Glenmede-Strategen warnen vor "Bärenfalle": Anlegern drohen erneut schmerzhafte Verluste
Für die Aktienmärkte sah die Entwicklung in diesem Jahr nicht gerade rosig aus. Im Juni setzten die US-Börsen jedoch zu einer Erholungsrally an. Die Strategen von Glenmede zeigen sich dennoch wenig zuversichtlich. Sie glauben, dass es sich nur um eine kurzlebige Rally handelte und Anlegern nun weitere Verluste drohen.
• Aktienmärkte in diesem Jahr im Abwärtstaumel
• Anleger fassen zwischenzeitlich Hoffnung - Sommerrally an den US-Börsen
• Glenmede-Strategen warnen vor "Bärenfalle"
Nachdem die US-Indizes im Laufe des Jahres deutlich nachgaben und der Dow Jones im Juni sein 52-Wochen-Tief bei 29.653,29 Punkten erreichte, während der marktbreite S&P 500 bis auf 3.636,87 Zähler zurückfiel, setzte sie anschließend zu einer Erholung an. So eroberte der Dow Jones nach und nach eine runde Marke nach der anderen zurück und kletterte bis Mitte August auf über 34.000 Punkte. Der S&P 500 stieg derweil zeitweise bis auf über 4.300 Punkte.
Handelte es sich dabei nur um eine Bärenmarktrally?
Glenmede-Strategen warnen vor "Bärenfalle
Die Strategen von Glenmede warnten, wie MarketWatch berichtet, jedenfalls bereits kurz nach dieser zwischenzeitlich kräftigen Erholung davor, dass die Aktien nach der großen Sommerrally wieder zurückfallen könnten. Es sehe so aus, als lauere im großen Aufschwung des Aktienmarktes eine "Bärenfalle", die zu schmerzhaften Verlusten für die Anleger führen könnte, so die Strategen laut MarketWatch in einem Bericht.
In der Vergangenheit ließen sich bereits des Öfteren solche Rallys inmitten einer Abwärtsbewegung beobachten. So entdeckte das Anlagestrategieteam bei der Untersuchung eines Zeitraums von 50 Jahren, in dem es sechs Bärenmärkte gab, in vier davon mehrere kurzlebige Rallys.
Die Glenmede-Strategen sehen in der heutigen Entwicklung gewisse Parallelen zu den Bärenmärkten in der Vergangenheit: "Die 17%-Rally vom Tief vom 16. Juni scheint mit historischen Bärenmarkt-Rallys übereinzustimmen, die im Durchschnitt über 17,8% zurückkamen, bevor sie den Kurs umkehrten und neue Markttiefs erreichten", so das Team in seiner Kundenmitteilung.
Jeremy Grantham: Crash noch nicht vorbei - Blase noch nicht geplatzt
Auch Börsenkenner Jeremy Grantham, der bereits Anfang des Jahres davor warnte, dass sich am Aktienmarkt eine "Superblase" gebildet habe, mahnte Anleger erst kürzlich zur Vorsicht, da diese Blase noch nicht geplatzt sei und erklärte, dass es sich bei der zwischenzeitlichen Erholung der US-Aktien von Mitte Juni bis Mitte August nur um eine Bärenmarkt-Rally handelte. Solch eine Bärenmarkt-Rally sei laut Grantham nach einem anfänglich starken Rückgang und bevor sich die Wirtschaft wirklich zu verschlechtern beginne üblich. Der GMO-Mitgründer erwartet also ebenso, dass es für die Märkte noch weiter abwärts gehen dürfte. Genauer gesagt prognostizierte Grantham, dass der Markteinbruch noch lange nicht vorbei sei und der S&P 500 um rund 50 Prozent gegenüber seinem Höchststand einbrechen dürfte.
Hoffnung auf weniger aggressiven Straffungskurs der Fed schwindet
Und tatsächlich ging es für den Dow Jones, seit er Mitte August auf mehr als 34.000 Punkte klettern konnte, wieder rund vier Prozent abwärts auf zuletzt 32.381.34 Punkte und auch der S&P 500 verlor seither rund vier Prozent auf zuletzt 4.110,41 Zähler (Stand: Schlusskurs vom 12.09.2022).
Die Anleger scheinen, wie MarketWatch berichtet, also bereits einige Faktoren der Erholung in diesem Sommer zu überdenken - so auch die Hoffnung, dass die US-Notenbank die Zinssätze möglicherweise nicht so aggressiv anheben könnte, wie zuvor angenommen.
Dazu dürfte unter anderem die Rede von Fed-Chef Jerome Powell im Rahmen der Notenbankkonferenz von Jackson Hole Ende August beigetragen haben. Powell erklärte, dass es das "überragende Ziel" der Fed sei, den Zielwert für die Inflation von zwei Prozent wieder zu erreichen und, dass diese "Wiederherstellung der Preisstabilität […] wahrscheinlich die Fortsetzung einer restriktiven Geldpolitik für einige Zeit notwendig machen" werde - ein zu zögerliches Vorgehen würde seiner Meinung nach nur die langfristigen Kosten erhöhen. Daneben dämpfte er Spekulationen um eine baldige Umkehr der US-Notenbank von ihrem Straffungskurs, indem er erklärte, dass die historische Erfahrung gegen eine zu frühe Lockerung der Geldpolitik spräche.
Die nächste Zinssitzung der Fed ist für den 20. Und 21. September geplant. Nachdem die US-Notenbank den Leitzins im Juni und Juli bereits jeweils um 0,75 Prozentpunkte angehoben hat, liegt dieser aktuell in einer Spanne von 2,25 bis 2,20 Prozent. Im September könnte nun erneut eine Anhebung um 50 oder gar 75 Basispunkte bevorstehen. Powell erklärte auf der Notenbankkonferenz, dass die Entscheidung der Fed auf ihrer Sitzung im September "von der Gesamtheit der eingehenden Daten und den sich entwickelnden Aussichten abhängen" werde. Ein erneut "außergewöhnlich großer" Zinsschritt könnte jedoch notwendig werden.
Derweil sendete auch die Europäische Zentralbank vergangene Woche ein Signal der Entschlossenheit im Kampf gegen die Rekordinflation im Euroraum. Die EZB hob den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent an - die größte Zinserhöhung der EZB-Geschichte - und stellte weitere Zinsanhebungen in den nächsten Monaten in Aussicht.
Laut den Strategen von Glenmede dürfte die weitere Entwicklung - obwohl sich die wirtschaftliche Rezession noch nicht bestätigt habe - stark von den kommenden Inflationsdaten und Zinsergebnissen abhängen. Bleibt also zunächst abzuwarten, wie diese ausfallen.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Inked Pixels / Shutterstock.com, albund / Shutterstock.com