Crash noch nicht vorüber

Jeremy Grantham warnt: Jüngste Erholung war nur eine Bärenmarkt-Rally - "Superblase" noch nicht geplatzt

07.09.22 22:19 Uhr

Jeremy Grantham warnt: Jüngste Erholung war nur eine Bärenmarkt-Rally - "Superblase" noch nicht geplatzt | finanzen.net

Nachdem Börsenkenner Jeremy Grantham bereits Anfang des Jahres verkündete, dass sich eine neue "Superblase" am Aktienmarkt gebildet habe, warnte er Anleger nun erneut, dass die Blase noch nicht geplatzt sei.

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• Jeremy Grantham warnt Anfang des Jahres vor vierter "Superblase" in hundert Jahren
• Märkte erlebten jüngst "typische Bärenmarkt-Rally"
• GMO-Mitgründer sieht "gefährliche Mischung" - weitere Probleme dürften auf die Märkte zukommen



Jeremy Grantham, Mitbegründer des Bostoner Vermögensverwalters Grantham, Mayo & van Otterloo (GMO), gilt mit seinen mehr als 50 Jahren Erfahrung als Investorenlegende und sagte bereits zahlreiche Krisen erfolgreich voraus. So warnte er Ende der 1980er Jahre vor Blasen in Japan, um die Jahrhundertwende vor einer Blase bei den Technologieaktien und vor der Finanzkrise 2008 vor einer Blase im US-Immobilienmarkt.

Grantham warnt vor "Superblase"

Anfang des Jahres warnte Grantham vor einer neuen Superblase, die sich gebildet habe. "Letztes Jahr um diese Zeit sah es so aus, als ob wir eine normale Blase mit den üblichen Folgen für die Wirtschaft haben könnten. Doch im Laufe des Jahres ist die Blase in die Kategorie der Superblase aufgestiegen", schrieb Grantham in einem Beitrag auf der Webseite seines Investmentunternehmens GMO. Unter einer Superblase versteht man laut Grantham die Kombination mehrerer einzelner Blasen, die jede für sich schon besorgniserregend seien.

Jüngste Erholung war nur eine Bärenmarkt-Rally - Blase noch nicht geplatzt

Der Börsenkenner prognostizierte, dass Benchmark-Aktien bei einem historischen Zusammenbruch um fast 50 Prozent einbrechen würden. Im Juni notierte der S&P 500 dann auch zeitweise bereits fast 25 Prozent unter seinem Höchststand von Januar. In den darauffolgenden Wochen legte der marktbreite Index wieder kräftig zu. Zuletzt ging es für die US-Aktienmärkte jedoch wieder abwärts und so warnen prominente Strategen wie Mike Wilson von Morgan Stanley laut Bloomberg die Anleger, dass der Markt die Talsohle noch nicht erreicht hat.

Auch Jeremy Grantham geht davon aus, dass die große Blase, vor der er gewarnt hat, noch nicht geplatzt ist und, dass es sich bei der zwischenzeitlichen Erholung der US-Aktien von Mitte Juni bis Mitte August nur um eine Bärenmarkt-Rally handelte, die - nach einem anfänglich starken Rückgang und bevor sich die Wirtschaft wirklich zu verschlechtern beginne - üblich sei. "Sie hatten neulich eine typische Bärenmarkt-Rally und die Leute sagten: 'Oh, das ist ein neuer Bullenmarkt'", so Grantham in einem Interview. "Das ist Unsinn."

Grantham sieht weitere Probleme auf die Märkte zukommen

Wie Bloomberg berichtet, verläuft der Zusammenbruch einer Superblase laut Grantham in mehreren Phasen: Zuerst gibt es einen Rückschlag, wie im ersten Halbjahr 2022, dann folgt eine leichte Rally, wie erst kürzlich und schließlich brechen die Fundamentaldaten zusammen und der Markt erreicht seinen Tiefpunkt, was dem Markt seiner Meinung nach nun bevorstehen könnte.

Aktuell sieht Grantham Bloomberg zufolge, aufgrund einer "gefährlichen Mischung" aus überbewerteten Aktien, Anleihen und Wohnimmobilien, einem Rohstoffschock und der restriktiven Haltung der US-Notenbank weitere Probleme auf die Märkte zukommen. Der GMO-Mitbegründer verwies daneben auf kurzfristige Probleme, wie die Auswirkungen der russischen Invasion in der Ukraine auf Europa, daraus resultierende Nahrungsmittel- und Energiekrisen und Chinas anhaltende Corona-Probleme. Während in der ersten Jahreshälfte die steigende Inflation zu Rückgängen geführt habe, würden laut Grantham sinkende Gewinnmargen der Unternehmen die nächste Runde von Verlusten verursachen. "Ich wette, dass wir wirtschaftlich und finanziell eine ziemlich harte Zeit haben werden, bevor dies durch das System gespült wird", zitiert Bloomberg den Investor. "Was ich nicht weiß, ist: Läuft das so aus dem Ruder wie in den 30er Jahren, ist es ziemlich gut eingedämmt wie im Jahr 2000 oder liegt es irgendwo in der Mitte?"

Redaktion finanzen.net

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