Aktienmarkt-Kenner von der Goltz: "Megatrends sind gefragt"

von Klaus Schachinger, €uro am Sonntag

€uro am Sonntag: In Europa ist 2019 der Markt für Börsengänge schwach gestartet. Wie sind die Aussichten fürs Gesamtjahr?
Joachim von der Goltz: Mit neun IPOs ist das Geschäft noch ungewöhnlich dünn. Da sich aber zahlreiche Kandidaten gerade vorbereiten, erwarten wir, dass das Geschäft bis Juli deutlich anziehen wird, sodass wir 2019 hierzulande mit bis zu zehn größeren IPOs rechnen können.

Währenddessen stürmen milliardenschwere Debütanten wie Fahrdienstleister Uber, sogenannte Einhörner, die Wall Street. Was unterscheidet diese Welle neuer Schwergewichte vom IPO-Boom mit Amazon und Co Ende der 90er-Jahre?
Dass private Platzierungen und die Bewertung der Firmen abseits der Börse seit dem Jahr 2000 deutlich zugelegt haben, auch weil dafür viel Kapital da ist. Mit Privatplatzierungen wollen große Investoren wie Pensionsfonds möglichst früh an Bord sein und nicht erst mit dem IPO.

Weshalb?
Um an der früheren, stärkeren Wachs­tums­phase eines Geschäftsmodells beteiligt zu sein. Deshalb wollen Investoren bei Firmen in Megatrend-Märkten große Anteile bereits vor dem IPO erwerben. Das nehmen die Firmen gern an und gehen erst später mit höherem Umsatz an die Börse.

Es fällt auf, dass die Geschäftsmodelle vieler Einhörner auf dem Internet basieren.
Das Web ist heute eine solide Plattform für neue Geschäftsmodelle und Märkte, die vorher nicht denkbar waren. So passen Einhörner gut zur Digitalisierung, und Anleger wollen in Megathemen investieren.

Sehen Sie auch in Deutschland für Anleger IPO-Investments in Megathemen?
Powertrain, die Tochter von Continental, passt mit ihren alternativen Antriebstechnologien sehr gut in dieses Schema.