Bayer-Aktie fest: Bayer startet überraschend gut ins Jahr - Ausblick bestätigt
Das starke Umfeld für Agrarprodukte in den letzten Monaten hat den Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer zum Start ins neue Jahr gestützt.
Dem standen zwar negative Wechselkurseffekte gegenüber, doch insgesamt schnitt der Dax-Konzern im ersten Quartal deutlich besser ab, als Analysten es im Durchschnitt erwartet hatten. Den Jahresziele bestätigte Konzernchef Werner Baumann bei der Vorlage der Zahlen am Mittwoch in Leverkusen, stellte in einer Telefonkonferenz mit Analysten eine Erhöhung aber durchaus in Aussicht. Wenn alles weiterlaufe wie erwartet, werde sich das Management die Prognosen bald anschauen, sagte Baumann mit Blick auf die Bekanntgabe der Halbjahreszahlen Anfang August.
Vor allem die Bayer-Sparte CropScience rund um Saatgut, Unkrautvernichter und Pflanzenschutzmittel bekam erneut die schwachen Währungen Südamerikas zu spüren: Während der Umsatz des Bereichs nominal um fast drei Prozent fiel, lag das Plus aus eigener Kraft - also bereinigt um Wechselkurseffekte und den Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen - bei mehr als sechs Prozent. Gut lief vor allem das Geschäft mit Maissaat in Südamerika und mit Sojasaat in Nordamerika. Die Preise für diese Feldfrüchte steigen seit Monaten stark. Landwirte haben daher mehr Anreiz, auf robustere und ertragreichere, beim Saatgut aber eventuell teurere Sorten zu setzen. Auch stecken sie mehr Geld in Mittel zum Pflanzenschutz, um die Ernte zu maximieren.
Vor allem dank des Agrargeschäfts habe Bayer die Erwartungen übertroffen, erklärte Analyst Gunther Zechmann von Bernstein Research. Auch das Pharmageschäft habe dank des starken Umsatzwachstums beim Augenmedikament Eylea seinen Beitrag geleistet.
So stieg der Eylea-Umsatz vor allem dank der Nachfrage in Japan um gut 13 Prozent auf 671 Millionen Euro. Eylea ist das mit Blick auf den Umsatz zweitwichtigste Medikament von Bayer nach dem Gerinnungshemmer Xarelto, mit dem die Leverkusener im ersten Quartal mehr als 1,1 Milliarden Euro erlösten - gut 2 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Etwas deutlicher nach unten ging es im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten der Sparte Consumer Health. Allerdings liegt das auch an dem recht starken Vorjahresquartal. Damals hatten die Menschen zu Beginn der Corona-Pandemie die heimischen Medizinschränke vollgestopft und das Geschäft der Hersteller brummen lassen.
Insgesamt erzielte Bayer im ersten Jahresviertel einen Umsatz von 12,3 Milliarden Euro. Das waren vier Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, aus eigener Kraft wäre es ein Plus von fast drei Prozent gewesen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen sank um gut sechs Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Analysten hatte hier im Mittel weniger als 4 Milliarden auf dem Zettel.
Unter dem Strich verdiente Bayer mit 2,1 Milliarden Euro rund 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das lag auch an Bewertungseffekten und einem verbesserten Finanzergebnis.
An seinem Jahresausblick vom Februar hält das Management fest: Der Umsatz soll etwa 41 Milliarden Euro erreichen, dabei sind negative Wechselkurseffekte im Umfang von rund zwei Milliarden Euro einkalkuliert. Als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereffekten sollen rund 27 Prozent des Umsatzes hängen bleiben.
Mit Blick die US-Rechtsstreitigkeiten rund um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter wurden den Angaben vom Mittwoch zufolge inzwischen rund 96 000 aktuelle Klagen verglichen oder ausgeschlossen, weil sich nicht den Kriterien entsprachen, die zur Teilnahme an dem Vergleich berechtigten. Insgesamt zahlte Bayer im ersten Quartal zur Beilegung von Rechtsstreitigkeiten 2,2 Milliarden Euro aus.
