Naturkatastrophen belasten

Allianz-Aktie schließt leicht im Minus: Aktienrückkaufprogramm angekündigt - Katastrophen trüben Gewinnpläne

10.11.17 17:49 Uhr

Allianz-Aktie schließt leicht im Minus: Aktienrückkaufprogramm angekündigt - Katastrophen trüben Gewinnpläne | finanzen.net

Die jüngsten Wirbelstürme und Erdbeben werfen Europas größten Versicherer Allianz nicht aus der Bahn.

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Trotz etwas getrübter Gewinnaussichten für 2017 gibt der DAX-Konzern überraschend eine weitere Milliardensumme per Aktienrückkauf an seine Anteilseigner zurück. Der scheidende Finanzchef Dieter Wemmer sprach am Freitag von einer "Ad-hoc-Entscheidung aufgrund des starken Kapitals". Dabei hatte sich Vorstandschef Oliver Bäte bisher nicht als Fan solcher Maßnahmen präsentiert. Laut Wemmer verfügt die Allianz weiterhin über genügend Geld, um auch mögliche größere Übernahmen zu stemmen.

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Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten gut an. Nachdem der Konzern den Aktienrückkauf und den Quartalsbericht überraschend schon am Donnerstagabend veröffentlicht hatte, legte die Allianz-Aktie am Morgen zunächst zu, drehte jedoch im weiteren Verlauf ins Minus und schloss um 0,22 Prozent leichter bei 199,85 Euro.

Rückenwind erhielten die Papiere bereits von dem Aktienrückkauf über drei Milliarden Euro, den die Allianz-Spitze im Februar angekündigt hatte. Jetzt will der Konzern von Januar bis Juni 2018 weitere zwei Milliarden Euro in den Rückerwerb eigener Papiere stecken. Voraussetzung dafür ist, dass das Kapitalpolster des Konzerns - gemessen an der Solvency-II-Quote - über 160 Prozent bleibt. Ende September lag die Quote bei 227 Prozent. Damit habe die Allianz einen "Puffer über dem Puffer", sagte Finanzchef Wemmer, der seinen Posten mit Erreichen der Altersgrenze Ende des Jahres an Giulio Terzariol abgibt.

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Die Allianz wollte eigentlich viel Geld in die Übernahme anderer Unternehmen stecken. Anfang August gab Bäte schließlich den Einstieg bei dem britischen Versicherer Liverpool Victoria bekannt - ein Milliardendeal. Dennoch sitzt die Allianz weiterhin auf mehr Kapital, als sie nach Überzeugung des Vorstands braucht.

Nach dem Rückkauf eigener Aktien verteilt sich der Gewinn auf weniger Anteilsscheine - was den Wert des einzelnen Papiers nach oben treiben sollte. Das passt zu dem Ziel der Allianz, ihren Gewinn je Aktie bis 2018 um fünf Prozent pro Jahr zu steigern. Der Rückkauf vom Februar bringe dabei etwa drei Prozent, der neue weitere zwei Prozent, sagte Wemmer. Die Allianz benötige den Rückkauf aber nicht, um ihr Ziel zu erreichen: "Ziele überzuerfüllen, macht immer Spaß."

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Im dritten Quartal bekam die Allianz die Hurrikan-Serie über dem Atlantik sowie die Erdbeben in Mexiko zu spüren. Vorstandschef Bäte erwartet deshalb für 2017 nur noch ein operatives Ergebnis zwischen 10,8 und 11,3 Milliarden Euro. Anfang August hatte er noch in etwa 11,3 Milliarden ins Visier genommen. Wemmer beschrieb den neuen Ausblick als "um eine Nuance" gesenkt. Wie die Allianz 2017 genau abschneide, hänge auch von Schäden durch die Buschfeuer in Kalifornien ab.

Hauptgrund für den Gewinnrückgang im Sommer waren Naturereignisse wie die Hurrikane "Harvey", "Irma" und "Maria" in den USA und der Karibik. Die Allianz musste insgesamt für Naturkatastrophen-Schäden in Höhe von 529 Millionen Euro geradestehen. Der operative Gewinn fiel deshalb mit 2,5 Millionen Euro rund 17 Prozent geringer aus als ein Jahr zuvor. Der Überschuss sank ebenfalls um 17 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro.

Wemmer zufolge hat die Allianz den Großteil der Schäden auf die eigene Kappe genommen - und nur rund 70 Millionen Euro an Rückversicherer wie Munich Re oder Hannover Rück abgegeben. Wenn Rückversicherer zum Jahreswechsel wegen der hohen Schäden wie erwartet an der Preisschraube drehen, will die Allianz dagegenhalten. Wer die Rückversicherung kaum belastet habe, besitze gute Argumente gegen Preiserhöhungen, sagte Wemmer.

Nach Schätzung der Munich Re dürften allein die Hurrikan-Serie die Versicherungsbranche rund 100 Milliarden US-Dollar (86 Mrd Euro) kosten. Bei der Allianz brach der operative Gewinn in der Schaden-Unfall-Sparte in diesem Zuge um 28 Prozent ein. Im Gegensatz zu den großen Rückversicherern reichten die Prämieneinnahmen bei der Allianz jedoch aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote blieb mit 96,9 Prozent noch merklich unter der kritischen 100-Prozent-Marke.

Allerdings musste die Allianz auch in den anderen Geschäftsbereichen Gewinnrückgänge hinnehmen. In der Lebens- und Krankenversicherung sank das operative Ergebnis im Jahresvergleich um zehn Prozent - weil sie weniger Gewinne aus Kapitalanlagen realisierte und ungünstige Wechselkurse in den USA aufs Ergebnis drückten. In der Vermögensverwaltung, zu der die US-Tochter Pimco und Allianz Global Investors zählen, fiel der operative Gewinn um drei Prozent geringer aus als ein Jahr zuvor. Allerdings konnte der Konzern in dem Bereich netto neue Kundengelder im Umfang von 32 Milliarden Euro einsammeln.

Analysten loben Rückkaufprogramm

Der für die erste Hälfte 2018 geplante Aktienrückkauf in Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro verdeutliche die starke Kapitalausstattung des Versicherers, erklärte Analyst Paul De'Ath von der Investmentbank RBC Capital. Die Zahlen zum dritten Quartal seien derweil wie erwartet ausgefallen.

Auch Analyst Michael Haid von der Commerzbank wertet den Rückkauf positiv. "WOW!", schrieb er in einem ersten Kommentar. Das dürfte die Lage für einige Investoren deutlich verändern. So habe es zuletzt durchaus Sorgen gegeben, dass die Allianz selbst das aktuelle, im Februar aufgelegte Rückkaufprogramm von drei Milliarden nicht vollständig umsetzen könnte.

/stw/he

MÜNCHEN (dpa-AFX)

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