentralbank (EZB), Benoit Coeuré, zu den Negativzinsen. "Im Augenblick sehe ich das geldpolitische Argument für eine Staffelung nicht", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Der negative Einlagenzins sei nicht das größte Problem der europäischen Banken, die mit geringer Profitabilität kämpfen. Die Geldhäuser sollten mehr über ihre Kosten nachdenken.
EZB-Chef Mario Draghi hatte zuletzt in einer Rede die Hoffnungen der Banken auf eine Abmilderung des Negativzinses befeuert. Der Einlagenzins der Europäischen Zentralbank liegt bei minus 0,4 Prozent. Auf ihre Überschussliquidität, die die Banken bei der Zentralbank lagern, müssen die Banken Zinsen an die EZB zahlen.
Die Negativzinsen drücken ebenso auf die Rentabilität der Banken wie die geringen Zinsen, die sie im Kreditgeschäft verlangen können. Beide Entwicklungen sind Folgen der weltweiten Finanzkrise in den Jahren 2007 und 2008, die von den Notenbanken mit einer Flut von Billiggeld bekämpft wurde, um die Konjunktur anzukurbeln. In der Folge gingen die Zinsen in den Industriestaaten auf Talfahrt.
Als Belastung für die Bankaktien hierzulande verweisen Anleger auch auf einen Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ("FAZ"), wonach im Aufsichtsrat der Deutschen Bank der Widerstand gegen einen Kauf der Commerzbank zunehme. Großaktionäre der Deutschen Bank wie das Emirat Qatar, der Vermögensverwalter Blackrock oder das chinesische Konglomerat HNA seien weiterhin keineswegs vom Sinn eines Zusammengehens mit der Commerzbank überzeugt, hieß es.
Auch ein Blick auf die Kreditmärkte zeigt, dass eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank aktuell alles andere als ausgemacht ist. So liegen die Prämien für Versicherungen gegen einen Zahlungsausfall (CDS) der Deutschen Bank beziehungsweise der Commerzbank derzeit auf Sicht von zwei Monaten am deutlichsten voneinander entfernt. Aus Sicht der Finanzmarktteilnehmer werden also beide Unternehmen in puncto Risiko momentan sehr unterschiedlich bewertet, was einem Zusammengehen der beiden Finanzinstitute entgegenstehen könnte.
Die Deutsche Bank wird am Freitag Geschäftszahlen für das erste Quartal vorlegen. Spätestens dann dürfte sich das Institut wohl zum aktuellen Stand der Fusionsgespräche äußern, sagten Börsianer.
Analyst Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan zog bereits jetzt Konsequenzen und senkte sein Kursziel für die Papiere der Commerzbank von 9,00 auf 8,75 Euro. Angesichts der niedrigen Zinsen am Euro-Geldmarkt reduzierte er seine Annahmen für den Gewinn je Aktie bis 2021. Auch die Dividendenprognosen schraubte er zurück.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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