Während Bayer die bestehenden Fälle abarbeitet, richten sich die Blicke der Investoren vor allem auf den Umgang mit künftigen Klagen. Hierzu steht am 19. Mai eine richtungweisende Anhörung zu einem neuen Vorschlag der Streitparteien an, nachdem der zuständige Richter Vince Chhabria einen ersten Vorschlag im vergangenen Jahr abgelehnt hatte. Baumann betonte am Mittwoch, Bayer sei gut vorbereitet, egal wie der Richter entscheiden wird.
Sollte der Richter zustimmen - was durchaus einige Tage oder Wochen dauern kann -, könnte Bayer perspektivisch den Großteil der US-Rechtsstreitigkeiten abhaken, die sich der Konzern mit der rund 63 Milliarden Dollar teuren Übernahme von Monsanto an Bord geholt hatte. Eine teure Angelegenheit: Das Paket kostet die Leverkusener insgesamt bis zu rund 11,6 Milliarden Dollar.
So reagieren die Bayer-Aktien
Eine starke Nachfrage nach den Agrarprodukten von Bayer ist am Mittwoch an der Börse gut angekommen. Nach einem überraschend guten ersten Quartal 2021 setzten sich die Aktien via XETRA mit einem Aufschlag von letztlich 7,24 Prozent auf 57,30 Euro an die Spitze des Leitindex DAX. Damit erreichten sie den höchsten Stand seit September vergangenen Jahres.
Gut liefen die Geschäfte der Sparte CropScience vor allem mit Maissaat in Südamerika und mit Sojasaat in Nordamerika. Die Preise für die beiden Feldfrüchte steigen seit Monaten stark. Landwirte haben daher mehr Anreiz, auf robustere und ertragreichere, dann aber auch beim Saatgut eventuell teurere Sorten zu setzen. Auch stecken sie mehr Geld in Mittel zum Pflanzenschutz, um die Ernte zu maximieren.
"Crop Science profitierte von den verbesserten Bedingungen auf dem Agrarmarkt", lautete denn auch das Urteil des Analysten Peter Spengler von der DZ Bank. Auf Konzernebene liege der bereinigte operative Gewinn um fast acht Prozent über der Markterwartung. Doch nicht nur CropScience, auch die anderem Segmente hätten sich besser geschlagen als erwartet.
"Auch ohne höhere Ziele für das Gesamtjahr dürften die Bayer-Aktien heute besser laufen als der Gesamtmarkt", hatte schon vor Börsenbeginn Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan prognostiziert - der Analyst sollte damit Recht behalten. Auch im Pharmageschäft hätten die Leverkusener gut abgeschnitten. Hier liege der operative Gewinn um sieben Prozent über der Konsensschätzung der Experten, nicht zuletzt dank niedrigerer Kosten.
Ein Befreiungsschlag gelang dem Aktienkurs von Bayer mit den Gewinnen am Mittwoch jedoch nicht. Schon seit Monaten pendeln die Papiere zwischen 50 und etwa 56 Euro auf und ab. Das dürfte auch den nach wie vor nicht ad acta gelegten Rechtsstreitigkeiten in den USA um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup geschuldet sein.
Immerhin schlug sich die Bayer-Aktie in diesem Jahr mit einem Plus von fast 15 Prozent besser als der DAX, für den es seit Jahresbeginn um gut 10 Prozent aufwärts ging. Und den europäischen Pharmasektor (STOXX EU600 Health Care) ließen Bayer noch deutlicher hinter sich. Zudem konnte sich der Kurs zuletzt etwas von der 200-Tage-Linie nach oben absetzen. Diese gilt als Indikator für den längerfristigen Trend.
LEVERKUSEN (dpa-AFX)
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