Intel-Aktie am materiellen Buchwert: Hat die Aktie ihren Tiefpunkt erreicht?
Die Intel-Aktie musste in diesem Jahr bereits deutliche Verluste hinnehmen. Hat das Papier seinen Tiefpunkt nun beim materiellen Buchwert erreicht?
Werte in diesem Artikel
• Intel enttäuscht in zweitem Quartal
• Intel-Aktie notiert um materiellen Buchwert
• Intel ist einer der "wichtigsten strategischen Vermögenswerte" der USA
Intel mit enttäuschender Bilanz
Am 1. August hat der kriselnde Halbleiterhersteller Intel seine Bücher für das zweite Quartal 2024 geöffnet. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Prozent und betrug damit 12,8 Milliarden US-Dollar. Der Verlust je Aktie lag im zweiten Jahresviertel bei 0,38 US-Dollar.
Wie in der Pressemitteilung außerdem ersichtlich wird, werde Intel drastische Maßnahmen ergreifen, um seine Kosten zu senken. Dazu gehöre auch eine Personalreduktion von über 15 Prozent, um das Unternehmen neu auszurichten und seine Größe anzupassen. Zudem werde die Dividendenausschüttung ab dem vierten Quartal 2024 ausgesetzt. Das Unternehmen bekräftigte jedoch auch sein langfristiges Ziel, eine wettbewerbsfähige Dividende wieder einzuführen, sobald die Cashflows ein nachhaltig höheres Niveau erreichen. Insgesamt sollen mit Hilfe der Maßnahmen zehn Milliarden US-Dollar eingespart werden.
"Unsere finanzielle Leistung im zweiten Quartal war enttäuschend, obwohl wir wichtige Meilensteine in der Produkt- und Prozesstechnologie erreicht haben. Die Trends im zweiten Halbjahr sind anspruchsvoller als erwartet und wir nutzen unser neues Betriebsmodell, um entscheidende Maßnahmen zu ergreifen, die die Betriebs- und Kapitaleffizienz verbessern und gleichzeitig unsere IDM 2.0-Transformation beschleunigen", erklärte Pat Gelsinger, CEO von Intel in der Pressemitteilung. "Diese Maßnahmen, zusammen mit der Einführung von Intel 18A im nächsten Jahr, um die Führungsposition in der Prozesstechnologie zurückzugewinnen, werden unsere Position auf dem Markt stärken, unsere Rentabilität verbessern und Wert für die Aktionäre schaffen."
Nach Veröffentlichung der Bilanz ging es für die Intel-Aktie deutlich abwärts. Die Intel-Aktie erlebte an der NASDAQ einen drastischen Einbruch von 26,06 Prozent und fiel letztlich auf 21,48 US-Dollar. Ein Rückgang in dieser Größenordnung war der größte für Intel seit September 2000, als die Aktie um 22 Prozent gefallen war.
Intel-Aktie notiert via NASDAQ bei materiellem Buchwert
Seither ging es für die Intel-Aktie noch weiter abwärts. Zuletzt schloss die Aktie des US-amerikanischen Halbleiterherstellers im NASDAQ-Handel am Freitag letztlich 3,81 Prozent tiefer bei 19,71 US-Dollar. Und auch im bisherigen Jahresverlauf hat die Intel-Aktie einen erheblichen Rückschlag erlitten, mit einem Rückgang von über 60 Prozent, wobei ein Großteil des Einbruchs jedoch erst kürzlich stattfand.
Am Montag ging es für Intel erneut nach unten, die Aktie verlor an der NASDAQ-Börse schlussendlich 1,78 Prozent auf 19,36 US-Dollar.
Wie Barron's berichtet, hätten sich die Intel-Papiere inzwischen so stark vergünstigt, dass sie um den materiellen Buchwert gehandelt werden. Dieser liege laut Berechnungen nämlich bei 19,50 US-Dollar. Das materielle Buch ist ein konservatives Maß für den Buchwert, bei dem Firmenwert und andere immaterielle Vermögenswerte nicht berücksichtigt werden. Barron's berechnet Intels materielles Buch auf rund 83,4 Milliarden US-Dollar, was der Marktkapitalisierung entspricht.
Generell sei es recht selten, dass ein so großes Unternehmen, um den materiellen Buchwert herum gehandelt werde, so Barron's. Denn dieser Wert komme in etwa dem Liquidationswert nahe und die meisten großen Unternehmen seien erheblich mehr wert als ein Betrieb, der kurz vor dem Aus stehe. So werden zum Beispiel die Aktien der Konkurrenten AMD und NVIDIA für mehr als das 15- bzw. 50-fache ihres materiellen Buchwerts gehandelt.
Damit könnte sich Intel sich einem neuen Tiefpunkt nähern. Die Aktie erreichte kürzlich einen Tiefststand von knapp 19 US-Dollar, und der materielle Buchwert könnte sich als Untergrenze für den Aktienkurs erweisen.
Der Großteil von Intels Vermögenswerten - über 100 Milliarden US-Dollar - besteht aus Halbleiterfabriken, die als Anlagen, Eigentum und Ausrüstung geführt werden. Das Unternehmen trägt Nettoschulden in Höhe von über 30 Milliarden US-Dollar und Moody's habe seine Kreditwürdigkeit aufgrund schwächerer Rentabilität kürzlich von A3 auf Baa1 herabgestuft.
Hoffnung für Intel?
Jedoch gebe es noch Hoffnung für Intel. Technologiekolumnist Tae Kim bezeichnete Intel kürzlich als eines der "wichtigsten strategischen Vermögenswerte" des Landes. Die USA würden den Konzern brauchen, wenn sie ihre Abhängigkeit von asiatischen Chipherstellern verringern wollten. Wäre das Unternehmen für die USA nicht so strategisch wichtig, wäre es möglicherweise sogar ein Übernahmekandidat, so Barron's.
Trotz der düsteren Schlagzeilen werde außerdem erwartet, dass Intel in diesem Jahr 25 Cent pro Aktie verdient, im Jahr 2025 etwa ein US-Dollar und im Jahr 2026 fast zwei US-Dollar pro Aktie.
Die Stimmung gegenüber Intel bleibt derweil jedoch schlecht. Von den 31 Analysten, die die Aktie laut TipRanks bewerten, gibt es nur eine Kaufempfehlung. 25 Analysten sehen in dem Papier ein "Hold", fünf Experten raten sogar zum Verkauf. Anleger können die Aktie heute etwa zu dem Kurs kaufen, zu dem sie vor 25 Jahren gehandelt wurde. Große Tech-Unternehmen wie diese gebe es kaum, wenn überhaupt.
Redaktion finanzen.net
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