BASF-Aktie kämpft mit Gewinnmitnahmen: BASF hebt Prognose für 2017 an
Dank deutlicher Zuwächse bei Basischemikalien sowie bei Öl und Gas läuft es für BASF derzeit rund.
Im zweiten Quartal 2017 verbuchte der Chemieriesen erneut einen Gewinnsprung und hob die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr an. Von April bis Juni stieg der operative Gewinn vor Sondereffekten um 32 Prozent auf 2,25 Milliarden Euro, wie das im DAX notierte Unternehmen am Donnerstag in Ludwigshafen mitteilte. Analysten hatten etwas weniger erwartet. Der Jahresüberschuss legte um 37 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro zu. Der Umsatz kletterte vor allem dank höherer Preise und Mengen um zwölf Prozent auf 16,3 Milliarden Euro.
Für das Gesamtjahr erwartet Bock nun ein Wachstum beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern (Ebit) und Sondereinflüssen (2016: 6,3 Milliarden Euro) von mindestens elf Prozent, bislang waren bis zu zehn Prozent erwartet worden. Der Umsatz (2016: 57,6 Milliarden Euro) soll weiter um mindestens sechs Prozent wachsen. Trotz des optimistischeren Gewinnausblicks gaben die Aktien des Chemiekonzerns am Nachmittag um 1,93 Prozent auf 79,76 Euro nach. Experte Jeremy Redenius vom Analysehaus AB Bernstein sah denn auch im neuen Ausblick für 2017 keine Überraschung.
Im zweiten Quartal habe sich die positive Nachfrageentwicklung fortgesetzt, bilanzierte Bock. Laut BASF konnten die Preise auch dank gestiegener Rohstoffpreise um sieben Prozent angehoben werden. Der Absatz legte um drei Prozent zu. Währungs- und Portfolioeffekte trugen ebenfalls zum Umsatzplus bei. Wegen der guten Wirtschaftsentwicklung im ersten Halbjahr schätzt BASF die Rahmenbedingungen für das Jahr nun überwiegend besser ein als zuvor.
LISTE AUS TÜRKEI TRÄGT NICHT ZU VERTRAUEN BEI
BASF-Vorstandschef Kurt Bock hat mit scharfen Worten darauf reagiert, dass das Chemieunternehmen zusammen mit anderen von der Türkei versehentlich der Terrorunterstützung bezichtigt wurde. "Das trägt natürlich nicht dazu bei, Vertrauen aufzubauen oder Vertrauen zu stärken", sagte Bock in einer Telefonkonferenz. "Jeder weiß, dass man für Investitionen stabile Grundlagen braucht, und dazu gehört natürlich auch, dass man Recht und Gesetz anerkennt."
Nach Darstellung der Bundesregierung hatte die Türkei im Mai an Deutschland eine Liste mit knapp 700 Unternehmen übermittelt, die - nach der ursprünglichen Mitteilung - wegen Geschäftsbeziehungen zu türkischen Firmen aufgefallen seien und gegen die wegen Terrorfinanzierung ermittelt werde. Dazu gehörte auch BASF. Nach heftiger Kritik aus Deutschland hatte die Türkei die Liste wieder zurückgezogen.
Es habe sich um ein "Kommunikationsproblem" gehandelt, hatte der türkische Vize-Ministerpräsident Bekir Bozdag am Montag gesagt. Es sei "definitiv nicht um irgendwelche Untersuchungen gegen deutsche Firmen" gegangen. Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim sagte deutschen Firmen trotz der Spannungen zwischen Berlin und Ankara am Donnerstag Sicherheit zu. "Ich sage es ganz klar, wir sehen Sie nicht als deutsche Firmen. Wir sehen Sie als Firmen dieses Landes." BASF hat in der Türkei sechs Produktionsstätten und beschäftigte dort Ende 2016 gut 800 Menschen.
KRITIK AN RUSSLAND-SANKTIONEN
Zu den vom US-Repräsentantenhaus auf den Weg gebrachten Sanktionen gegen Russland sagte Bock: "Das wäre eine neue Qualität in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen USA und Europa, (...) Sanktionen zu beschließen zu Lasten eines Dritten - nämlich zu Lasten von Europa - und gleichzeitig die amerikanische Wirtschaft zu befördern nach dem Motto: buy american gas (kaufe amerikanisches Gas) - das ist schon bemerkenswert." Russland beliefere Europa seit Jahrzehnten zuverlässig. Nun sei die Politik gefordert.
Im Zentrum der möglichen Sanktionen steht der Energiebereich. Im Öl- und Gasgeschäft stehen die USA in direkter Konkurrenz zu Russland. BASF ist über seine Kasseler Tochter Wintershall im Öl- und Gasgeschäft tätig und an der Pipeline Nord Stream 1 beteiligt, die Gas von Russland über die Ostsee leitet. Das Ja des US-Senats und von US-Präsident Donald Trump zu den Maßnahmen steht noch aus.
Nach der Explosion mit vier Toten auf dem BASF-Gelände im vergangenen Oktober sollen die Schäden an den betroffenen Pipelines bis Ende des dritten Quartals 2017 behoben sein. Eine Propylenleitung sei schon wieder in Betrieb, sagten Bock und Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel. Vom Unfall verursachte Ergebnisbelastungen in Höhe von 100 Millionen Euro wurden von einer Versicherung ausgeglichen. Vor dem Unglück soll ein Arbeiter eine falsche Leitung angeschnitten haben, 29 Menschen wurden verletzt.
Die BASF-Aktie gibt im Donnerstagshandel um rund 2,5 Prozent nach.
LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX)
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