Aktienmärkte nach Beben in Japan auf Talfahrt - Panik bleibt aus

Das verheerende Erdbeben in Japan hat die Börsen am Freitag weltweit auf Talfahrt geschickt, eine Panik ist an den großen Finanzplätzen der Welt aber ausgeblieben.
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FRANKFURT/NEW YORK/TOKIO (dpa-AFX) - "Der Markt war bereits kippelig und das Erdbeben ist da quasi das Tüpfelchen auf dem i", sagte Florian Weber von der Schnigge Wertpapierhandelsbank mit Blick auf die ohnehin zuletzt schon eingetrübte Stimmung am Markt. Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research betonte, dass sich die Angst breit mache, dass es zu weiteren Erdstößen in Japan kommen könnte. Für den schwachen Gesamtmarkt sei allerdings die unsichere Lage in Saudi-Arabien und die damit verbundene Sorge um die Ölförderung wohl ein noch wichtigerer Belastungsfaktor.
Der Dax (DAX) lag am Nachmittag mit knapp einem Prozent bei 6.993,25 Punkten im Minus und rutschte damit erstmals seit Mitte Januar wieder unter die Marke von 7.000 Zählern. Der deutsche Leitindex beschleunigte damit die Talfahrt der vergangenen Wochen und hat jetzt fast seine gesamten Gewinne aus dem Januar und Februar aufgezehrt. Seit dem Jahreshoch Mitte Februar ging es um rund sechs Prozent nach unten. Vor dem Beben in Japan hatten bereits die anhaltenden Unruhen in Nordafrika und im arabischen Raum die Märkte verunsichert. Der dadurch stark gestiegene Ölpreis hatte zuletzt bereits die gute Stimmung vertrieben und die größtenteils sehr guten Unternehmenszahlen überlagert.
VERLUSTE IN JAPAN AM STÄRKSTEN
Europaweit zeigte sich ein ähnliches Bild: Der Eurostoxx 50 (EuroSTOXX 50) verlor 0,80 Prozent auf 2.887,27 Punkte, auch die Leitindizes in Paris und London büßten ein. Der japanische Nikkei-225-Index (Nikkei 225) war in Folge des Bebens im späten Handel deutlich abgerutscht und ging schließlich mit einem Abschlag von 1,72 Prozent ab auf 10.254,43 Punkte aus dem Handel. In China büßte der Leitindex CSI 300 etwa ein Prozent ein, in Hongkong gab der Hang-Seng-Index anderthalb Prozent ab. Der Shanghai Composite Index sank um rund 0,8 Prozent. In New York sank der Leitindex Dow Jones kurz nach Handelsstart um 0,10 Prozent auf 11.972,91 Punkte.
Marktstratege David Buik von BGC Partners sagte, die Märkte hätten auf "den Panik-Knopf" gedrückt. Zum Teil sei die Reaktion - vor allem an den Märkten in Europa - jedoch überzogen. Der Commerzbank-Experte für Japan, Wolfgang Leim, sieht dies ähnlich und rechnet mittelfristig sogar mit einem positiven Effekt für die Aktienmärkte. "Die Erfahrung aus der Vergangenheit mit ähnlichen Naturkatastrophen zeigt, dass es nur zu einem kurzfristigen Einbruch kommt. Durch den dann folgenden Wiederaufbau dürfte es zu einer umso kräftigeren Erholung kommen", sagte er der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
SONY UND TOYOTA SCHLIESSEN WERKE
Günther Gerstenberger, Fondsmanager bei der PEH Wertpapier AG, hielt die Reaktion des Marktes indes bislang für sehr besonnen. Die Bilder sähen nach hohen Kosten und einer möglichen Belastung für das Wachstum aus. "Noch denken die Märkte, es handele sich um eine temporäre Belastung. Sollte dem so sein, bietet der Rücksetzer Einstiegsmöglichkeiten." Sollte sich aber herausstellen, dass das Beben das Wirtschaftswachstum deutlich eindämme, könnte dies auch an der Börse für eine ausgeprägtere Reaktion sorgen.
Konkrete Auswirkungen der Naturkatastrophe auf einzelne Unternehmen wurden bereits bekannt. So schloss etwa der Elektronikkonzern Sony
RÜCKVERSICHERER-AKTIEN STARK UNTER DRUCK
An den Märkten gerieten angesichts solcher Nachrichten insbesondere die Aktien von Rückversicherern unter Druck. In Deutschland gingen die Aktien des weltweiten Branchenführers sowie des Dritten der Branche, Munich Re (Muenchener Rueckversicherungs-Gesellschaft) und Hannover Rück (Hannover Rueckversicherung), auf Tauchstation. Die Aktien der Munich Re verbilligten sich um etwa fünfeinhalb Prozent, die der Hannover Rück um knapp fünf Prozent. In der Schweiz sackten die Papiere des Branchenzweiten Swiss Re (Schweizerische Rueckversicherungs-Gesellschaft) um mehr als fünf Prozent ab. Inwieweit die Rückversicherer für die Schäden des jüngsten Erdbebens geradestehen müssen, konnten Sprecher der Munich Re und von Hannover Rück zunächst noch nicht sagen. Bei großen Naturkatastrophen dauert es oft Wochen, bis Rückversicherer ihre eigene Belastung einschätzen können.
Die Bank of Japan (BoJ) teilte indes mit, sie werde alles tun, um die Stabilität der Finanzmärkte zu sichern und Liquidität bereitzustellen. Es sei eine Arbeitsgruppe zur Beobachtung der Folgen auf die Banken gebildet worden. Der Yen schwächelte dann auch nur kurz und fing sich schnell wieder. Auch Dollar und Euro blieben stabil. "Der nur kurzzeitige Rückgang des japanischen Yen zeigt, dass die Märkte die wirtschaftlichen Folgen nicht so skeptisch beurteilen", sagte Commerzbank-Experte Leim./chs/zb
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